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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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immer verschwinden lassen.
    „Ich sollte nach Tours reisen und versuchen, die Spur der beiden aufzunehmen.“ Er schwieg einen Augenblick. „Aber vielleicht sind sie längst tot“, fügte er langsam hinzu und dachte doch nur an Felix.
    „Nein. Ich bin sicher, das würde ich spüren. Ich habe immer gespürt, wenn etwas mit meinem Sohn oder mit meinem Bruder war.“
    Aletha rückte näher zu ihm und begann ihn zu streicheln. Ihr Begehren war nur allzu deutlich, und er mochte sie nicht noch einmal abweisen. Als er wider alle Vernunft in sie eindrang, schrie sie gedämpft auf. Sofort zog er sich zurück, aber sie hielt ihn fest. „Bitte!“, flehte sie.
    „Nein, ich bereite dir Schmerzen.“ Rasch rollte er sich auf die Seite, drückte sie aber an sich, sodass sich ihr Rücken an seine Brust schmiegte. „Wir warten, bis es dir besser geht.“
    „Es wird mir nicht mehr besser gehen, nur schlechter. Etwas zehrt an mir, es ist, als sei etwas in mir zerbrochen“, flüsterte sie und schluchzte leise auf.
    Wittiges fielen die Rosenbüsche im Hof ein, die der Sturm völlig zerschlagen hatte, die geknickten jungen Obstbäume, die Pontus an Spalieren gezogen hatte und das zerstörte Land. Aber nun war es, als hätte ihn eine Faust im Nacken getroffen, die Faust eines Gottes, der sich mit einem Übermaß an Strafe für etwas rächen wollte.
    12
    Ungefähr vier Wochen später stand Wittiges mit austrasischen Truppen vor Soissons. Sie führten Krieg gegen Chilperich. Brunichild hatte den Rat davon überzeugt, dass dieser Krieg notwendig war, um nicht selbst angegriffen zu werden.
    Wittiges hatte seine Krieger nach Reims geführt, wo sie sich mit anderen zu einer größeren Truppe unter seinem Befehl vereint hatten. Otho war auch dabei. Bei der Mitteilung, dass sein kleiner Bruder für unbestimmte Zeit am Hof in Metz weilte und damit seiner Munt entzogen war, war der Schmied einigermaßen gelassen geblieben. Dennoch nahm Wittiges einen vagen Eindruck von Groll als Erinnerung an das kurze Gespräch mit.
    Als ehemaliger Königsitz Chilperichs galt Soissons als blühende Stadt. Von früheren Besuchen kannte Wittiges etliche Händler dort, mit denen er regelmäßig Geschäfte getätigt hatte. Er hatte Stoffe an sie verkauft, aber auch Edelsteine und Purpur, nur war er seit Längerem nicht mehr dazu gekommen, in den Süden zu reisen, um für Nachschub zu sorgen. Der anstrustio Wittiges stand dem Händler Wittiges mehr und mehr im Weg. Und den anstrustio quälte die Vorstellung, welches Unheil der Stadt und ihren Bewohnern durch den Überfall bevorstand.
    Dux Lupus führte zusammen mit seinem Bruder Magnulfus den Kriegszug an. Zu den Unterheerführern gehörte neben Wittiges und anderen Edlen auch Merowech. Seine freiwillige Teilnahme am Krieg trug ihm Anerkennung ein, wenn auch kaum Sympathie. Seine Heirat mit der Königin hatte der Rat nicht gerade mit Jubel aufgenommen, im Gegenteil, es gab etliche unter den Reichsgroßen, die Brunichilds Eigenmächtigkeit missbilligten. Zu den schärfsten Kritikern gehörten sowohl Lupus als auch Wandalenus.
    Der Angriff auf die Stadt erfolgte im ersten Morgengrauen und von mehreren Seiten gleichzeitig. Schon nach zwei Stunden konnten die austrasischen Truppen mit einem Rammbock eins der Stadttore aufsprengen. Nun begann der Kampf in der Innenstadt, der sich aber rasch zum Plünderungszug wandelte, da die austrasischen Krieger auf wenig bewaffnete Gegenwehr stießen. Wittiges ekelte es an, Krieger zu sehen, die in Häuser eindrangen, Frauen an den Haaren herauszerrten und nicht selten vor den Augen ihrer Kinder vergewaltigten. Hier kämpften Franken gegen Franken, es war ein schmutziger, unwürdiger Bruderkrieg. Und wofür bloß? Mehr als einmal rettete er einem Mann oder einer Frau das Leben, aber er konnte nicht überall zugleich sein.
    Merowech hatte er aus den Augen verloren, wusste aber, dass dieser gegen den Palast vorrücken wollte, weil er hoffte, Fredegund zu fassen, die, wie es hieß, von Chalon nach Soissons statt nach Paris gereist war.
    Wittiges, immer mehr geneigt, sich aus diesem ganz und gar verderblichen Krieg zurückzuziehen, aus dem nichts Gutes erwachsen konnte, drang gegen Mittag mit einigen Kriegern aus seinen Dörfern zögernd in eine Gasse vor, die auf ein Kloster zuführte, das unmittelbar an der Stadtmauer lag. Jemand hatte die Klosterpforte bereits mit einer Axt aufgesprengt, musste aber abgelenkt worden sein, denn im Innenhof herrschte keinerlei Verwüstung. Bis auf

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