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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Erste, der ihn zu fassen bekäme, würde ihn mit Vergnügen kaltmachen. Wohin also mit ihm?
    „Das glaube ich dir gern“, murmelte Wittiges und erhob sich ächzend.
    „Was wirst du tun?“
    „Mich der Sache stellen. Ich glaube, es ist besser, du bleibst hier. Aletha wird dir ein Zimmer herrichten lassen.“
    Chramm kam rascher auf die Füße als er. „Wenn du jetzt zu Theodos Hof reitest, bin ich dabei. In Cnivas Abwesenheit bin ich für alles und alle dort verantwortlich. Also behandle mich nicht wie ein Kind.“
    Wittiges’ Zorn auf ihn war verraucht, es war ohnehin nur eine Anwandlung von Schwäche und Selbstmitleid gewesen. „Ich möchte, dass du bleibst und mir nicht noch einmal widersprichst“, sagte er nachdrücklich. „Ich vertraue darauf, dich hier vorzufinden, wenn ich zurückkehre. Du rufst alle Knechte zusammen, bewaffnest sie und teilst sie in Gruppen ein, die rings ums Haus Wache halten. Vorsichtshalber schickst du die Frauen und Kinder in den Wald hinauf. Bitte Viola, dir zu helfen.“
    Chramms Augen leuchteten auf. „Wenn du wirklich meinst, aber ...“
    „Ja, das meine ich“, bekräftigte Wittiges rasch. Hoffentlich begriff der junge Esel, dass er ihm eine wichtige Aufgabe anvertraute und nicht etwa als nutzlosen Verbündeten zurückließ. Falls es stimmte, dass Merowech auf seine, Wittiges’, Unterstützung hoffte, waren die Vorsichtsmaßnahmen vielleicht überflüssig, aber nach Chramms Schilderungen der Zustände auf Theodos Hof sicher nicht abwegig.
    Zusammen gingen sie zurück zu den Frauen, Wittiges erklärte Aletha, was er vorhatte und schickte einen Knecht nach seinen Waffen. Draußen im Hof warteten wenig später sein Pferd und zwei Männer aus dem Gesinde, die sich freiwillig erboten hatten, ihn zu Theodos Hof zu begleiten.
    17
    Niemand rief die Reiter an, als sie sich der Umfriedung näherten, anscheinend waren keine Wachen aufgestellt worden, das erschien seltsam. Sobald sie das große Tor in der mehr als mannshohen Hecke erreichten, schlug ein Hund an, aber sonst rührte sich nichts. Vorsichtig drangen sie weiter vor, stießen die Tür ins Haus auf und dort hörten sie jemanden schluchzen. Es war eine kleine Magd, die am Feuer kniete. Mit tränennassen Wangen schaute sie auf. Wittiges ließ das Schwert sinken und beugte sich zu ihr hinab.
    „Wo sind sie alle? Kannst du mir das sagen?“
    Das Mädchen raffte den Kittel an der Brust zusammen, aber nicht schnell genug, dass Wittiges nicht noch einige rote Male erspäht hatte. Die Kleine war offensichtlich misshandelt und höchstwahrscheinlich auch missbraucht worden. Ihr verstörter Blick, der mehr als nur körperlichen Schmerz verriet, sprach dafür. Behutsam fasste er sie unter den Armen und zog sie hoch. Sie war höchstens zwölf.
    „Hab keine Angst vor mir. Du kennst mich doch.“
    Sie nickte zögernd.
    „Also?“
    Mit zitternder Hand wies sie zur Tür. „Sie sind weg“, flüsterte sie.
    Es stimmte. Wittiges’ Begleiter befreiten die Knechte aus der Scheune, aber von ihnen war wenig zu erfahren. Nur das Mädchen wusste etwas. Immer wieder von Schluchzern unterbrochen, berichtete sie von einer Auseinandersetzung zwischen Merowechs alten und neuen Gefolgsleuten, die damit geendet hatte, dass alle aufbrachen und fortritten.
    „Und wohin?“, fragte Wittiges zum wiederholten Mal. Sie wusste es nicht. „Und wann sind sie aufgebrochen?“
    „Ist noch nicht lange her.“
    Zerbrochenes irdenes Geschirr lag herum, der Boden war mit Essensresten übersät, an den Wänden waren Strohsäcke verteilt, die nach abgestandenem Bier, Wein und Erbrochenem stanken. Während sich nach und nach weitere Mägde hereintrauten und aufzuräumen begannen, kroch ein Junge unter der Treppe hervor, die ins Obergeschoss hinaufführte. Wittiges war mit wenigen Schritten bei ihm und zog ihn ans Licht des Feuers.
    „Wer bist du? Was machst du hier?“
    Es war ein Hütejunge, der den ungebetenen Gästen gezwungenermaßen aufgewartet hatte. Ein verschrecktes Kind, dem Wittiges erst einmal gut zureden musste, bevor es etwas sagte. Aber was dann bei der Befragung herauskam, war äußerst aufschlussreich.
    „Sie haben gemerkt, dass Chramm weg ist. Dann haben sie gestritten. Einer hat gesagt, es ist nicht mehr sicher hier, und er weiß was Besseres.“
    Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Trupp als nächstes Ziel casa alba vorgenommen hatte? Aber dann hätte Wittiges ihm begegnen müssen. Dennoch. „Haben sie casa alba erwähnt?“,

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