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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Wächter hervor, das blanke Schwert in der Hand.
    Wittiges lehnte sich im Sattel vor. „Sag Merowech, Wittiges ist gekommen“, erklärte er lässig. „Wir haben uns auf Theodos Hof leider verpasst.“
    Die Augen des Mannes blitzten auf, dann stieß er einen Pfiff aus. Kurz darauf erschienen zwei weitere Männer. Einer von ihnen forderte den Besucher mit einer herrischen Handbewegung auf, in den Hof einzureiten. Wittiges schüttelte den Kopf. „Ich verlange mit Merowech zu sprechen. Hier vor dem Tor.“
    Die Hand des Mannes spielte mit dem Schwertgriff, während er sich murmelnd mit seinen Kameraden verständigte. Dann nickte er und ging zurück zum Haus.
    Als Merowech langsam durch das Tor trat, hielt sich jemand dicht hinter ihm.
    „Wittiges! Du bist es wirklich!“, rief Merowech gedämpft und wandte sich an seinen Begleiter. „Ich hab’s nicht glauben wollen. Gailen, sieh, das ist er, ich hab dir von ihm erzählt!“
    Der Mann musste Merowechs enger Freund sein, von dem der Hütejunge berichtet hatte. Ein Mann gleichen Alters von mittlerer Statur, mit breiten Schultern, großen Händen und einem merkwürdig kleinen Kopf mit glattem braunem Haar. Er schaute nur kurz zu Wittiges auf, ließ den Blick über ihn hinwegschweifen und blieb stumm. Es mochte zum Schutz von Merowech sein, dass nun die anderen vortraten, aber es konnte auch bedeuten, dass der Prinz unter Bewachung stand. Wittiges vermochte es nicht eindeutig zu erkennen. Merowech wirkte hohläugig und übernächtigt, er war nicht mehr der allzu selbstsichere, leichtlebige Mann, den er kennengelernt hatte.
    „Nun komm endlich herein“, sagte einer der Männer und winkte. Aus dem Hintergrund schob sich ein Bogenschütze nach vorn, und da wusste Wittiges, dass es kein Zurück mehr gab. Mit aufgesetzter Sorglosigkeit ritt er in den Hof ein und hörte, wie das Tor sofort hinter ihm geschlossen wurde.
    Merowech lächelte ihn unsicher an. „Willkommen!“, sagte er leise. „Nun müssen wir nur noch auf die Leute meines Vaters warten und uns festnehmen lassen.“
    Also hatte Wittiges richtig vermutet. Zwei stille Gestalten, das Gesicht zur Wand gekehrt, lagen unter der weit vorkragenden Traufe des Strohdachs, und das Blut auf dem Boden bewies, dass sie nicht mehr lebten.
    „Was sind das für Männer?“, fragte Wittiges leise, während er sich dicht an Merowechs Seite hielt. Sie betraten das Haus.
    „Die Toten oder die, die mich hergelockt haben?“, entgegnete Merowech. „Meine neuen Freunde sind Männer aus Therouanne. Die Stadt gehört zu den alten fränkischen Stammesgebieten oben an der Küste. Die Leute von dort dienen seit vielen Generationen meiner Familie. - Fredegund stammt auch von dort“, fügte er bitter hinzu.
    Also fragt er sich, ob ihm sein Vater oder Fredegund diese Falle gestellt hat, mutmaßte Wittiges und tippte auf Fredegund.
    Gailen drängte sich zwischen sie. „Wir könnten immer noch einen Ausfall versuchen“, sagte er leise. Wittiges dachte an die Knechte, die ihn begleitet hatten und die sicher darauf brannten, in einen Kampf einzugreifen. Aber für wen? Ihre einzige Sorge galt seiner, Wittiges’, Sicherheit. Für Merowech würden sie nicht kämpfen.
    Erst einmal musste er sich Klarheit über die Lage verschaffen. „Wer gehört überhaupt noch zu dir?“, erkundigte er sich.
    Aber bevor Merowech antworten konnte, meldete sich einer der anderen Männer dicht hinter ihnen.
    „Wenn ihr was zu sagen habt, sprecht laut“, forderte er.
    Wittiges zuckte zusammen. Die Stimme kannte er, das Zischen war unverkennbar. Dieser Mann war einer der beiden, die ihn in den Sumpf gedrängt und dort beinahe getötet hatten. Wieder erinnerte er sich an das belauschte Gespräch. Natürlich, das war ein Verbündeter Fredegunds, er hatte von ihr gesprochen. Und das bedeutete: Merowech musste verschwinden, oder er war so gut wie tot.
    „Was fällt dir ein?“, fuhr Merowech den Mann an, aber der andere grinste nur unverschämt und wich nicht von der Stelle.
    Wittiges’ Hirn fühlte sich wie mit Werg ausgestopft an, denn die Anstrengung des langen Ritts machte sich bemerkbar, zudem meldete sich ein schrecklicher Durst. In dem großen Raum blakte in der Mitte ein Feuer, dessen Rauch sich unter dem Dach sammelte und das zwei verschüchterte Sklaven in Gang hielten. Ein paar Mägde huschten mit gesenkten Köpfen herum und versuchten, den Kriegern auszuweichen, wurden aber immer wieder gepackt und roh betatscht, es war ein widerwärtiges Treiben.

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