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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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fragte Wittiges alarmiert. Er musste sofort zurückreiten.
    Der Junge schüttelte den Kopf. Jemand hatte ihm wie einem Sklaven den Schädel geschoren und dabei die Kopfhaut verletzt, es sah übel aus. Sicher einer der „Scherze“, mit denen sich Merowechs Männer die Langeweile zu vertreiben pflegten. „Nein, sie sagten, sie erreichen den Hof in etwa zehn bis zwölf Stunden.“
    Bis casa alba hätten sie nur zwei Stunden gebraucht.
    „Es ist alles vorbereitet, hat einer gesagt“, ergänzte der Junge. „Es ist alles für ...“, - er spuckte aus und verzog angewidert das Gesicht -, „... den Prinzen vorbereitet“, beendete er den Satz. Wittiges klopfte dem Jungen begütigend auf den Rücken.
    Geistesabwesend nahm er einen Becher gewürzten Wein entgegen, hockte sich ans Feuer und sann über das Gehörte nach. Ein Hof, auf dem alles für besondere Gäste vorbereitet war. Casa alba konnte nicht gemeint sein. Ein abseits gelegenes Gut? Während um ihn herum geredet wurde, versuchte er sich vorzustellen, wie weit Merowech in zehn bis zwölf Stunden kommen konnte, und irgendwann dachte er an einen großen Hof, der gut zu verteidigen war und an dem er auf seiner Reise nach Hause vorbeigritten war. Und an das dort erlauschte Gespräch. Mühsam rief er sich die wenigen Äußerungen ins Gedächtnis zurück. Es war offensichtlich: Merowech, dieser Unglücksrabe, würde in eine eigens für ihn aufgestellte Falle tappen.
    Wittiges hatte mehr als einen Grund, nicht noch einmal in den Verlauf von Merowechs Schicksal einzugreifen. Das musste er sich deutlich bewusst machen. Außerdem war fraglich, ob er das Schicksal überhaupt noch aufzuhalten vermochte.
    Den Knechten von Theodos Hof konnte er es nicht verdenken, wenn sie Merowech nur das Schlimmste an den Hals wünschten. Knechte zählten wenig, ihr meist kurzes Leben gestaltete sich als Abfolge harter, entbehrungsreicher Tage; die wenigen besseren mit Festen und Feiern wogen die anderen kaum auf. Er konnte ihnen befehlen, sich ihm anzuschließen, aber das widerstrebte ihm. Nur seine eigenen beiden Knechte würde er mitnehmen. Er wandte sich an einen älteren, der eine Vertrauensstellung bei Cniva, seinem früheren Herrn, bekleidet hatte.
    „Ich brauche für einige Tage Verpflegung für mich und meine Leute. Und einen Boten, der in meinem Auftrag nach Metz reitet.“ Wittiges ließ sich Pergament, Tinte und Feder bringen und schrieb einen Brief an Brunichild, in dem er sie davon in Kenntnis setzte, wohin sich ihr Gemahl vermutlich gewandt hatte. Der Bote würde im Morgengrauen aufbrechen. Als das abgesprochen war, ließ Wittiges sein Pferd wieder satteln.
    Vier Knechte von Theodos Hof waren nicht davon abzuhalten, sich ihm als Leibgarde zur Verfügung zu stellen. Es waren allesamt junge Burschen, die darauf brannten, ihren Mut zu beweisen.
    Kurz vor Mitternacht machten sie sich auf den Weg. Da der Mond aufgegangen war und von einem wolkenfreien Himmel herableuchtete, brauchten sie nicht den Morgen abzuwarten. Wittiges hatte seine Begleiter angewiesen, stets die Waffen griffbereit zu halten. Niemand durfte sprechen, alle sollten sich so leise wie nur möglich verhalten, um nur ja keine Aufmerksamkeit zu erregen. Bei einer nächtlichen Reise musste man nicht nur mit wilden Tieren rechnen, sondern vor allem mit einem Angriff der Räuberbanden, die Straßen und Wege unsicher machten.
    Der Boden war ein wenig hart gefroren, aber die dicke Laubschicht darauf dämpfte den Hufschlag der Pferde. Der alte General Cniva hatte seine Leute gut geschult, das musste Wittiges ihm lassen. Das waren keine unbesonnenen Draufgänger, sondern sie verhielten sich mustergültig. Als sie den geheimen Treffpunkt beinahe erreicht hatten, überdachte Wittiges die Sache noch einmal und entschied, den Hof zunächst allein aufzusuchen. Nach einer vorsichtigen Erkundung hatten seine Männer eine geeignete Stelle mit viel Buschwerk gefunden, von der aus sich das Tor einigermaßen im Auge behalten ließ, ohne selbst gesehen zu werden.
    „Ihr kommt nach, wenn ich mir die Kapuze vom Kopf streife. Das ist das Zeichen, dass keine unmittelbare Gefahr droht.“
    „Und wenn du uns kein Zeichen gibst?“, fragte einer der Knechte.
    Darauf wusste Wittiges keine direkte Antwort. „Benutzt euren Verstand und handelt entsprechend“, beschied er sie vage. Unbehaglich gaben sie sich zufrieden.
    Wittiges ritt geradewegs auf das Tor zu und wurde prompt von einem scharfen Ruf aufgehalten. Wie aus dem Nichts trat ein

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