Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
Vom Netzwerk:
würde er sie nicht Wandalenus überlassen.
    „Was genau befürchtest du? Dass Wandalenus sie entführt? Oder meinst du, er fällt heute Nacht im Schlaf über sie her?“
    „Vielleicht sehe ich ja zu schwarz“, räumte Aletha ein. „Aber ich habe ein Gefühl kommenden Unheils. Bitte, unternimm etwas. Würdest du Viola heiraten?“
    Die Frage schockierte ihn. Bisher hatte er sich jeden derartigen Gedanken strikt verboten, rief er doch unweigerlich die Erinnerung an die Awarin hervor, die Frau, die er hatte mitbringen wollen ...
    „Meinst du das im Ernst?“, fragte er heiser.
    „Was? Ob ich einverstanden wäre, wenn du Viola zur zweiten Frau nähmst?“ Sie betrachtete ihn abwägend, aber keineswegs empört - eher traurig.
    Viola heiraten! Er betete sie nicht nur wegen ihrer Schönheit an, sondern ebenso wegen ihrer Wildheit, der inneren Unabhängigkeit, die täglich neue Überraschungen bot. Diese Frau ließ sich nicht beherrschen, sie gehörte zu einem Menschenschlag, dessen Macht aus grauer Vorzeit stammte.
    Aletha hatte sich auf den Stuhl gesetzt, den er für sie freigemacht hatte. Sie beobachtete ihn, während er am Tisch lehnte und seiner Gefühle Herr zu werden suchte. Nur zu gut ahnte er, dass sie ihn durchschaute.
    „Nein, ich werde sie nicht heiraten“, erklärte er langsam.
    „Warum nicht?“, fragte sie. „Ich wäre einverstanden.“
    Ihr Gesicht gab keine Regung preis. Das machte die Äußerung so verdächtig. Inzwischen hatte er etwas dazugelernt. Die Begegnung mit der Awarin hatte ihm eine Lektion erteilt, die er nicht vergessen wollte.
    „Warum solltest du einverstanden sein?“
    „Weil sich die Dinge ändern. Ich werde dir keine weiteren Kinder schenken, ich weiß es. Felix ist verschwunden, aber du hast jetzt einen neuen Sohn, Ulf. Nicht wahr? Alles ist anders geworden, und es nutzt nichts, der Vergangenheit nachzutrauern.“
    So viel Bitterkeit in ihrer Stimme!
    Also hatte sie sich Gedanken um Ulf gemacht. Sie war zu der Überzeugung gelangt, dass dieser Junge Felix’ Platz eingenommen hatte. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein, nicht mit ihr über Ulf zu sprechen? Er beschäftigte sich zwar mit dem Jungen, hatte aber keine bewusste Entscheidung getroffen. Das war falsch, erkannte er.
    „Du glaubst, dein Leben ist ein Scherbenhaufen? Ich hätte unseren Sohn Felix abgeschrieben und für Ersatz gesorgt?“ Bekümmert sah er auf die Tischplatte. „Aber so ist es nicht. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an Felix denke, und ich bin nach wie vor entschlossen, nach ihm zu suchen. Glaub nicht, ich hätte die Suche aufgegeben. Du weißt, was mich davon abgehalten hat. Wenn du willst, breche ich morgen auf.“
    Auf einmal weinte Aletha. Wittiges kniete sich vor ihren Stuhl und zog sie sanft in seine Arme. „Du brauchst keine Angst zu haben. Du wirst mich nie an eine andere verlieren, nichts soll zwischen uns treten, solange wir leben. Ich liebe dich, Aletha, aus ganzem Herzen.“ Er hatte es ihr selten genug gesagt, sprach aber nun im vollen Bewusstsein der Wahrheit, einer fragilen Wahrheit, ahnte er doch schmerzlich, dass die eine Liebe die andere keineswegs ausschloss.
    Was die Heirat betraf, machte Pontus Schwierigkeiten. Er sei nur bereit, das Paar zusammenzugeben, wenn sich nicht nur Chramm sondern auch Viola einverstanden erkläre, und er wisse zufällig genau, dass sie sich dagegen sperren werde. Damit war der Plan erst einmal vom Tisch. Wittiges gestand sich nicht ein, dass ihn das erleichterte.
    Zu Violas Schutz verbrachten gleich drei Mägde die Nacht in ihrem Zimmer, aber niemand versuchte, bei ihr einzudringen. Alethas Ängste erwiesen sich als unbegründet.
    Am nächsten Abend erklärte Wandalenus überraschend, endlich abreisen zu wollen, und bat Brunichild, sich ihm anzuschließen. Sie lehnte ab. Aletha und Viola, die den comes seit der Begegnung im Bad mieden, hatten nicht mehr an den Mahlzeiten im Speisesaal teilgenommen, und Brunichild zog sich gleich nach dem kurzen Gespräch zurück.  
    So blieben in der abendlichen Runde nur noch Wittiges, Pontus, einige Krieger, Wandalenus und der Rechtsgelehrte übrig. Wittiges gab sich entspannt, er freute sich, wenigstens den comes samt Gefolge los zu werden und mit ihm einiger Befürchtungen enthoben zu sein.
    „Wünschst du noch etwas, bevor wir uns alle zur Ruhe begeben?“, fragte er Wandalenus höflich und hoffte, dass ihn bis zur Abreise die Selbstbeherrschung nicht im Stich ließ. Eigentlich überkam ihn jedesmal,

Weitere Kostenlose Bücher