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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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wenn er an Wandalenus’ Eindringen ins Bad zu den nackten Frauen dachte, der dringende Wunsch, ihm die Hände um den Hals zu legen und zuzudrücken.
    „Da wäre noch etwas zu klären“, entgegnete dieser lächelnd und gab seinem Rechtsgelehrten einen Wink, sich zu ihnen zu gesellen. Der Mann schien nur darauf gewartet zu haben und kam eilfertig näher, einige Schriftrollen in der Hand, die er einem Kasten entnommen hatte, den er den ganzen Abend eifersüchtig gehütet hatte.
    „Wir haben schon einmal über Theodos Hof gesprochen“, fuhr Wandalenus fort.
    „Ja und?“, fiel ihm Wittiges unbeherrscht ins Wort. „Da gibt es nichts mehr zu klären.“
    „Was sollte da zu klären sein?“, mischte sich Pontus ein.
    Wandalenus beachtete ihn nicht, seine volle Aufmerksamkeit war auf Wittiges gerichtet.
     „Was Theodos Hof betrifft, so habe ich mich Gogos Ansicht gebeugt, obwohl mir die Sache nicht eindeutig schien. Cniva ist, wenn ich richtig unterrichtet bin, seit einem dreiviertel Jahr verschollen. Um Tours herum, wohin er reisen wollte, herrscht Krieg, sodass wir davon ausgehen müssen, er kehrt nicht lebend zurück. Soweit ich weiß, hast du keinerlei Nachricht von ihm erhalten.“ Sein Lächeln wurde unangenehm.
    „Der Hof ist an Chramm verpachtet, mit Brief und Siegel“, warf Pontus ein.
    „Cniva hinterlässt ein Mündel“, sprach Wandalenus ruhig weiter, „zu dessen Gunsten er in Reims ein Testament hinterlegt hat. Wie du weißt, gibt es ein Gesetz, das Witwen und Waisen unter den Schutz des Königs stellt. Dieses Gesetz findet auch im Fall von Cnivas Mündel Anwendung, das heißt, das Mädchen steht in verbo regis, und daran kann auch Gogo nicht rütteln. Ich habe hier die entsprechenden Urkunden“ - er deutete auf den Rachinburger -, „das Testament und eine weitere, die verfügt, dass mir das Mädchen übergeben wird, damit ich im Auftrag des Königs durch eine passende Heirat ihr Erbe und ihre Zukunft sichere.“
    Er hatte nicht einmal Violas Namen genannt, das fand Wittiges besonders heimtückisch. Urkunden konnte man leicht fälschen, nur war das im Einzelfall schwer nachzuweisen. Das Testament, das ihm der Rechtsgelehrte hinhielt, sah überraschend echt aus, allerdings kannte er sich darmit nicht sonderlich gut aus. Cniva hatte einige Reichtümer hinterlassen, vor allem ein Vermögen in Gold und Schmuck, das zwischen Alexander und seiner Adoptivtochter Viola aufgeteilt werden sollte. Wortlos reichte Wittiges das Testament an Pontus weiter.
    Die Urkunde, die der Rechtsgelehrte, ein Mann mit Hängebacken und teigiger Haut, als nächste präsentierte, trug unzweifelhaft das königliche Siegel, das hatte Wittiges oft genug gesehen. Demnach war Viola in Wandalenus’ Obhut gegeben und ihm sogar als zukünftige Ehefrau zugesprochen worden. Es war schlicht ein Befehl zur Heirat. Wandalenus hatte mit der Präsentation der Urkunden nur gewartet, bis er seine Erinnerungen an Viola genügend aufgefrischt hatte, denn er hatte sie ja bereits bei seinem früheren Besuch auf casa alba gesehen - nur nicht nackt.
    Wittiges spürte, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg. Noch weniger als zuvor kam ihm Wandalenus’ Besuch im Bad wie ein Versehen vor.
    „Morgen“, sagte Wandalenus mit offensichtlicher Befriedigung, „nehme ich das Mädchen mit.“
    Wittiges lehnte sich zurück und schaute zur Decke hinauf. „Überlässt du mir die Urkunden zur Überprüfung?“, fragte er ruhig. „Ich benötige Abschriften, die ich Cniva vorlegen kann, falls er doch noch zurückkehrt. Ich hoffe, du verstehst das.“
    Sein ruhiger Ton überraschte Wandalenus sichtlich. Wahrscheinlich hatte er sich auf eine Auseinandersetzung gefreut, bei der Wittiges den Kürzeren gezogen hätte. Das rasche Einlenken ließ ihn unbefriedigt.
    „Sei versichert, du erhältst Abschriften. Sobald ich in Metz bin, veranlasse ich, sie für dich anzufertigen, und kümmere mich persönlich darum, dass ein Bote sie dir bringt. Ich nehme an, du bleibst für längere Zeit hier, da du nun kein offizielles Amt mehr bekleidest?“
    „Ganz recht“, antwortete Wittiges knapp, erhob sich und wünschte Wandalenus eine gute Nacht. Ohne sich nach Pontus umzuschauen, eilte er hinüber in die Kanzlei. Wie erwartet, traf sein Verwalter wenig später dort ein.
    „Was jetzt?“, fragte Pontus.
    Wittiges starrte die Wand an. „Wir können nur noch eins tun, nicht wahr? Nur - bleibt uns noch genügend Zeit dazu?“
    „Sollen wir Brunichild in die Sache

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