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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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burgundischen Verschwörung gegen Guntram erwähnt? Bestimmt weiß er davon. Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn er es mir erzählt hätte“, brach es aus ihm heraus.
    Seufzend setzte sich Samuel wieder. „Weil er höllische Angst hat. Kein friedlicher Händler möchte mit einer Verschwörung in Verbindung gebracht werden. Allein das Wissen darum macht ihn bereits verdächtig.“
    „Und was ist mit dir? Hast du keine Angst?“
    Samuel lächelte geringschätzig, er hatte die Frage genau verstanden. „Wir Juden leben immer in Angst, wie sind so daran gewöhnt, dass wir sie fast nicht mehr spüren.“
    Wittiges sah keinen Grund mehr, den Arzt noch länger mit seiner Geschichte zu behelligen. Wie versprochen zahlte er dafür, dass Samuel Nikomedes nach Ostern einen Besuch abstattete und wenn nötig zur Ader ließ, dann erhob er sich.
    Auf dem Rückweg zur Haustür kamen sie wieder an der offenen Tür zu dem Zimmer vorbei, in dem die Familie auf Samuels Rückkehr wartete.
    „Was für ein Fest feiert ihr?“, fragte Wittiges leise.
    Samuel antwortete erst, als sie die Haustür erreicht hatten. „Wir feiern den Sederabend. Aber erzähl mir nicht, dass dich das wirklich interessiert.“
    Das stimmte, erkannte Wittiges beschämt. Trotz seiner Geschäfte mit jüdischen Händlern und eines freundschaftlichen Umgangs mit einigen von ihnen hatte er sich nie Gedanken über ihre Religion gemacht. Es gab da eine innere Sperre, die das verhinderte.
    „Leb wohl“, sagte Samuel fest. „Und noch einmal: Sei vorsichtig bei dem, was du vorhast.“
    Die Besorgnis rührte Wittiges, er hatte sie nicht verdient. Und in diesem Augenblick kam ihm eine Idee. „Bitte“, sagte er eindringlich. „Würdest du dir meine Frau ansehen? Sie ist krank.“
    „Was fehlt ihr?“, fragte Samuel mit hörbarem Widerstreben.
    „Sie hat sich von einer Fehlgeburt nicht wieder erholt. Ich weiß, dass sie Schmerzen hat, auch wenn sie mit mir nicht darüber spricht. Und man sieht es ihr an: Sie leidet“, sagte Wittiges mit bebender Stimme.
    „Wo hat sie Schmerzen?“
    Wittiges musste sich erst besinnen. „Wenn ich über eine bestimmte Stelle ihres Leibs streiche, zuckt sie zusammen, beherrscht sich aber, damit ich nichts merke.“
    „Wie alt ist deine Frau?“
    „Sechsundzwanzig.“
    „Das ist nicht sehr alt. Eine Fehlgeburt macht nicht auf Dauer krank. Ich denke, sie hat nichts mit ihrem derzeitigen Leiden zu tun.“ 
    „Bitte, sieh sie dir an, ich reise weiter in den Süden, könnte dich aber auf dem Rückweg hier abholen.“
    „Nein.“
    „Es wäre keine allzu lange Reise, ich besitze ein Gut in der Nähe von Reims. Casa alba . Ich garantiere dir Schutz auf der Hin- und Rückreise und eine großzügige Bezahlung.“
    „Nochmals nein“, sagte Samuel fest.
    „Warum nicht? Es würde dich vielleicht zwei, drei Wochen kosten, mehr nicht.“ Wittiges wusste selbst nicht, warum er sich auf einmal diesen Plan in den Kopf gesetzt hatte.
    Der kleine Junge kam wieder in den Flur gelaufen. „Mutter fragt, wann du endlich kommst, das Lamm ...“
    „Sofort“, unterbrach Samuel den Redeschwall des Kindes. „Bitte geh jetzt. Es ist ganz ausgeschlossen, dass ich diese Reise unternehme“, sagte er an Wittiges gewandt und riss die Tür auf.
    Wittiges gab sich geschlagen. Unter dem anklagenden Blick des Kindes verließ er das Haus.
    4
    Fredegund war auf dem Weg zu ihren Gemächern, um sich umzukleiden. In dem Kleid, dass sie trug, war ihr zu heiß, außerdem hatte sie ohnehin eine schlechte Wahl getroffen. Die Farbe stand ihr nicht. Das helle Grün machte sie zu blass. Überhaupt war sie merkwürdig unzufrieden. Das Leben war schal geworden. Vielleicht sollte sie zu Bischof Bertram reisen und ihm von ihrem gemeinsamen Sohn erzählen, während sie sich miteinander im Bett vergnügten. Der Gedanke hatte etwas Tröstliches.
    Zu gern hätte sie gewusst, wie Brunichild mit der doppelten Witwenschaft zurechtkam. Trauerte sie noch? Vermutlich. Merowech war in der kurzen Zeit ihrer Gemeinsamkeit sicher ein Schmuckstück an ihrer Seite gewesen. Aber hatte er auch nach ihrer Macht gestrebt?
    Das Tröstliche an der Witwenschaft war zweifellos die Unabhängigkeit.
    Trotzdem wollte Fredegund lieber keine Witwe sein. Allein schon bei dem Gedanken daran grauste ihr, und überhaupt fühlte sie sich nicht mehr wohl seit jenem Tag, als sie auf Merowechs Leiche hinabgeschaut hatte. Es war seltsam. Ihr Triumph über Brunichild hatte nicht lange vorgehalten, und er

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