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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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mitbekommen, dass Wittiges noch lebte.
    Während sie zusammen tatenlos zusehen mussten, wie die Gebäude in einem Funkenregen zusammenbrachen, hatte Chramm Wittiges erzählt, dass er kurz vor Reims Gogo, einer großen Truppe von Kriegern und der Königin begegnet war, die darauf bestanden hatte, Aletha zu Hilfe zu eilen. Der Trupp hatte sich aufgeteilt, Brunichild war nach casa alba weitergeritten, aber als sie dort eintraf, war die Villa von der Besetzung bereits geräumt worden. Fest stand, dass Wandalenus nicht selbst am Überfall auf Theodos Hof beteiligt gewesen war, sondern das Ende der Unternehmung auf casa alba hatte abwarten wollen.
    Gogo griff sich in den Zottelbart, sein verbliebenes Auge tränte. Er saß breitbeinig auf einem Hocker, ein müder Koloss, dem die Anstrengung der vergangenen Stunden deutlich anzumerken war.
    Noch bevor Wittiges zu den anderen im Speisesaal gestoßen war, hatte er kurz mit Pontus gesprochen, der ihm das Nötigste berichtet hatte. Die Knechte und Mägde von Theodos Hof waren auf die Dienerquartiere verteilt worden, zwei der eigenen Knechte hatten Verletzungen davongetragen, als sie Wandalenus’ abziehende Krieger daran hindern wollten, ein paar Kostbarkeiten mitgehen zu lassen. Eine Schmuckschatulle Alethas war aufgebrochen und ihres Inhalts beraubt worden, etliche Bahnen feinsten Stoffs gehörten ebenfalls zur Beute. Wittiges tat diese Verluste vorläufig mit einem Achselzucken ab, eingedenk der viel bedeutenderen von Theodos Hof.
    „Nun ja“, Gogo räusperte sich. Brunichild hatte sich in einen Armlehnstuhl neben Aletha gesetzt, Viola saß an Chramm geschmiegt auf einer Ruheliege. Alle schauten Wittiges und den Herzog an und warteten, dass er es in die Hand nahm, die Ordnung ihrer kleinen Welt wiederherzustellen. „Er hat es geschickt angestellt. Zuerst einmal wird er das Gesetz bemühen, das dem Schutz von Witwen und Waisen dient. Darauf wird er sich zu Recht berufen und sein Erscheinen hier erklären. Allenfalls könnte man sagen, dass er voreilig gehandelt hat. Aber er ist mit Sicherheit nur anderen zuvorgekommen. Lupus zum Beispiel. Bestimmt hätte er das Gleiche getan, sobald er die Nachricht von deinem Tod erhalten hätte.“
    „Aber Lupus hätte nicht Theodos Hof abgebrannt“, wandte Pontus ein. Er trat gerade zu ihnen. Sein breites Gesicht war immer noch mit Ruß beschmiert, und seine Kutte stank mächtig nach Rauch. Wittiges grinste und winkte ihn neben sich, zwei Veteranen, die der Königsgewalt zu trotzen gedachten.
    „Nein, das kann ich mir auch nicht vorstellen“, stimmte Wittiges mit flacher Stimme zu. „Also, wie will sich Wandalenus rausreden?“
    „Nichts einfacher als das.“ Gogo ließ seine gewaltigen Pranken reglos zwischen den Knien herabhängen. „Es war schlau von ihm, dem Überfall fernzubleiben. Wir haben einen seiner Krieger in Gewahrsam genommen und von ihm erfahren, dass er ihnen aufgetragen hatte, das ‚Nest bei Widerstand auszuräuchern’, aber auf alle Fälle die Frauen zu retten. Ihnen sollte nichts geschehen. Verstehst du? Das Ausräuchern, wird er behaupten, war nicht wörtlich gemeint, ist aber so verstanden worden, und genau das war seine Absicht. Wandalenus ist ein gewiefter Rhetoriker der alten Schule. In dieser Winkelzügigkeit besteht die Macht solcher neuen Herren.“
    „Er soll ungeschoren davonkommen?“ Chramm erhob sich, Fassungslosigkeit im Blick. Schwerfällig hinkte er auf Gogo zu. „Das kann nicht dein Ernst sein.“
    Viola schrie auf, fasste sich an den Leib, krümmte sich zusammen.
    „Es ist so weit“, murmelte Pontus und stand auf. „Wir müssen das Gespräch vertagen.“
    Eben noch voller Zorn, begann Chramm zu zittern. „Das Kind? Es ist doch noch zu früh“, flüsterte er.
    „Es kommt immer alles auf einmal. Das ist so im Leben“, sagte Gogo mitleidig, wuchtete sich hoch, schob Chramm beiseite und half zusammen mit Pontus der stöhnenden Viola auf die Füße. Brunichild fasste Aletha ganz selbstverständlich unter die Arme und half ihr auf. Eingehakt folgten die beiden den Vorangehenden zu den Frauengemächern.
    „Bleib hier“, forderte Wittiges den werdenden Vater auf, „und betrink dich.“
    Aber Chramm bestand darauf, seiner Frau in ihrer schwersten Stunde beizustehen, und hinkte eilig hinter den Frauen her. Wittiges ließ ihn ziehen.
    Er selbst ergriff einen vollen Weinkrug und trat in den großen Säulenhof hinaus. Dort gesellte sich wenig später Pontus zu ihm und nahm ihm wortlos den Krug

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