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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Themen. Gogo richtete aus, dass Brunichild sich einige Bahnen von den neuen Stoffe wünschte, vor allem von dem weicheren Filz. Pontus notierte sich die Bestellung auf einer Wachstafel und gab sie an Aletha weiter, die sie lächelnd Viola reichte.
    Es war ein durch und durch unbeschwerter, fröhlicher Abend. Zwei Sklaven machten Musik, und Gogo sang dazu mit einem weichen, wohltönenden Bass. Insgeheim hoffte Wittiges, dass Viola aufstand, um zu tanzen. Aber sie blieb sittsam an der Seite ihres Gatten auf einer Liege, die sie sich auf römische Manier teilten. Viola trug ihr Haar genauso aufgesteckt, wie sie es bei Brunichild gesehen hatte, ein kompliziertes Gebilde aus dünnen, in sich verschlungenen Zöpfen und wie zufällig heraushängenden Locken, zusammengehalten mit Schnüren aus kleinen Perlen und winzigen durchbohrten Glaskristallen.
    Längst hatte sie ihre schlanke Figur zurück erlangt, ihre Bewegungen wirkten aber nun weicher und harmonischer als vor der Schwangerschaft. Wittiges fiel es schwer, nicht auf ihren überaus ansehnlichen Busen und das blendend weiße Dekolleté zu starren. Sie lehnte sich auf die Ellbogen zurück, den Blick träumerisch auf einen Punkt oberhalb von Gogos Haupt gerichtet und lauschte dem Gesang. Chramm hatte am späten Nachmittag den Herzog um eine Unterredung gebeten, und Wittiges hätte zu gern gewusst, um was es dabei gegangen war, aber beide hatten ihm nichts verraten.
    Irgendwann erhob sich Aletha, wünschte allen eine angenehme Nacht und zog sich zurück. Als hätte sie ein Zeichen gegeben, spürten auch die anderen plötzlich eine tiefe Müdigkeit und so löste sich die Runde auf.
    Aletha schlief bereits, als Wittiges ins Schlafzimmer trat. Rasch zog er sich aus, löschte die Lampen und legte sich ins Bett, einen Arm um seine Frau geschlungen. Mitten in der Nacht weckte ihn ein Stöhnen. Er nahm eine Bewegung neben sich wahr, aber bevor er ganz zu sich kam, schlummerte er wieder ein, noch vom vielen Wein betäubt.
    Als er endlich erwachte, war der Morgen längst angebrochen. Aletha schlummerte noch tief und fest, ein leichtes Lächeln ließ sie sehr glücklich erscheinen; ihre Augen waren halb geschlossen. Wittiges warf einen Blick durch die offene Tür in den Innenhof und nahm den Sonnenschein wahr, der durch die leichten, in der Morgenbrise wehenden Türvorhänge fiel. Wenn ihm nur nicht der Schädel so brummte. Leise stand er auf und wankte hinüber in die Bäder. Gerade hatte er sich einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gegossen, als ihn ein Gedanke erstarren ließ. Warum waren Alethas Augenlider nur halb geschlossen? Niemand, der fest schlief, tat das mit halb offenen Augen. Etwas stimmte nicht. Ein Tuch um die Hüften geschlungen, rannte er zurück ins Schlafzimmer.
    Sie lag unverändert da, nur das Lächeln hatte diesmal etwas eindeutig Geisterhaftes und nicht ein Hauch von Farbe zeigte sich auf den Wangen. Sie schimmerten totenbleich. Wie Wachs.
    Ihre Hand fühlte sich kalt an, ebenso das Gesicht, der Mund, die Stirn. Wittiges rüttelte sie sacht. Fühlte nach ihrem Puls. Ihr Herz schlug nicht. Sicher hatte er sich geirrt. Er fühlte noch einmal. Kein Herzschlag. Wittiges brüllte auf.
    Erschrocken stürzte eine Magd herein.
    Er schnauzte sie an.
    „Hinaus! Ich will niemanden sehen. Hast du verstanden?“
    Sie nickte, schlug die Hand vor den Mund, drehte sich um und floh hinaus. Hatte sie begriffen, was geschehen war?
    Wittiges erhob sich schwerfällig von der Bettkante. Es gab nicht allzu viele Türen im Innenbereich, das Schlafzimmer allerdings besaß zwei. Er schloss sowohl die zum Vorzimmer als auch die, die auf den Durchgang zu den Bädern führte, und schob den Riegel vor. Er schloss die Läden an den Fenstern und die Tür zum Innenhof. Durch die Ritzen drang gerade so viel Licht herein, dass er die Tote noch erkennen konnte, die nun wieder wie eine Schlafende aussah.
    Schließlich zog er einen Armlehnstuhl ans Bett und setzte sich.
    Mehrfach wurde gegen die Türen gehämmert, er achtete nicht darauf.
    Die Freude und das Glück der letzten Wochen waren nichts weiter als eine Gaukelei des Schicksals gewesen. Nein, schlimmer noch: ein Betrug, um ihn in Sicherheit zu wiegen, damit der Absturz in die Hölle der Verzweiflung umso tiefer war. Die dunklen Mächte triumphierten. Gott, wenn es ihn denn geben sollte, war bestenfalls ein Scharlatan und schlimmstenfalls ein sich in Rachsucht und Hass suhlendes Ungeheuer.
    Er hatte wirklich an Heilung

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