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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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zum Garten und warte dort“, flüsterte er ihm zu.
    Ulf nickte beklommen.
    Wittiges wartete, bis der Junge mit den Pferden den Stallhof verlassen hatte, und trat dann einem Krieger in den Weg, der gerade eine Kiste ins Haus tragen lassen wollte.
    „Einen Augenblick! Was geschieht hier? Ich bin Wittiges, und ich verlange eine klare Antwort.“
    Der Mann lächelte flüchtig. „Gern. Gogo hat uns befohlen, alles ins Haus zu schaffen.“
    Gogo?
    Wittiges sah sich die Männer genauer an. Zwei oder drei gehörten tatsächlich zur persönlichen Garde des Herzogs.
    Beruhigt war er dennoch nicht.
    Die Stimmung im Haus ließ sich an den Geräuschen recht gut erkennen. Aufregung schlug ihm entgegen, da war eine Hektik spürbar, wie sie bei unverhofftem, hohem Besuch nahezu immer auftrat, aber diese hier ging darüber hinaus. Durch Erfahrung schlau geworden, durchschritt Wittiges die Räume seines eigenen Hauses, als müsste er sich durch ein Kriegsgebiet kämpfen. Er folgte der Spur dieser Truhen und Kästen - und gelangte in den Empfangssaal.
    Die ersten Truhen wurden gerade ausgepackt. Gogo stand mitten im Raum und schaute argwöhnisch zu.
    Auf einer Anrichte lagen Prunkwaffen neben Gürteln mit Silberzierrat, silbernes Geschirr stapelte sich auf dem Fußboden. Kostbare, bestickte Seidenstoffe wurden vorsichtig über Tische, Stühle und Liegen drapiert. Es roch nach seltenen Gewürzen: Pfeffer, Safran, Ingwer, Kardamom. Sprachlos und voller Staunen wanderte Wittiges umher und befühlte hier etwas und nahm dort einen silbernen Teller in die Hand oder eine Vase, deren Henkel von naturgetreu nachgebildeten Wildvögeln gebildet wurden. Eines der schönsten Geschenke war ein Paar Pokale aus kunstvoll durchbrochenem Überfangglas. Einige schwere Leinensäcke enthielten geräucherte Schinken.
    „Kannst du mir sagen, was das bedeuten soll?“
    Gogo schlug Wittiges schmunzelnd auf die Schulter und überreichte ihm eine gesiegelte Rolle. Der wog die Rolle abwägend in der Hand. Wer hatte ihm ein Vermögen an Schätzen geschickt? Wandalenus? Als Wiedergutmachung für das Abbrennen von Theodos Hof? Undenkbar. Wer dann? Zögernd erbrach er das Siegel, entrollte das Schreiben und überflog den Inhalt. Guntram bedankte sich weitschweifig für die Hilfe bei der Aufdeckung und Niederschlagung der burgundischen Verschwörung.
    Wittiges räumte kostbares Zaumzeug von einem Schemel sank darauf und blinzelte in den von der Sonne durchfluteten Hof hinaus. Pontus trat zusammen mit Ulf von draußen herein.
    „Er lungerte hinten ihm Garten herum, sagte, er sollte dort auf dich warten. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ...“ Pontus riss den Mund auf. Wie Wittiges zuvor, ging er umher, roch lange an einem Schinken und nahm schließlich Wittiges das Schreiben aus den kraftlosen Händen. Halblaut las er vor, hob den Kopf  und blickte Wittiges stirnrunzelnd an.
    „Du stiftest ein silbernes, mit Email eingelegtes Altarkreuz für die Kapelle, ist das klar? Eine Auffrischung der Wandmalerei wäre auch angebracht.“
    Wittiges nickte benommen.
    „Und eine silberne Weihrauchampel und mindestens zwei neue Kerzenleuchter, die die schäbigen aus Bronze ersetzen, die wir dort haben“, fuhr Pontus fort. „Der ganze alte Plunder fliegt raus. Das Haus Gottes verdient etwas Besseres.“
    „Sonst noch was?“
    Pontus klopfte sich mit der Rolle gegen die Wange. „Mir fällt schon noch was ein, du musst mir nur Zeit lassen.“ Er sah sich um. „Es ist zu viel, begreifst du?“, sagte er leise.
    Wittiges verstand, was er meinte.
    „Wir könnten zwei Birnbäume vor die Kapelle pflanzen, das käme uns billiger“, meinte er versonnen und sah, wie Pontus’ Augen zornig aufblitzten. Birnbäume galten als Schutz gegen Hexenzauber und den Neid unterweltlicher Geister.
    „Unbedingt“, pflichtete ihm Gogo lebhaft bei.
    Am Abend, als sie mehr Wein tranken als üblich und den ersten der köstlichen Schinken vertilgten, kamen sie auf die Neuigkeiten zu sprechen. Chilperich feierte Feste im Hippodrom von Paris, das er auf seine Kosten hatte instand setzen lassen, damit er dort mit dem Gehabe eines antiken Imperators, angetan mit einem kaiserlichen Purpurgewand in der Ehrenloge bei den Pferderennen präsidieren konnte. Wittiges fand das absurd. Zumal, wie Gogo berichtete, die jüngsten Söhne des Königs vor etwa als zwei Monaten an einer Seuche gestorben waren. Wahrscheinlich hatten ihm die Kinder nicht viel bedeutet.
    Rasch kam die Tischrunde auf erbaulichere

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