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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Frau winselte, ob um Gnade oder nur vor Schmerzen, war nicht auszumachen. Chilperich stützte sich schwer auf die Schulter des Schreibers, der die Aussage protokollierte.
    „Glaubst du mir nun?“, fragte Fredegund.
    „Pfählt sie“, befahl Chilperich, „und erwürgt die Tochter.“
    „Er hat sich umgebracht?“ Chilperich hatte den Kopf zwischen die Schultern gezogen.
    „Mit seinem eigenen Dolch“, sagte der Wächter unbehaglich.
    „Er hat sich mit dem eigenen Dolch umgebracht“, wiederholte Chilperich fassungslos.
    „Das verstehe ich nicht“, mischte sich Fredegund ein. „Hat man Chlodowech die Waffen denn nicht abgenommen?“
    Sie frühstückten gerade.
    Chilperich legte das Stück Brot, das er gerade essen wollte, zurück auf den Tisch und schrie den Wächter an. „Ich will wissen, woher er den Dolch hatte.“
    Die Adern bildeten auf seinen Wangen ein rotes Netz und die Nasenspitze hatte sich zu einer hässlichen roten Knolle entwickelt. Tränensäcke warfen blaue Schatten.
    Fredegund stand auf, legte ihm von hinten die Arme um die Schultern und zog ihn an sich. „Natürlich haben sie ihm die Waffen abgenommen. Aber du kannst niemals wissen, wer von den Männern zu ihm hielt und wen er dort unten im Keller gesprochen hat. So leid es mir tut, es zeugt doch nur von seiner Schuld, dass er sich den Dolch besorgen ließ. Es ist traurig, aber nun brauchst du ihn nicht mehr vor Gericht zu stellen. Diese Schmach bleibt dir erspart.“
    Sie hatte Chlodowech einen Boten entgegengeschickt, der ihn im Beisein der ihn eskortierenden Männer davon unterrichten sollte, was mit seiner Geliebten und deren Mutter geschehen war und dass Chilperich von seinem verbrecherischen Treiben in Soissons wusste. Kurz vor Chelles hatte Chlodowech einen Fluchtversuch unternommen. Bis dahin hatte er geglaubt, dass ihn sein Vater lediglich in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen wünsche.
    Chilperich griff hart nach ihren Armen, krallte die Finger hinein, bis es schmerzte. „Ich habe keine Söhne mehr.“
    Nein, dachte sie ruhig, du nicht und ich auch nicht, darin sind wir uns nun gleich. Chlodowech war eingekerkert worden, damit hatte sie natürlich gerechnet. Es war alles von ihr vorbereitet gewesen. Einer der Wächter, der längst für diesen Auftrag bezahlt worden war, hatte mitten in der Nacht Chlodowech mit dessen eigenem Dolch erstochen. Es war ein anderer Mann als jener, der die Botschaft zum Frühstück überbrachte.
    „Weißt du, was das heißt?“, fuhr Chilperich grimmig fort. „Ohne einen Erben kann ich nicht herrschen. Alle wichtigen Männer werden von mir erwarten, dass ich einen Erben benenne oder sie fallen von mir ab und versuchen, selbst an die Macht zu kommen. Ich muss diesen Bengel, Brunichilds Sohn Bertho, zu meinem Erben erklären. Es gibt niemanden sonst. Wie findest du das“ - er schaute zu ihr auf -, „dass diese Hexe Brunichild nun über uns triumphiert?“
    6
    Es war einer dieser Momente gewesen, die sich für immer ins Gedächtnis einbrennen. 
    Viola hatte Felix in die Arme geschlossen, dann hatte sich Pontus seiner bemächtigte, und sie hatte Alexander heftig an sich gedrückt. „Als Erstes nehmt ihr ein Bad, alle beide“, sagte sie schließlich streng, und dennoch schwankte ihre Stimme vor Rührung. „Und in den kommenden Tagen werden wir euch aufpäppeln, bis euch die Arme vom Leib abstehen“, fügte sie weich hinzu.
    „Für mich keine Umstände“, ließ sich der Heilige volltönend vernehmen. „Nur etwas Brot und reines Wasser und einen Knecht, der mich bis zu meiner Heimstätte geleitet. Und später erwarte ...“
    „Du hast hier keine Heimstätte“, entgegnete Wittiges ruhig und sah Viola hinterher, die ihre beiden Schützlinge hinausführte. Er fühlte sich wie benommen. Alle möglichen widerstreitenden Gefühle bedrängten ihn und stürzten ihn in ein inneres Chaos. Merkwürdigerweise empfand er außer Fassungslosigkeit, Zweifel und Staunen auch Wut. Warum kehrten die beiden erst zwei Wochen nach ihrem Tod heim?, fragte er sich unablässig. Wem konnte er dafür zürnen? Dem Heiligen?
    „Überlass ihn mir“, mischte sich Pontus ein. „Ich weiß genau das Richtige für ihn.“
    Misstrauisch kniff der Einsiedler die Augen zusammen. „Ohne mich wären die beiden längst verreckt. Ich hab sie hergebracht, vergesst das nicht.“
    „Wir wissen, dass wir dir Dank schulden“, gab Pontus unerschütterlich ruhig zurück. „Und du wirst dich über unsere Dankbarkeit nicht

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