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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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beklagen müssen.“
    „Felix!“ Das war Ulfs Stimme, die bis zu ihnen drang.
    Pontus und Wittiges sahen sich einen Augenblick besorgt an, beide dachten das Gleiche. Wittiges hatte Ulf immer noch nicht offiziell als Sohn anerkannt, obwohl es auf dem Gut sicher niemanden gab, der nicht wusste, wer er war. Jetzt strafte ihn sein Versäumnis. Fast unmerklich nickte er Pontus zu und begab sich auf die Suche nach Ulf.
    Der Junge stand bewegungslos im Durchgang zu den Bädern.
    „Es ist Felix, nicht wahr? Ich hab ihn erkannt“, murmelte er fassungslos. „Er hat nicht mit mir geredet, dabei hab ich ihm gesagt, wer ich ... Er hat mich nicht erkannt.“
    Wittiges legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Lass ihm Zeit. Er hat viel durchgemacht.“
    Ulf nickte beklommen. „Ja, natürlich. Hoffentlich erinnert er sich noch an mich.“
    Wittiges lachte verhalten. „Da kannst du ganz sicher sein.“ Er stockte kurz. „Du musst mir dabei helfen, ihm die Wiedereingewöhnung zu erleichtern. Ich zähle auf dich. Und du musst sicher viel Geduld mit ihm haben.“
    „Alle Geduld der Welt, wenn’s nötig ist“, antwortete Ulf bang.
    Es war nicht gerade leicht, in dem um eine Handspanne gewachsenen Jungen Felix wiederzuerkennen. Alles an ihm war kantig geworden, die Gesichtszüge beinahe hart, was an den Entbehrungen liegen mochte. Am stärksten aber hatte sich der Blick verändert, er war seltsam kühl und abwartend.
    Vielleicht waren zwei Söhne einer zu viel. Aber Wittiges konnte und mochte Ulf nicht mehr wegschicken und Felix - er gehörte von Geburt an hierher.
    Als die beiden Heimkehrer wieder erschienen, in saubere Gewänder gekleidet, das Haar noch nass, versuchte Viola, Wittiges mit Gesten und Blicken etwas klarzumachen. Was? Die verschatteten, in sich gekehrten Mienen der beiden fielen ihm auf. Er begriff. Felix und Alexander hatten von Alethas Tod erfahren.
    Obwohl er bestimmt sehr hungrig war, aß Felix auffallend wenig, die Trauer schien ihn zu würgen, aber er sprach nicht darüber. Alexander dagegen verlangte Auskunft.
    „Viola sagt, meine Schwester ist an einer Krankheit gestorben. An welcher?“
    „Ist das wichtig? Sie ist friedlich gestorben, ohne Schmerzen. Genügt das nicht für den Moment?“, antwortete Wittiges abwehrend.
    Felix schob seinen Teller von sich und starrte in den dämmrigen Hof hinaus. Wie hatte sich der Junge die Heimkehr vorgestellt? Sicher hatte er sich in der Zeit seiner Gefangenschaft oft ausgemalt, wie es wäre, nach Hause zu kommen. Und sicher hatte er nicht mit Trauer und dem Verlust der Mutter gerechnet. Als er verschwand, war sie noch wohlauf und voller Leben gewesen.
    Wittiges verging ebenfalls der Appetit.
    Ulf saß mit bei Tisch, aber er hatte sich ganz ans Ende der Tafel gesetzt.
    Später begaben sich alle in den Hof hinaus; dort ließ sich im weichen Abendlicht vielleicht besser reden. Und dort begann Alexander über Erlebnisse aus der Gefangenschaft zu sprechen, stockend, unterbrochen von langen Pausen. Irgendwann begriff Wittiges, was geschehen war und dass er indirekt an der Befreiung der beiden mitgewirkt hatte. Alexander berichtete von Kämpfen, die plötzlich rund um die Stadt begannen, in deren Nähe man sie auf einem Gut gefangen gehalten hatte. Sie hatten nicht einmal gewusst, dass es Orléans war. Sie hatten die Stadt nie betreten.
    „Wie hieß der Mann, der euch gefangen hielt?“, fragte Wittiges dazwischen.
    „Leudemund“, antwortete Felix. „Er war der Anführer der Verschwörer.“
    „Ich habe ihn getötet“, bekannte Wittiges. Plötzlich schlug er die Hände vors Gesicht und stöhnte auf. „Ich hab Guntram über die Verschwörung informiert und ihn veranlasst, sie niederzuschlagen. Ich war dabei, ich war mittendrin. Und ich hab nicht geahnt, dass ihr ..., wenn ihr bei den Kämpfen umgekommen wärt, die ich selbst ... Mein Gott, warum hab ich Leudemund geglaubt, als er mir gesagt hat, dass ihr tot seid? Wie konnte ich ihm auf den Leim gehen?“ Knapp berichtete er über seine Begegnung mit dem Verschwörer. „Ich wollte meine Rache und hätte beinahe ...“
    „Du hast uns zur Flucht verholfen“, unterbrach ihn Alexander. „Ohne diese Kämpfe wäre sie uns nicht gelungen.“
    Mitten im ausbrechenden Chaos waren sie zu Fuß entkommen. Allerdings war Alexander verwundet worden, ein Schwertstreich hatte ihn in die Rippen getroffen und der Blutverlust setzte ihrer Flucht sehr bald ein Ende. Sie mussten sich in einem Wald verkriechen. Felix hatte

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