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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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von seiner Mutter einiges über Heil- und Kräuterkunde gelernt. Er fand Moose, mit denen er die Blutung stillen und die Wunde notdürftig versorgen konnte. Aber sie war noch immer nicht richtig verheilt. Daher, ging Wittiges auf, fasste sich Alexander von Zeit zu Zeit an die Brust und verzog das Gesicht. Er schaute zu Viola, sie nickte. Sie hatte die Wunde gesehen und Wittiges stellte sich eitriges, entzündetes Fleisch vor. Pontus musste sich der Verletzung annehmen - später.
    Felix hatte Alexander nicht verlassen wollen, und so mussten sie immer wieder rasten und sogar wochenlang irgendwo Unterschlupf suchen, es war eine harte Zeit gewesen. In der Gegend von Troyes hatte Alexander wieder Fieber bekommen und sie hatten sich verirrt, waren aber dort auf den Heiligen gestoßen, der versprach, sie nach Hause zu bringen.
    „Wir sollten morgen weiter reden“, meldete sich Viola resolut. „Felix gehört ins Bett. Komm, Junge, und keine Widerrede.“ Sie griff nach seiner Hand.
    „Ja, geh mit ihr.“ Wittiges stand auf, zog Felix auf die Füße, umarmte ihn, drückte ihn heftig an sich, küsste ihn auf die Stirn und fuhr ihm durch das inzwischen trockene Haar, das sich wieder so weich und angenehm anfühlte wie früher -, es war wohl das Einzige, was gleich geblieben war. „Schlaf, mein Junge, du ahnst nicht, was es für mich bedeutet, dass du wieder zu Hause bist.“
    Unter halb geschlossenen Lidern warf Felix einen Blick in jene Richtung, wo Ulf im Dunkeln saß. „Ja, Vater.“
    Alexander blieb sitzen, und das war Wittiges nur recht. Er begann, von Pontus unterstützt, ihn gründlich auszufragen. Die Zeit des freundlichen Geplauders war vorbei. Später sollten sie sich über ihre Hartnäckigkeit und den manchmal anklägerischen Ton Vorwürfe machen. Sie wollten alles wissen, was der Entführung vorangegangen war, die ganze üble und klägliche Geschichte. Wie Cniva auf Theodos Hof Alexander immer mehr von seinem Gift ins Ohr geträufelt hatte, bis dieser tatsächlich geglaubt hatte, einer hehren Pflicht zu genügen, indem er sich daran beteiligte, seinen Neffen den Verschwörern in die Hände zu spielen. Felix war aufgrund seiner Abstammung dazu auserkoren gewesen, der neue König des alten Burgundia zu werden.
    „Also gab es gar keine Pilgerreise nach Tours“, stellte Wittiges fest und bemühte sich, nicht zu zornig zu klingen.
    „Nein. Es war verabredet, dass Leudemund Felix in Chalon abfing, und es gab einen Treffpunkt, wo wir zu ihnen stoßen sollten. Wittiges, es ging um Felix’ Geburtsrecht.“
    „Unfug!“, polterte Pontus erbost. „Das ist das Dümmste, was ich je gehört hab.“
    Alexander war nur ein Schatten. Bis fast zur Unkenntlichkeit abgemagert, das Haar frühzeitig ergraut, das Gesicht voller Falten, der Blick unstetig, ein Mensch, der Schonung brauchte.
    „Ich denke, es reicht“, sagte Wittiges gedehnt. Es fiel ihm entsetzlich schwer, einen versöhnlichen Ton anzuschlagen, denn innerlich erhob er permanent Anklagen. „Du hast getan, was du für richtig gehalten hast. Was immer dich umgetrieben hat, es ist vorbei. Ihr seid wieder hier, und du legst dich nun auch besser schlafen.“
    „Erzähl mir erst noch von Aletha. Wie kam sie mit Felix’ Verschwinden zurecht?“
    Das war der kritische Punkt, an dem Wittiges beinahe doch noch die Beherrschung verlor. „Das fragst du dich allen Ernstes? Die Antwort darauf kannst du dir selbst geben. Du hast dein altes Zimmer, Viola hat es für dich herrichten lassen. Schlaf gut.“ Unvermittelt stand er auf.
    Am frühen Morgen wurde er von einem Knecht geweckt. Völlig außer sich, bat dieser Wittiges, ihm in eine der Scheunen zu folgen.
    Alexander hing an einem Deckenbalken, unter ihm lag ein umgeworfener Schemel. Ein zweiter Knecht musste Pontus benachrichtigt haben, denn der traf kurz nach Wittiges ein. Er zog sofort sein Messer. Gemeinsam schnitten sie den Toten vom Strick ab und legten ihn behutsam auf den Boden aus festgestampfter Erde.
    „Das ist unsere Schuld“, sagte Wittiges niedergeschlagen.
    Pontus schloss dem Toten die Augen, dann stopfte er die heraushängende, unnatürlich geschwollene, bläulich angelaufene Zunge in den Mund zurück und drückte vorsichtig das Kinn nach oben.
    „Gib mir deinen Gürtel“, bat er und nahm ihn ohne hinzuschauen entgegen. Mit dem Gürtel band er Alexanders Kinn fest. Jetzt sah der Tote nicht mehr ganz so grauenerregend aus. „So können wir ihn wenigsten anständig beerdigen. Wir werden allen sagen,

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