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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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im Blick. Dieser Dummkopf, er begriff nicht, was um ihn herum vor sich ging. Oder war es etwa Klugheit, dass er nun seinem Onkel huldigend zutrank? Immerhin würde er ihn beerben.
    Chilperich lud Fortunatus mit wohlgesetzten Worten zu sich nach Paris ein, was dieser lächelnd, die Hand an der Brust, zwei Schritte zurückweichend, mit einer eleganten Verneigung akzeptierte. Unten wurde immer noch applaudiert, einige der Edlen prosteten dem König und dem besten Dichter der vereinten Königreiche zu.
    Fortunatus sonnte sich im Beifall.
    Brunichild spürte, wie ihr die Galle hochkam. Wie konnte es dieser Wicht wagen, hier vor allen Gästen eine Einladung ihres Erzfeinds anzunehmen, nachdem er sich als ihr wichtigster Botschafter gerade den Reisestaub vom Mantel geschüttelt hatte? Gab es einen größeren Wendehals als ihn?
    Die Gäste begannen im Raum herumzuschlendern und sich in Gruppen zusammen zu finden. Von ihrem Sitz an der erhöhten Tafel aus beobachtete Brunichild misstrauisch, was unten im Saal vor sich ging. Wittiges spähte zu ihr hoch, sie nickte nur leicht, und er stieg die zwei Stufen zu ihr herauf. Chilperich hatte inzwischen seinen Platz verlassen und sich unter die Menge gemischt. Bertho hatte er mitgenommen, fürsorglich lag seine Hand auf dessen Schulter, wie um die geleisteten Eide nochmals zu bekräftigen.
    Wittiges verneigte sich förmlich und blieb im angemessenen Abstand zu ihr stehen. Sie deutete auf den Stuhl neben sich, er setzte sich zögernd.
    „Ich kann kaum hinschauen. Siehst du das auch?“ Unter dem Tisch krallte sie ihm eine Hand in den Oberschenkel.
    „Was meinst du?“
    „Erinnere dich: Er hat meine Schwester eigenhändig erwürgt. Und jetzt fasst er mit einer dieser Mörderhände mein Kind an. Wittiges, ich ertrage das nicht. Wieso muss ich mir das gefallen lassen?“ Sie schluchzte auf und knetete schmerzhaft sein Bein.
    „Nimm die Hand weg“, sagte er leise.
    „Was?“
    „Nimm deine Hand weg und leg sie auf den Tisch, ich möchte nicht, dass jemand auf Gedanken kommt ...“
    „... ich würde dir unterm Tisch in den Schritt fassen. Hast du keine anderen Sorgen?“
    Hinter ihnen räusperte sich unruhig einer der bewaffneten Krieger ihrer Leibgarde, die an der Wand aufgereiht Wache standen. Wittiges warf ihm rasch einen Blick zu, wandte sich aber sofort wieder ab. Es konnte ihm gleichgültig sein, was ein subalterner Mann sah, dachte oder erlauschte.
    Wichtiger war, was sich unten im Saal anbahnte. Wandalenus schlenderte auf Chilperich zu. Es hatte etwas durchaus Zufälliges, und die Annäherung geschah schließlich in aller Öffentlichkeit. Jeder wusste, auf welcher Seite die beiden standen. Aber galt das wirklich noch? Jetzt trat Bischof Aegidius zu ihnen, sie unterhielten sich zu dritt, Chilperich warf lachend den Kopf zurück, anscheinend war ein Gespräch von jener schwerelosen Bedeutungslosigkeit in Gang, wie es sich nur auf heiteren Festen am Rand der Trunkenheit ergab.
    Wittiges’ Blick wurde von Viola gefangen genommen, die mit Chramm am Festmahl teilnahm. Sie hielt ihn an der Tunika fest, aber er riss sich los und näherte sich der Gruppe um Chilperich, die ihn aber nicht beachtete. Mit verdrossener Miene blieb er bei einigen anderen stehen, die wie er begierig darauf warteten, von jenen wahrgenommen zu werden, die die Macht innehatten.
    „Sie ist noch schöner geworden“, sagte Brunichild.
    „Wer?“, fragte Wittiges abgelenkt.
    „Viola, sie beobachtet dich unablässig. Und was dich betrifft: Immer wieder starrst du zu ihr hinüber. Meinst du, ich merke das nicht? Hast du sie inzwischen gehabt? Natürlich hast du.“
    Wittiges schwieg betroffen.
    „Ich werde sie wohl als Hofdame akzeptieren müssen“, fuhr Brunichild spöttisch fort. „Aber glaub mir, sie ist kein Ersatz für Aletha, nicht im Entferntesten.“
    „Nein, es gibt keinen Ersatz für sie“, stimmte Wittiges mit flacher Stimme zu, riss den Blick von Viola los und beobachtete Chilperich wieder.
    Wo steckte Gogo? Abgesehen von Brunichild verkörperte er die Macht in Austrasien, und nicht etwa der Raffzahn Wandalenus oder der Schleimer Aegidius. Wittiges musste eine Weile suchen, bis er den Herzog entdeckte.
    Beinahe unbeachtet lehnte Gogo hinter den anderen an der Wand und hielt eine Hand auf das Herz gepresst. Es schien ihm nicht gut zu gehen.
    Wittiges entschuldigte sich bei Brunichild und stieg die zwei Stufen in den Saal hinunter. Aber als er sich der Stelle näherte, an der er Gogo zuletzt

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