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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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haftete eine gewisse Fahrigkeit an. Daran merkte er, unter welch gewaltigem Druck sie stand.
    „Ja“, sagte sie tonlos, „tu das für mich. Ich erfahre kaum noch etwas Wichtiges. Wandalenus hat Bertho nach Reims geschickt, damit er dort die Palastschule besucht. Als ob wir hier keine hätten.“
    Wittiges schwieg dazu. In Reims war Bertho beinahe eine Geisel Chilperichs. So festigte Wandalenus also das heimliche Abkommen mit Neustrien.
    Reisen in den Süden wurden immer gefährlicher, der Warenverkehr stockte zunehmend. Dennoch brach Wittiges im Frühjahr 582 wieder nach Marseille auf. Nur dank seiner guten Beziehungen zu Guntrams Vertreter und zu Lupus, der gerade selbst dort weilte, gelangte er in die Stadt.
    Lupus empfing ihn zusammen mit Dynamius, dem austrasischen Statthalter. Und dann erfuhr er die große Neuigkeit: Gundowald war sicher in Marseille gelandet.
    „Wo ist er?“, fragte Wittiges sofort, von zwiespältigen Gefühlen gequält. Brunichild brauchte dringend Unterstützung, aber der Gedanke an diese Heirat machte ihm nach wie vor zu schaffen.
    „Nicht hier“, antwortete Lupus und starrte in die Luft.
    „Dann ist er auf dem Weg in den Norden? Wie viele Krieger hat er mitgebracht?“
    „Genug jedenfalls, um eine Kiste mit fünfzigtausend solidi zu sichern. Wenn wir gewusst hätten, dass er die gesamte Summe dabeihat, hätten wir ihn hier festgehalten“, erläuterte Dynamius. „Als wir ihm gesagt haben, dass von der austrasischen Regierung einzig und allein Brunichild die Heirat will und ihn in Metz Wandalenus’ Krieger einen mörderischen Empfang bereiten würden, ist er in die Gegend südlich von Albi gezogen und hat sich im Niemandsland an der Grenze zur Septimania verschanzt.“
    Die Septimania war die einzige noch unter westgotischer Herrschaft stehende Provinz. Mit den Westgoten im Rücken war Gundowald dort einigermaßen sicher, begriff Wittiges. Er fragte sich, was das für eine Summe war, diese fünfzigtausend Gold solidi , dann fiel ihm der Kaiser ein. Das Geld war für die Unterstützung gegen die Langobarden gedacht.
    „Dann ist von Gundowald keine Hilfe zu erwarten?“, fragte er.
    „Für Austrasien? Nein. Und du tust besser daran, dich uns anzuschließen“, erklärte Lupus.
    Wittiges erhob sich. „Einer muss zu Brunichild halten. Und wenn du es genau wissen willst: Ich bin keine Ratte, die ein sinkendes Schiff verlässt.“
    Dynamius wollte auffahren, aber Lupus beschwichtigte ihn.
    „Lass ihn in Ruhe. Er wird noch dahinterkommen, was er sich einhandelt, wenn er jetzt nicht die Seiten wechselt. Aber denk daran, Wittiges, es könnte bald zu spät sein. Brunichilds Herrschaft ist Vergangenheit.“
    Im Jahr darauf erhielt Wittiges Kunde von einem formellen Bündnis zwischen Chilperich und Wandalenus. Endlich legten die beiden die Karten offen und unverfroren auf den Tisch. Das Bündnis zielte darauf ab, der Forderung nach Rückgabe der Hälfte von Marseille neuen Nachdruck zu verleihen, das hieß, gemeinsam gegen Guntram vorzugehen und ihn in die Knie zu zwingen. Ein Geheimbote Brunichilds hatte die Nachricht überbracht, während in Austrasien bereits überall der Heerbann ausgerufen wurde.
    Es wurde Zeit für Wittiges, in der Ratsversammlung in Metz eindeutig Stellung zu beziehen. Er machte sich reisefertig und bat Pontus und die Jungen zu sich.
    „So oder so: Es wird Krieg geben, und ich weiß nicht, wo ich mich befinde, wenn er ausbricht. Ihr müsst euch auf alles gefasst machen. Pontus?“
    Er hatte mit den dreien einige Male die Lage im Land besprochen, sie kannten seine Einstellung zu dem Bündnis mit Chilperich. Ulf war ganz auf seiner Seite, Felix dagegen behielt seine Meinung für sich. Pontus ging es in erster Linie um casa alba und die Menschen, die zum Gut gehörten. Um Felix machte sich Wittiges auf einmal die größten Sorgen. Nie waren ihm seine Verschwiegenheit und seine Zurückhaltung, die er seit der Rückkehr nicht aufgegeben hatte, gefährlicher vorgekommen. Dagegen war Ulfs Offenheit eine Wohltat. Die Befürchtungen über das Verhältnis der beiden hatten sich bisher als unbegründet erwiesen, lebten aber gerade wieder auf.
    „Hab verstanden“, antwortete Pontus, „sobald du fort bist, bauen wir die Eremitenhöhle oben im Wald als Fluchtburg aus und schaffen Vorräte und Waffen hinein.“
    „Du machst das“, sagte Felix versonnen. „Ich nicht.“
    „Wir kommen mit dir“, warf Ulf lebhaft ein. „Wir sind wehrfähig.“
    Das stimmte. Bei der

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