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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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jemals bei ihr eintrifft.“
    „Wenn wir’s verhindern können, nicht. Wandalenus und Aegidius sind gegen diese Heirat, und wir wünschen sie auch nicht.“
    „Das genügt“, fuhr Chilperich dazwischen. „Gibt es sonst noch etwas zu besprechen, bevor du wieder abreist?“
    Fredegund hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Dachte Chilperich ernsthaft daran, sie zu verstoßen? Sie brauchte ein Kind von ihm, sie musste unbedingt wieder von ihm schwanger werden, und zwar mit einem Sohn. Nur ein Sohn von ihm konnte sie noch retten. Sie legte ihm die Hand auf den Arm. Missmutig starrte er darauf, als wollte er sie abschütteln.
    „Der Prozess“, sagte sie mit einem flehenden Augenaufschlag.
    „Was soll damit sein?“, knurrte er.
    Sie lugte zu Desiderius. „Können wir das unter uns ...“
    „Wozu? Hier reden alle darüber, ich Desiderius, das ganze gottverdammte Nest. Ich hab Richter bestellt, denen ich einigermaßen vertraue wie Bischof Ragnemod von Paris. Er weiß, was ich von ihm erwarte. Und jetzt geh! Geh mir aus den Augen.“
    Fredegund machte einen Schritt auf die Tür zu, drehte sich aber dann abrupt um und warf sich ihm an die Brust. Es war ihr gleichgültig, dass es einen Zeugen ihres letzten verzweifelten Versuchs gab, Chilperich wieder für sich zu gewinnen.
    „Du glaubst einem kleinen Ränkeschmied, der nie auch nur ein gutes Wort über dich gesagt hat, mehr als mir? Ist dir denn nicht bewusst, dass sich Gregor nichts mehr wünscht, als deine und meine Ehre zu beschmutzen? Es ist der billigste Trick der Welt: Zieh die Ehre seiner Frau in den Schmutz, und du gibst ihn vor aller Welt der Lächerlichkeit preis.“
    Seine Brust hob und senkte sich in heftigen Atemzügen. Eine wilde Lust auf Rache und Gewalt leuchtete ihm aus den Augen.
    „Ich schätze“, sagte er langsam, „Bischof Gregor als aufrechten und wahrhaftigen Menschen.“
    Er schlug sich auf Gregors Seite! Und der Prozess?
    Jetzt machte es ihr doch etwas aus, dass Desiderius alles mitansah und hörte. Sie wandte den Kopf und äugte zu ihm hinüber.
    Er stand am Fenster und kehrte ihnen den Rücken zu. „Die Ehre der Königin ist auch die des Königs“, sagte er gerade noch vernehmlich.
    Dann soll doch beides den Bach runtergehen, dachte Fredegund mit aufflackernder Wut. „Da hörst du’s“, zischte sie.
    „Ganz recht. Deine Ehre muss auf alle Fälle gewahrt bleiben. Deshalb dieser Prozess und der Druck auf Gregor. Selbst wenn er die Anschuldigung zurücknimmt, ist die Sache unter uns beiden längst nicht vorbei“, stieß Chilperich grimmig hervor.
    Also drohte ihr das Kloster - bestenfalls.
    Viola ließ das ganze Jahr nichts von sich hören. Kein Brief von ihr oder Chramm traf ein. Zwar reiste Wittiges einige Male nach Metz, erhielt aber nur vage Auskünfte, wenn er nach den beiden fragte. Nachrichten aus den Grenzprovinzen trafen nur sporadisch ein, in Metz interessierte sich kaum jemand dafür. Die Aufmerksamkeit aller Ratsmitglieder war auf Neustrien und den Krieg Chilperichs gegen Guntram gerichtet. Bei einem seiner Besuche sprach Wittiges Brunichild auf Violas Schicksal an, aber auch sie konnte ihm nichts berichten und überhaupt hatte sie ihre eigenen Sorgen. Unter vier Augen vertraute sie ihm an, dass sie immer mehr an Macht verlor. Bertho würde auf Betreiben von Wandalenus und seinen Verbündeten im nächsten Jahr im Alter von zwölf für mündig erklärt werden und dann völlig ihrem Einfluss entzogen sein.
    Das allerschlimmste war, dass sich dux Lupus, bisher einer ihrer getreuesten Anhänger, Guntram angeschlossen hatte. Damit hatte sie in der Regierung so gut wie keinen Rückhalt mehr.
    „Ich brauche dich hier. So viel kann ich sicher noch bewirken, dass du wieder einen Posten erhältst“, sagte sie flehend.
    „Wandalenus wird mich umgehend in die Provinz schicken. Wahrscheinlich darf ich Chramm an der Elbe Gesellschaft leisten.“ Er überlegte kurz. Dann ergäbe sich vielleicht eine Gelegenheit, ihn und Viola zu sehen und sich davon zu überzeugen, dass es den beiden gutging. Er machte sich nichts mehr vor. Ihm lag vor allem an Violas Wohlergehen. Warum fragte sie nicht nach ihren Kindern? Hatte sie so wenig Interesse an ihnen? Er dachte nach. Nein, alles, was er sich denken konnte, war, dass sie in Schwierigkeiten steckte. In großen Schwierigkeiten.
    „Nein“, fuhr er fort, „ich kehre besser heim, gehe meinen Geschäften nach und sammle Nachrichten. So wie früher.“
    Sie nickte. Ihren Bewegungen

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