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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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starrte aufs Wasser, statt sich für den Schlag zu revanchieren.
    „Was soll’s. Uns hat keiner gefragt, wen wir zum Vater haben wollen. Aber ...“ Er hob den Kopf und ließ den Blick über die Baumwipfel jenseits des anderen Ufers schweifen, weit in den Himmel und die nur erahnbare Ferne, und Ulf spürte in einem jähen Erschrecken, dass Felix hier nicht mehr zu Hause war, sosehr er sich das auch wünschen mochte. Fröstelnd zog Felix die Schultern hoch und stand auf. „Du kannst hier bleiben, wenn du willst, ich reite allein weiter. Komm mir bloß nicht nach.“
    Ulf war versucht, ihn festzuhalten, ließ es dann aber sein. Er wartete eine Weile und ging schließlich daran, die restlichen vermoderten Knüppel aus dem Wasser zu ziehen. Er nahm sich vor, eine neue Brücke zu bauen. Einfach so, zur Erinnerung an früher.
    Bei seiner Heimkehr erwartete ihn eine Überraschung. Im großen Säulenhof vor dem Speisesaal standen zwei geräumige Weidenkörbe, über die sich Pontus und Wittiges mit einem merkwürdigen Ausdruck von Besorgnis oder Hilflosigkeit beugten. Felix war auch schon da. Er trat zu ihm.
    „Was ist in den Körben?“
    „Violas Zwillinge, sie hat sie hergeschickt.“
    Auf einmal schaute Wittiges grimmig auf. „Wo bist du gewesen?“, blaffte er. „Felix konnte es uns nicht sagen, dabei seid ihr zusammen fortgeritten. Also? Was ist passiert? Habt ihr euch gestritten und dann getrennt?“
    Die Frage hing einen Augenblick in der Luft. Warum dürfen wir uns nicht mal streiten?, dachte Ulf aufsässig. Es gibt Brüder, die sich dauernd streiten, auch die fränkischen Könige tun es, und niemand erwartet etwas anderes von ihnen.
    „Nein, haben wir nicht.“
    Wittiges durchbohrte ihn mit seinem Blick. „Lass dir nicht noch einmal einfallen, einfach zu verschwinden. Das gilt für euch beide, hört ihr?“
    Felix und Ulf sahen sich an und zuckten einvernehmlich die Schultern. Wittiges hatte sich bereits wieder einem der Körbe zugewandt, aus dem ein ärgerliches Greinen erklang.
    „Warum regt er sich so auf?“ Ulfs Frage galt Wittiges’ Verhalten.
    „Er macht sich Sorgen um Viola, sie hat die Zwillinge hergeschickt, ist aber nicht selbst gekommen“, antwortete Felix gedämpft und verließ den Hof, um die feuchte schmutzige Kleidung gegen saubere zu tauschen.
    9
    Fredegund schwante, dass sie diesmal nicht so leicht davonkommen sollte. Dabei war sie zur Bereinigung der Angelegenheit eigens nach Berny-Rivière gereist, an diesen verfluchten Ort, wo ihre Söhne gestorben waren. Die Seuche war inzwischen vollständig abgeklungen, Chilperich war kein Narr, er suchte sich keine verpestete Gerichtsstätte aus. Aber dennoch. War seine Wahl ein Hinweis darauf, dass sie bei ihm verspielt hatte? Aber warum um Himmels willen gleich eine Gerichtsverhandlung?
    Chilperich hatte Anklage gegen Bischof Gregor von Tours erhoben, der verbreitet hatte, Fredegund habe die Ehe gebrochen. Mit Bischof Bertram von Le Mans.
    Wie hatte diese miese Ratte das herausgefunden? Welchen priesterlichen Schnüffler hatte er auf sie angesetzt? Selbst nach gründlichem Nachdenken kam Fredegund auf keinen bestimmten von all den speichelleckenden Klerikern, die sich mehr oder weniger ständig in ihrer Nähe herumtrieben. Als Chilperich von der Beschuldigung erfahren hatte, war er außer sich geraten.
    Nun war auf sein Drängen das Gericht aus mehreren Erzpriestern und zwei Bischöfen endlich zusammengetreten. Die Anschuldigung einfach als Äußerung eines notorisch übelwollenden Aftermoralisten abzutun, dafür war er zu eitel, zu eingebildet und ... zu gekränkt.
    Wie würde er mit ihr verfahren, wenn Gregor seine Aussage nicht widerrief?
    Genau diese Frage wollte sie ihm stellen, es hatte keinen Zweck, ihre Unschuld nochmals zu beteuern, das machte sie kaum glaubhafter.
    Berny-Rivière gehörte zu den völlig abgelegenen Höfen, die Fredegund ungern aufsuchte, da sie wenig Komfort boten. So hatte sie nach ihrer Ankunft nicht einmal baden können, sondern sich mit lauwarmem Wasser aus einer Waschschüssel begnügen müssen. Noch dazu war es überall in diesem erbärmlich hässlichen Gemäuer zugig und kalt. Dennoch hatte sie auf einen Mantel verzichtet, als sie zu dem einzigen einigermaßen repräsentablen Zimmer eilte, in dem Chilperich die Vornehmen der Gegend zu empfangen pflegte.
    Vor der Tür stand ein doppelter Wachposten, zwei grimmig dreinblickende Männer, die ihr gänzlich unbekannt waren. Sie wollte an ihnen vorbei, aber sie

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