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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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nachdem dieser comes Wandalenus im Auftrag Brunichilds Felix abgeholt hat, ist er zu einer Pilgerreise zum Grab des Heiligen Martin nach Tours aufgebrochen und Alexander begleitet ihn.“
    „Ich wusste gar nicht, dass die beiden zum römischen Glauben übergetreten sind.“
    „Ich auch nicht“, sagte Pontus knapp.
    5
    Chalon war eine uralte, aber nicht sehr große Stadt. In einer Schleife der Saône gelegen, die hier durch ein fruchtbares breites Tal floss, bot sie ein hübsches Bild friedlichen Wohlstands.
    Das großartigste Bauwerk der Stadt war zweifellos die Kirche, die künftig als Grablege für Guntrams Familie dienen sollte. Ein schlichter Bau aus sorgfältig behauenem Stein mit einer Reihe von halbrunden, mehrfach durch Holzwerk unterteilten Oberlichtfenstern und einem offenen Dachstuhl, der dem Innenraum erst die rechte Höhe verlieh.
    Guntram war seit Jahren dabei, Chalon zur Residenzstadt auszubauen, ein Vorhaben, das Brunichild mit unbestimmter Sorge erfüllte, rückte das Machtzentrum Burgunds damit doch recht nahe an die Grenze zu Austrasien. Andererseits war ihr Guntram bisher stets wohlgesinnt gewesen. Im Streit um Sigiberts Erbe hatte er sich klar auf ihre Seite geschlagen und verurteilte aufs Schärfste Chilperichs Übergriffe auf ihren Herrschaftsbereich wie die Annexion von Tours und Poitiers. Zwar gab es mit Guntram einen schwelenden Streit um Marseille, aber bisher war dieser Konflikt nicht in einen offenen Krieg ausgebrochen. Aufgrund eines Abtretungsvertrags gehörte die Hälfte von Marseille, einer der wichtigsten Städte im Süden und das Tor zum Mittelmeer, seit einigen Jahren Guntram, aber der Vertrag war durchaus anfechtbar.
     Als Bedingung für ihre Teilnahme an den Feierlichkeiten hatte Brunichild um einen Wohnbereich ersucht, der sich von ihren Kriegern gut bewachen ließ. Sicher hatte das Misstrauen, das in der Bitte mitschwang, etwas Kränkendes, aber darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen.
    Das größte Gebäude der Residenz war früher einmal eine Markt- und Versammlungshalle gewesen, in die man eine Geschossdecke eingezogen hatte und die von außen ein gewisse Ähnlichkeit mit der Kirche aufwies. In einem großen Viereck um die Halle herum waren Nebentrakte angeordnet, weitere gruppierten sich um einen zweiten und dritten Hof. Brunichild wurde ein ganzer Flügel zugewiesen, der sich durch eine massive Tür gegen das übrige Gebäude absperren ließ und auf der anderen Seite Zugang zu einem ummauerten Gärtchen bot.
    Da vieles noch im Bau begriffen war, ergab sich ein tägliches Kommen und Gehen von Fuhrwerken mit Baumaterialien, begleitet von Handwerkern und Aufsicht führenden Baumeistern. Die Gäste, die sich mit ihrem Gefolge aus Kriegern, Schreibern, Knechten und Mägden eingefunden hatten, machten das Gewimmel noch unüberschaubarer. Eigentlich konnte sich jedermann unbemerkt Zutritt zum königlichen Hof verschaffen.
    Brunichild hatte zusammen mit comes Wandalenus noch in Metz die Jungen auf ihre Rollen vorbereitet, und natürlich hatte Felix als der ältere und vernünftigere eher begriffen, wie wichtig es war, sich an die Anweisungen zu halten. Für Bertho war alles nur ein aufregendes Spiel.
    Gleich zum ersten Treffen nahm Brunichild statt seiner Felix mit. Sie hatte vor, den Jungen nur kurz der Familie zu präsentieren und später zum Abendessen Bertho einzuschmuggeln, um zu sehen, ob jemandem etwas auffiel.
    Guntram kam ihnen entgegen, sobald er sie in der großen Versammlungshalle erblickt hatte. Brunichild war sich keineswegs sicher, wie er sie empfangen würde. Aber er strahlte und umarmte sie herzlich. Dann wandte er sich Felix zu.
    „Das ist er?“
    Vor diesem Moment hatte sich Brunichild gefürchtet. Würde die List gelingen? Und was passierte, wenn der Schwindel aufflog?
    „Ja, das ist er. Du hast ihn ja noch nie gesehen, fällt mir gerade ein.“
    „Bertho!“ Guntram strich dem Kind über den Kopf, und Felix hielt sich sehr gerade. „Womit beschäftigst du dich am liebsten?“
    Reiten, lag Felix auf der Zunge. „Im Augenblick lese ich sehr viel“, antwortete er artig.
    Guntram lachte laut auf. „Tatsächlich? Fürs Lesen hatte keiner meiner Söhne etwas übrig, und ich früher auch nicht. Für sieben Jahre macht der Junge einen sehr verständigen Eindruck. Du bist sicher, er ist erst sieben?“, wandte er sich an Brunichild und legte Felix mit einer besitzergreifenden Geste eine Hand auf die Schulter.
    Brunichild wurde es siedend heiß. Sie hoffte

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