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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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nicht in Chalon, aber Samur hat uns verraten ... Wen hast du da bei dir?“ Wittiges ahnte mehr, als er es sah, dass der Aware auf den jüdischen Arzt wies.
    Irgendwo ging eine Tür auf, und eine brennende Fackel beleuchtete die Gasse. Drei tote Männer lagen auf der Straße, ein vierter ein Stück weiter entfernt. Aber Wittiges sah auch, dass der jüdische Arzt keinen Mantel mehr trug, und ahnte, woher der ätzende Gestank nach verschmorter und verbrannter Wolle stammte. Der Mann hatte seinen Umhang geopfert, damit sie etwas Licht hatten. Er hatte ihn in den Fackelhalter gestopft und angezündet.
    „Deine Waffe.“ Der Jude hielt Wittiges den Scramasax hin. „Ich fürchte, ich war keine große Hilfe.“
    Das Licht verschwand und das dumpfe Dröhnen einer Tür war zu hören, die mit Nachdruck geschlossen wurde.
    „Schon gut.“ Wittiges griff mehr oder weniger blind nach der Waffe, steckte sie ein und hatte es nun eilig, den Arzt loszuwerden. „Wenn du mir sagst, wo du wohnst, begleiten wir dich nach Hause.“
    „Das ... das ist großzügig von euch“, sagte der Mann schleppend.
    Bis ins jüdischen Viertel mussten sie die halbe Stadt durchqueren, aber es gelang ihnen ohne weiteren Zwischenfall. Hier und dort fiel etwas Mondlicht in die engen Gassen, genug, um sich zurechtzufinden. Als Wittiges danach zum Palast zurückkehren wollte, hielt ihn Merowech auf und bat, ihn erst anzuhören.
    „Was gibt’s denn noch?“, fragte Wittiges. „Hat das nicht bis morgen Zeit?“
    „Wie man’s nimmt. Samur weiß, wo sich die Königin aufhält. Sie und Guntram sind kurz nacheinander aufgebrochen, heißt es. Aber Samur erinnerte sich, dass der Bote, den Brunichild nach Metz geschickt hat, einen bestimmten Ort erwähnte. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, welchen er meinte. Es ist Dompierre, dort hat Guntram ein Landgut, wie ich inzwischen weiß. Und ich hab auch in Erfahrung gebracht, dass ihn Rechtsgelehrte, Kanzleischreiber und ein Bischof begleiten. Wozu benötigt er deren Dienste in einem Kloster? Sag mir das mal. Ich will nach Dompierre. Sofort.“
    „Nicht mit mir, falls du das meinst“, wies ihn Wittiges ab. „Ich reite nicht mitten in der Nacht los, das ist lebensgefährlich. Reicht dir der Überfall von eben nicht? Außerdem sind die Stadttore verschlossen.“
    „Ich muss die Stadt verlassen, auf der Stelle, oder ...“
    „Oder Königin Fredegund lässt ihn kalt machen, ich hab’s gehört“, mischte sich Ulf ein.
    Wenn Fredegund Merowech bedroht hatte, hatte auch sie von der Hochzeit erfahren. Wittiges hatte sich, was diese Eheschließung betraf, bisher an letzte Zweifel geklammert. Falls aber Ulf tatsächlich Zeuge einer Auseinandersetzung gewesen war, in der Fredegund eine Morddrohung ausgestoßen hatte, sprach das für eine größere Wahrscheinlichkeit der Heirat.
    „Was hat sie noch gesagt, und warum warst du überhaupt dabei?“, wollte Wittiges von Ulf wissen.
    „Warum fragst du nicht mich?“, warf Merowech  ein.
    „Du sei still!“, raunzte ihn Wittiges an. „Ulf, antworte mir“, fuhr er gemäßigter fort.
    „Samur und ich haben draußen auf dem Gang gelauscht“, bekannte Ulf freimütig. „Sie haben sich angeschrien, wir haben alles verstanden. Fredegund glaubt Merowech nicht. Er hat gesagt, sein Vater hat ihm verziehen, aber sie glaubt es nicht. Sie glaubt an eine Täuschung, eine Verschwörung von Brunichild. Und sie will Brunichild vernichten, bevor sie selbst ...“ Ulf verstummte verlegen.
    „Er versteht überhaupt nichts“, mischte sich Merowech empört ein. „Der Bengel hat keine Ahnung, was vorgeht. Ich muss aus der Stadt verschwinden, bevor mich Fredegunds Gefolgsmänner aufspüren. Denn eins stimmt schon: Sie hat einen ziemlichen Hass auf mich.“
    Wittiges ahnte, dass ihm Merowech noch einiges vorenthielt, aber eins schien sicher: Sein Leben war bedroht. Eigentlich machte ihm, Wittiges, das nichts aus, aber ebenso sicher war, dass ihm sein Eid als anstrustio Pflichten auferlegte.
    Wie sich herausstellte, hatte Merowech Wittiges’ Knechte mit Pferden und Gepäck zu einem der Stadttore geschickt, und die Männer waren umstandslos seinem Befehl gefolgt, was Wittiges nicht wenig verdross. Dank einer kleinen Bestechungssumme konnten sie die Stadt im allerersten Licht der Morgendämmerung verlassen. Wittiges ritt in gedrückter Stimmung zum Tor hinaus, musste er doch die Suche nach Felix ohne das geringste Ergebnis abbrechen. Auch Ulf schien sich Sorgen zu machen, denn nach

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