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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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tun?“
    Der Händler schaute auf, runzelte fragend die Stirn, als wüsste er nicht, wen er vor sich hatte, und schüttelte mit einem Ausdruck grenzenloser Qual den Kopf. „Sie ist tot“, wimmerte er.
    „Pass auf“, sagte Wittiges, eingedenk der Warnung des Arztes, „dass du dir nicht selbst den Tod holst. Begrab deine Frau so rasch wie möglich.“ Und fass sie nicht an, hätte er noch hinzufügen müssen, traute sich aber nicht.
    Der Mann schüttelte nur wieder den Kopf, und Wittiges erkannte, dass seine wohlgemeinten Ratschläge nichts ausrichten konnten. Er zog sich zurück. Unten im Hausflur wartete der Arzt, neben ihm ein gähnender Knecht.
    „Du bist noch hier?“, wunderte sich Wittiges.
    „Er hat noch nicht bezahlt“, sagte der Arzt verlegen, aber dennoch mit fester Stimme.
    „Du bist zu spät gekommen und verlangst trotzdem Geld? Ist das anständig?“ Im gleichen Augenblick ärgerte sich Wittiges, dass er sich überhaupt einmischte. Das hier war weiß Gott nicht seine Angelegenheit.
    „Ich habe mich in Gefahr begeben, indem ich die Tote untersuchte, und hab dem Ehemann eine Arznei dagelassen, die ihm hilft, falls er sich angesteckt hat. Es ist nur gerecht, wenn ich eine Bezahlung verlange.“
    Wittiges griff unter dem Umhang an den breiten Ledergürtel, in dem er immer einige Münzen versteckt hielt. „Wie viel?“, fragte er nur.
    Es war wenig, was der Mann verlangte. Bei näherem Hinsehen erkannte Wittiges, wie jung der Arzt noch war und wie einfach, beinahe ärmlich seine Kleidung, wenn auch sehr sauber. Jetzt schämte er sich, weil er die Ehrenhaftigkeit des Mannes angezweifelt hatte. Gemeinsam traten sie auf die Gasse hinaus, während hinter ihnen der Knecht die Tür mit einem massiven Balken von innen verriegelte.
    Kaum hatten sie das Viertel der Händler verlassen, tauchten Gestalten aus dem Dunkel auf. Es war etwa ein halbes Dutzend. Wittiges konnte gerade noch sein Schwert ziehen und sich die Kerle mit einer raumgreifenden Drehung vom Leib halten, aber sicher nicht für lange.
    „Licht, ich brauche Licht“, schrie er und zog sich mit dem Arzt an die nächste Hauswand zurück. In dieser Gasse waren die letzten Fackeln in den eisernen Haltern neben den Hauseingängen längst ausgebrannt. Aber plötzlich flammte die Fackel hinter ihm wieder auf, gerade rechtzeitig. Wittiges rammte einem der Angreifer das Schwert in die Kehle und riss es blitzschnell zurück, um den Schlag eines anderen zu parieren.
    „Scramasax, an meiner linken Hüfte“, schrie er und hoffte, der Jude verstand, was er meinte: Er sollte die Waffe von hinten aus seinem Gürtel ziehen. Aber vielleicht konnte der Mann gar nicht damit umgehen? Ein Funkenregen übersprühte Wittiges und hielt die Räuber einen Moment auf, doch dann drangen die Überlebenden wieder auf ihn ein, drei gleichzeitig, während der vierte ein Messer in der Hand wirbelte, um es zu werfen. Wittiges verlor die Übersicht, ein tödlicher Fehler. Und genau da erhielten die Räuber Verstärkung. Etwas sirrte knapp an Wittiges’ Kopf vorbei, als er versuchte, wenigsten noch einen von ihnen mit in den Tod zu nehmen. Der Mann brach zusammen, ohne dass er ihn getroffen hatte.
    Schreie gellten, und zu Wittiges grenzenloser Überraschung erkannte er im erlöschenden Licht der Fackel Merowech, der sich an seine Seite kämpfte. Endlich hatte der Jude den Griff des Scramasax gepackt, zog den Langdolch aus der Scheide und fuchtelte wild damit herum. Haarscharf entging Wittiges einer Verletzung durch seine eigene Waffe. Es würde nicht gutgehen. Aber da knickte ein weiterer der Räuber in die Knie, und plötzlich war der Kampf vorbei. Die zwei letzten Strolche flohen.
    Aus dem Dunkel, das sich nun wieder ausbreitete, trat Samur hervor und stach mit einer geschmeidigen Bewegung einen der Fliehenden nieder. Den letzten erledigte Ulf. Es war tatsächlich Ulf, der die Schleuder über dem Kopf herumwirbelte, und nur ein Schrei aus der Finsternis verriet, dass er getroffen hatte.
    Schwer atmend lehnte sich Wittiges gegen die Wand. Es roch nach verbrannter Wolle, ein ätzender Gestank. „Was macht ihr hier, Gott verdammt noch mal?“
    „Du sollst den Namen des Herrn nicht mit einem Fluch im Mund führen“, wies ihn der Jude streng zurecht.
    „Stimmt“, ließ sich Merowech auflachend vernehmen, „eine üble Angewohnheit. Ulf erinnerte uns daran, dass du ins Viertel der Händler wolltest, ich hatte es vergessen, aber du hattest es erwähnt. Nun, die Königin ist

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