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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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einer Weile lenkte er sein Pferd neben das von Wittiges, wartete aber, bis er angesprochen wurde.
    „Ich bin dir noch etwas schuldig“, sagte Wittiges gedämpft. „Zum einen eine Tracht Prügel, weil du dich unerlaubt aus dem Palast entfernt hast ...“ Aus den Augenwinkeln spähte er dem Jungen ins Gesicht, um zu sehen, wie er auf diese Eröffnung reagierte. Aber Ulf ließ sich weder Furcht noch Schuldbewusstsein anmerken. Da fiel Wittiges ein, wie schlecht der Junge zu Hause behandelt worden war, und er schämte sich seines Versuchs, ihn in Schrecken zu versetzen. „Zum anderen“, fuhr er wesentlich freundlicher fort, „bist du wahrscheinlich der beste Schütze mit der Schleuder, den ich kenne, und ich muss dir danken, dass du einen der Halunken erledigt hast. Du hast Mut, weißt du?“
    Ulf nickte nur ernst und völlig unbeeindruckt. „Was ist jetzt mit der Suche nach Felix?“, fragte er.
    10
    Brunichild dachte daran, mit Bertho nach Metz zurückzukehren.
    Guntram hatte seine Gunst ohne Zögern von Felix auf ihn übertragen, und zu ihrer Erleichterung begegnete ihr Sohn dem Onkel mit gerade dem richtigen Maß an Ergebenheit: weder zu viel, was als Unterwürfigkeit hätte gedeutet werden können, noch zu wenig, was Guntram als Frechheit betrachtet hätte. Wahrscheinlich tat es Bertho gut, sich einmal nicht mit dem klügeren und reiferen Felix messen zu müssen.
    Jetzt war Bertho unanfechtbar der Erbe von Frankoburgund. Der Bischof hatte die Einsetzung gesegnet, die Schreiber hatten die Urkunde ausgefertigt, die von den Rechtsgelehrten geprüft und für gut befunden worden war.
    Der Gutshof in Dompierre mochte für ländliche Verhältnisse recht ansprechend sein, ließ aber doch viel vermissen. Eine gepflegte Abendunterhaltung mit Musik und Dichtkunst beispielsweise. Stattdessen las auf Guntrams ausdrücklichen Wunsch ein Mönch mit monotoner Stimme auf Latein aus der Bibel vor. Nicht nur für die Krieger und die Edeldamen, von denen die meisten ohnehin nichts verstanden, war es zum Einschlafen langweilig. 
    Noch zwei Tage, an denen man sich unverbrüchlicher Treue und gegenseitiger Zuneigung versicherte, und sie würde abreisen. Ein Bote war mit dem kostbaren Erb- und Adoptionsvertrag unterwegs nach Metz, damit er sicher in der Kanzlei aufbewahrt werden konnte. Nachdem das erledigt war, nutzte Brunichild die allgemein gute Stimmung, um Guntram daran zu erinnern, dass er ein wichtiges Versprechen noch immer nicht eingelöst hatte: Chilperich zu zwingen, die fünf Städte aus Gailswinthas Morgengabe als Wergeld für ihre Ermordung an sie herauszugeben.
    Guntram zeigte sich verschnupft. „Ich weiß, ich weiß“, winkte er ab. „Aber liegt dir wirklich etwas an diesen Städten? In deiner Hartnäckigkeit kann ich keine Tugend erkennen. Ist es nicht genug, dass ich Bertho und nicht etwa einen von Chilperichs Söhnen zu meinem Erben gemacht habe? Was willst du denn noch?“
    „Gerechtigkeit, darin bin ich sehr eigen“, erwiderte Brunichild und stand auf. „Ich ziehe mich zurück, ich habe Kopfschmerzen.“  Sie würde nie klein beigeben, obwohl seit der letzten Begegnung mit Fredegund, bei der sie ihre Feindin vor der Kirche in Chalon so schön auf den zweiten Platz verwiesen hatte, einiges von ihrem stets gegenwärtigen Hass erloschen war: Einen geschlagenen Feind sah man mit anderen, milderen Augen.
    Wandalenus und einige aus ihrem Gefolge begleiteten sie zu ihren Räumen. Wandalenus wollte noch die Abreise mit ihr besprechen.
    Plötzlich wurde der Türvorhang beiseitegerissen und Wittiges trat ein. Schnurstracks eilte er auf Brunichild zu, verneigte sich knapp und heftete den Blick mit einer Intensität auf sie, die die Grenzen des Höflichen weit überschritt. „Kann ich dich sprechen, Königin? Unter vier Augen?“, blaffte er.
    Es gab einen winzigen Moment, da hätte sie ihn noch kaltschnäuzig hinausweisen können, aber dann war er verstrichen.
    „Lasst mich mit anstrustio Wittiges allein“, verlangte sie beherrscht. „Ihr alle.“
    Zögernd setzten sich die ersten in Bewegung.
    Wittiges war drei Schritte von ihrem Stuhl entfernt stehen geblieben und senkte heftig atmend den Kopf.
    „Bitte, geht!“, befahl Brunichild noch einmal.
    Wandalenus schob sich von der Seite her auf sie zu. „Ich verstehe nicht ...“, begann er.
    Brunichild lächelte kühl. „Bitte, auch du. Sei so gut. Und es bleibt dabei, wir reisen morgen ab. Bestimmt hast du dafür noch einige Regelungen zu treffen.“
    „Die

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