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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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überzeugen, dass unsere Verbindung eine Bedrohung für ihn darstellt. In Wirklichkeit ist sie eifersüchtig und will sich rächen. Sie hat schon in Paris versucht, sich an mich heranzumachen, aber ich schlafe nun mal nicht mit einer Hure meines Vaters. Und dann denk an Guntram und Bertho. Fredegund wird meinem Vater weismachen, dass es eine Beleidigung für ihn ist, in der Erbfolge übergangen worden zu sein. Es gibt ein altes Gesetz, wonach der Bruder erbt und nicht etwa der Neffe. Alle diese Gründe zusammen reichen aus für einen Krieg.“
    Brunichild bestand darauf, dass Wittiges mit ihr nach Metz zurückkehrte. Sie ließ ihm keine Wahl, er musste ihrem Befehl Folge leisten und die weitere Suche nach Felix aufschieben. Allerdings hatte er nach den vergeblichen Mühen in Chalon und den Grübeleien in der Nacht eingesehen, dass er die Suche anders angehen musste. Nur wie?
    Und er musste Ulf trösten, ja, er fühlte sich sogar gedrängt, sich vor dem Jungen zu rechtfertigen, der von Politik nichts verstand und die Freundschaft mit Felix über alle Überlegungen und Verpflichtungen stellte. Wittiges kam sich schäbig vor, fast als Verräter an dem Sohn, der Felix nach wie vor für ihn war. Und dennoch fehlte ihm etwas von der schlichten Unwandelbarkeit des Gefühls, die Ulf an den Tag legte.
    Bertho freute sich, als er Wittiges am Tag der Abreise traf. Der Kleine strahlte ihn an, und Wittiges konnte sein Lächeln nur mit Mühe erwidern, bis er sich klarmachte, dass die Intrigen der Erwachsenen nicht die der Kinder waren.
    „Wo ist Felix?“, fragte Bertho sofort. „Hast du ihn nicht mitgebracht?“
    „Nein, es tut mir leid.“
    Bertho ließ nicht locker. „Niemand sagt mir, wo er ist. Das ist gemein.“ Seine Augen füllten sich mit Tränen. „Ich vermisse ihn so sehr“, klagte er. Wittiges ließ sich auf ein Knie nieder und nahm den kleinen König in die Arme, der sich sogleich an ihn schmiegte. „Wir beide vermissen ihn“, sagte er weich.
    „Ich bin bloß froh, dass du wieder da bist“, sagte Bertho, „du warst lange fort.“ Aus für Wittiges unerfindlichen Gründen hatte der Kleine eine große Zuneigung zu ihm gefasst. Einige Male war er schon auf casa alba gewesen und hatte sich dort sehr wohlgefühlt.
    „Aber jetzt wird er uns begleiten und bei uns in Metz bleiben.“ Brunichild war leise eingetreten. Sie trug Reisekleidung und hatte einen Umhang für Bertho über dem Arm. „Zieh das an.“ Es war ein langer dunkler Umhang mit Kapuze, aber als sie Bertho zu sich heranziehen wollte, um ihn darin einzuhüllen, wehrte er sich.
    „Muss ich mich wieder verstecken?“
    Über seinen Kopf hinweg trafen sich Brunichilds und Wittiges’ Blicke. „Nur bis Metz, mein Liebling, und bis dort dauert die Reise nicht sehr lange. Ich glaube nicht, dass Felix sich so anstellen würde.“
    Stumm sah Wittiges zu, wie sie Bertho fertig kleidete und ihn dann nach draußen schob, wo Mägde und Knechte schon auf ihn warteten, um ihn in den Reisekarren zu setzen. „Ich habe Merowech geheiratet, um nicht Chilperich in die Hände zu fallen“, sagte Brunichild leise. „Er hat mich in Rouen unter Druck gesetzt, ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte.“
    Darauf konnte er nichts entgegnen, weil Guntram mit einem kleinen Gefolge in den Empfangsraum drängte. Unbeteiligt sah Wittiges den Abschiedsumarmungen zu und hörte die letzten Beteuerungen gegenseitigen Wohlwollens. Anscheinend nahm Guntram Brunichilds Heirat mit seinem Neffen gelassen - oder wusste er nicht Bescheid?
    Etwa zehn Tage später war Wittiges auf dem Weg nach Hause.
    Ulf hatte er in Metz gelassen. Der Junge sollte in die Palastschule gehen und mit den adligen Zöglingen lesen, schreiben und rechnen lernen und Unterricht im Umgang mit Waffen erhalten. Es war nicht ganz einfach gewesen, ihn dort einzuschmuggeln, aber am Ende war es ihm dank der Beziehungen gelungen, die er immer noch hatte. Nach allem, was sie zusammen erlebt hatten, konnte er das Kind unmöglich in die Schmiede zurückschicken. Er machte sich zwar Gedanken, wie die nutriti einen einfachen Schmiedesohn bei sich aufnahmen, aber Ulf war kein Schwächling, und vielleicht hatte er keine Schwierigkeiten, sich innerhalb einer raubeinigen Bande von Kindern und Halbwüchsigen zu behaupten. Er wünschte ihm jedenfalls nur das Beste.
    Als er sich seinem Gut näherte, war die Luft vom Duft frisch gemähten Heus geschwängert, Kühe lagen satt, fett und geruhsam wiederkäuend auf den Weiden. Ein

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