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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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einen treuen Streiter gefunden haben? Die Chancen dafür waren gering, aber sie glaubte gern daran. Sie rief Rana zu sich. Als Tochter des Grafen Sendric war sie Merrens älteste und beste Freundin.
    »Wir müssen uns auf morgen vorbereiten. Folgendes bitte ich dich zu tun«, begann sie.
    Rana hörte zu, und langsam fiel ihr die Kinnlade herunter.
    Martil freute sich darauf, die Doppelgängerin der Königin kennenzulernen. Wie sein alter Freund Borin zu sagen pflegte, hatte er schon zu lange auf dem Trockenen gesessen. »Wo finde ich sie?«, fragte er, nachdem Karia endlich eingeschlafen war.
    »Du musst ins Haus zum Goldenen Tor. Es ist das dritte Haus von rechts neben der Kirche, in der wir heute Nachmittag waren. Dort musst du nach Lahra fragen«, wies Barrett ihn an. Er sah Martils Gesichtsausdruck und lächelte. »Ich weiß, aber meine Nachbarn haben gerne all ihre Annehmlichkeiten in unmittelbarer Nähe. Es ist ein Privathaus, in das nicht jedem Einlass gewährt wird. Man kommt nur hinein, wenn man den Preis bezahlen kann. Es wird teuer werden. Mindestens ein Goldstück pro Besuch.«
    Conal spuckte den Wein aus, den er im Mund hatte und gerade hinunterschlucken wollte. »Bei Zorvas verschwitzten Hoden, für so viel Geld würde ich mit Frau Palm und ihren fünf Töchtern die ganze Nacht verbringen!«, verkündete er.
    »Warum ist er immer noch hier, bitte schön?«, seufzte Barrett.
    Anscheinend war ein nächtliches Ausgangsverbot über die Stadt verhängt worden, das in den Vierteln der Wohlhabenden jedoch nicht zu gelten schien. Zumindest konnte Martil nicht erkennen, dass es hier durchgesetzt wurde. Barrett glaubte, Gello habe nur etwa tausend Mann in der Stadt behalten – nicht viel, wenn eine ganze Stadt unter Kontrolle gehalten sowie Palast und Stadtmauern bewacht werden mussten. Natürlich war es hilfreich, dass die Norstaler eine friedfertige Nation sind, dachte er verbittert.
    Er hatte sich Sorgen gemacht, dass er das Haus vielleicht nicht finden würde. Tagsüber sahen alle großen Häuser in dieser Gegend gleich aus. Aber als er an der Kirche vorbeiging, lachte er beinahe. Bei Nacht war das Haus klar als das zu erkennen, was es war. Riesige vergoldete Tore standen offen und wurden von etwa zwanzig Laternen beleuchtet, während zwei große Wachmänner mit langen Speeren Wache hielten. Sie strahlten Grausamkeit aus, doch ihre einschüchternde Wirkung wurde von den rosafarbenen Wappenröcken geschmälert, die sie über ihren Lederjacken trugen.
    Martil hatte eine Handvoll Gold griffbereit, um es ihnen zu zeigen, aber der erste Wachmann machte Platz und grinste Martil an, als sein Gesicht im Schein der Laternen erkennbar wurde.
    »Hauptmann Martil! Erinnert Ihr Euch an mich, Herr?«
    Martil gab sich alle Mühe, auf den Namen zu kommen. Kurz bevor er zugeben musste, dass er sich nicht mehr erinnern konnte, kam ihm plötzlich die Erleuchtung. »Korporal Kesbury! Ich habe dich bei der Schlacht von Shadar befördert!« Er erinnerte sich jetzt an den Mann, allerdings war er damals blutbesudelt gewesen und hatte einen stark verwundeten Trupp angeführt. Viele ihrer Kameraden waren bereits gefallen, und die Abteilung hatte nur noch durch schiere Willenskraft zusammengehalten. Kesbury war ein guter Kämpfer gewesen, geübt im Umgang mit dem Speer. Er hatte aber auch gern getrunken; deshalb war er auch nie zum Wachtmeister befördert worden.
    »Das stimmt, Herr. Und bis Bellic bin ich bei Eurer Truppe geblieben. Mein Kamerad Dunner hier hatte nicht so viel Glück. Er war zuerst bei Snithe, ist dann zu Macord weitergereicht worden und dort bis Bellic geblieben.«
    »Was macht ihr zwei hier?«
    Kesbury lächelte zögernd. »Rallora war nach Bellic nicht mehr dasselbe, Herr. Die Leute wollten uns nicht in ihrer Nähe haben. Also haben wir einen Ort gesucht, wo keine Fragen gestellt werden; wo sie von einem nur erwarten, dass man ein harter Bursche ist. Inzwischen sind viele von uns hier im Norden. Wir haben uns einen guten Ruf erworben. Diese Norstaler halten es für ein Zeichen ihres Erfolgs, wenn ihre Wachmänner Rallorer sind. Außerdem ist die Bezahlung gut.«
    »Und es gibt wohl noch ein paar Extras?«, deutete Martil an.
    »Nun ja, die Frauen hier sehen besser aus als die Pferde und Esel, auf die man als Wachmann einer Karawane aufpassen muss, das gebe ich zu«, sagte Kesbury grinsend. »Geht einfach rein, Herr. Am Eingang stehen noch zwei von uns, gute Kerle, auch wenn sie nur unter Kriegshauptmann Rowran

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