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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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bald jemand das Schwert führt, werden Dinge geschehen, die dieses friedliche Land verändern werden. Wenn du mit Karia abreist, gibt es viele Wege, die ihr einschlagen könnt. Aber nur einer wird euch nicht ins Verderben führen. Ihr musst nach Thest gehen.«
    Martil reagierte nicht darauf. »Ich bin hierhergekommen, weil ich gehört habe, das Land sei friedlich! Was glaubst du denn, was passieren wird?«
    Nott zuckte mit den Schultern. »Ich bin kein guter Wahrsager. Aber ich weiß, dass es eine anschwellende Flut von Angst und Zorn in diesem Land gibt und außerdem einige Feindseligkeit gegenüber der Frau, die auf unserem Thron sitzt. Und Herzog Gello wartet auf seine Chance; er wäre König geworden, wenn er es vermocht hätte, das Drachenschwert zu ziehen. Er steht in dem Ruf, ehrgeizig und unbarmherzig zu sein. Man kann sich leicht vorstellen, was passieren könnte, wenn die Königin das Volk nicht mehr auf ihrer Seite hat. Jedenfalls geht es nun um Thest. Du musst mir schwören, dass ihr beide dort hingehen werdet. Sieh es als eine zweite Chance, eine Wiedergutmachung.«
    Martil prustete. »Wiedergutmachung? Habt Ihr nie von Bellic gehört? Ich war einer der Hauptleute, die den letzten Befehl gaben, die Stadt zu zerstören.«
    Nott seufzte. »Aroaril hat mir deine Vergangenheit gezeigt. Natürlich wusste ich längst von Bellic, und auch ich weiß, dass du nicht allein die Schuld daran trägst. Darum spricht man ja auch von den Schlächtern von Bellic. Ihr wart zu fünft.«
    Martil schnürte sich die Kehle zu, aber er ließ sich davon nicht abhalten. Es gab gewisse Dinge, die gesagt werden mussten. »Es war meine Schuld. Ich hätte sie aufhalten können. In der Abstimmung waren zwei dafür, die Stadt zu plündern, und zwei dafür, die Stadt aushungern zu lassen. Ich gab die entscheidende Stimme. Mein Zorn hatte die Oberhand über mich gewonnen. Und jetzt muss ich damit leben, was ich getan habe. Eine zweite Chance? Mir ein kleines Mädchen zu geben, auf das ich aufpassen soll? Wie soll das den Tod Hunderter Kinder in Bellic wiedergutmachen? Darüber können die Götter doch nur lachen.«
    Nott war erstaunlich schnell auf den Beinen und packte Martil am Arm. »Ich sage es dir jetzt zum letzten Mal. Verspotte nichts, das du nicht verstehen kannst«, warnte er ihn. Der Blick seiner blauen, weisen Augen ließ Martil nicht los. »Karia ist kein gewöhnliches Mädchen. Das Eingreifen Aroarils … Wenn ich sage, Karia ist etwas Besonderes, dann meine ich nicht, dass sie irgendwelche Zahlenspielchen vorführen oder die Leute zum Lachen bringen könnte. Nein, sie hat große Macht in sich. Nicht die Art Macht, die ich von Aroaril erhalte, sondern Magie, echte Magie, die die Welt um sie herum verändern kann. Deshalb wollte Edil sie zurückhaben. Er dachte, man könnte sie zu einer Magierin machen, die ihm endlich die Reichtümer einbringen würde, die er sich immer gewünscht hatte. Also sag mir jetzt nicht, dass sie nicht irgendeinen höheren Zweck zu erfüllen hätte. Und du ebenfalls. Ein Mann, der vom Tod vieler Kinder heimgesucht wird, erhält die Möglichkeit, sich um ein kleines Mädchen zu kümmern. Für mich ist das alles andere als komisch. Ich betrachte Karia als meine Enkelin. Würde ich sie also mit einem Fremden gehen lassen, der sie verletzen könnte? Du bist ein besserer Mensch, als du denkst. Vielleicht wird aus dir eines Tages sogar ein guter Mensch. Sag mir, bereust du, was in Bellic geschehen ist?«
    Martil, der sich von Notts unverwandtem Blick und seinem überraschend festen Griff gefangen sah, konnte nicht ausweichen. All das, was er unterdrückte, all das, was sich Bahn gebrochen hatte, als er Edil getötet hatte, überkam ihn erneut.
    »Natürlich«, sagte er grimmig. »Ich bereue es mit jedem Atemzug.«
    »Tust du das? Tust du das wirklich? Oder bereust du nur, dass du als Folge deiner Taten nicht länger als Held giltst?«
    Martil blinzelte ihn an. »Es war mir immer egal, ob ich als Held gelte. Aber die nächtelange Schlaflosigkeit aufgrund meiner Albträume von Bellic ist mir nicht egal! Es ist mir nicht egal, dass durch meine Entscheidung Hunderte Frauen und Kinder starben und die Leben der Männer zerstört wurden, die meine Befehle ausgeführt haben! Mir ist nicht egal, dass ich die Schuld für den Rest meines wertlosen Lebens mit mir herumschleppen muss!«
    Nott starrte ihm in die Augen und nickte grimmig. »Wenn das wahr ist, musst du nach Thest reiten. Schwöre es, wenn du wahrhaft

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