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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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arbeiten. Stattdessen war es zu meiner Bestürzung ein schurkischer Bauer namens Edil, der sie umwarb und bald um den Finger gewickelt hatte. Es ist dir vielleicht nicht aufgefallen, als du ihn kennenlerntest, aber er konnte den Leuten ein X für ein U vormachen, wenn er es wollte.«
    Martil nickte. »Das ist mir aufgefallen. Er sprach nicht wie ein gewöhnlicher Bandit. Er schaffte es sogar, dass ich weiterredete, als ich längst wusste, dass es eine Falle war. Und ein unerfahrenes Mädchen …« Er brach ab, als ihm klar wurde, dass er von Notts Adoptivtochter sprach.
    Aber Nott grummelte lediglich zustimmend. »Dann verstehst du es also. Gegen meinen Willen und gewiss gegen meine Wünsche haben die zwei geheiratet. Er hatte sie mit Gerede über Seide und Schmuck verführt und mit Märchen über Norstalos-Stadt bezirzt. Sie wollte dieses kleine Dorf hinter sich lassen. Er hatte ihr die Welt versprochen. Was er ihr aber gab, war ein Leben in Knechtschaft auf seinem Bauernhof und ein Kind, dessen Geburt sie trotz all meiner Gebete umgebracht hat.«
    Nott hielt inne und genehmigte sich einen Schluck, bevor er fortfuhr. »Mara, Karias Mutter, wurde gezwungen, während ihrer Schwangerschaft zu arbeiten. Sie hätte das Kind fast verloren, und ich musste Aroaril anflehen, mir die nötige Kraft zu geben, um sie zu retten. Ich dachte, meinen Gebeten wäre Gehör geschenkt worden, doch es war nicht ganz so, wie ich dachte. Du weißt um die Mächte eines Priesters, oder?«
    Martil nickte. »Ihr könnt Aroaril um Magie bitten. Wenn ihr und die Bitte würdig seid, wird Aroaril euch die Macht geben, Menschen zu heilen, den Regen auf trockene Felder fallen zu lassen und alles Mögliche andere zu tun.«
    »Also hast du in der Kirche aufgepasst. Allerdings folgt Aroaril einem Plan, der für keinen von uns begreiflich ist. Er rettete die Mutter, aber nur so lange, bis das Kind geboren war. Maras Lebenskraft reichte noch aus, um Karia zur Welt zu bringen, aber dann war nicht mehr genug übrig, um sie selbst zu retten.«
    »Was ist das denn für ein Unsinn, Pater? Aroaril kann doch bestimmt alles tun, was er will.« Martil reagierte auf Geschichten über göttliches Eingreifen ganz besonders empfindlich. Er hatte viel zu oft gehört, dass Aroaril schon kommen und Rallora vor den einmarschierenden Berellianern retten würde, als dass er solchen Geschichten noch Glauben schenken konnte.
    »Wenn ich eines gelernt habe, dann ist es, dass seine Pläne unseresgleichen nicht offenbar werden. Und wer sich über sie lustig macht, tut es auf eigene Gefahr.« Seine Stimme war mild, doch sein stählerner Blick ließ Martil nicht daran zweifeln, dass es ein gefährliches Thema war. Verständlich genug, dachte Martil, wenn man zusehen musste, wie das Mädchen, das man als Tochter großgezogen hat, bei der Geburt ihres Kindes starb und der Gott, dem man sein gesamtes Leben lang gedient hatte, die Bitte, sie zu retten, ablehnte.
    Nott fuhr fort. »Natürlich konnte Edil einen Säugling auf dem Bauernhof nicht gebrauchen. Also hat man ihn bei mir gelassen. Karia ist etwas Besonderes. In meinem törichten Hochmut – schon wieder, dabei sollte man meinen, ich hätte daraus gelernt – habe ich mit ihren Fähigkeiten geprahlt, und natürlich kam dies auch Edil zu Ohren. Er wollte sie zurück, denn er dachte, sie könnte helfen, ihn zu versorgen. Er drohte sogar, deswegen zu meinem Bischof zu gehen … Ich konnte mich ihm nicht in den Weg stellen, obwohl Karia geweint hat. Nun ist sie wieder hier, und ich frage mich, ob das alles ein Teil von Aroarils Plan war.«
    Martil erkannte, dass das Gespräch einen besorgniserregenden Verlauf nahm.
    »Mir scheint, als hätte er Euch prüfen wollen. Und nun ist der Kreis komplett, sie ist wieder in Eurer Obhut«, schlug er vor.
    »So einfach ist es nicht«, sagte Nott bedeutungsschwer. »Du bist kein gewöhnlicher Mann. Ein ungewöhnliches Kind, ein ungewöhnlicher Mann, zusammengebracht durch eine gemeinsame Aufgabe. Aber zu welchem Ziel?«
    Martil zwang sich zur Ruhe.
    »Nein, Pater, ich bin kein Spielzeug der Götter. Ich habe zu viel Tod und Schmerz auf zu vielen Schlachtfeldern gesehen, um noch daran zu glauben, dass wir in dem, was wir tun, einem höheren Plan folgen. Bei Zorvas Eiern, wenn ich …«
    »Was unterstehst du dich?«, knurrte Nott. »Nenne diesen Namen in meinem Haus nie wieder!«
    »Aber das ist doch bloß eine harmlose Redensart …«
    Notts Augen brannten wie Feuer, und sein Zorn schien in ihm

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