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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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Kampf, den er gewinnen musste, wenn er Karia zu ihrem Onkel bringen wollte.
    »Du wirst tun, was ich dir sage!«
    »Warum? Du bist nicht mein Vater! Du hast meinen Vater getötet!« Sie griff einen leeren Becher und warf ihn nach Martil. Er musste sich ducken, um auszuweichen.
    »Karia!«, ermahnte Pater Nott sie, doch Martils Zorn kochte über, und er sprang auf die Beine.
    »Warum will …!«
    »Nein!« Als sie den Zorn bemerkte, der Martil ins Gesicht geschrieben stand, rollte sie sich schützend zusammen und hielt sich die Arme über den Kopf. Sie schrie und weinte zugleich.
    Im Handumdrehen verschwand Martils Zorn, und er stand einfach nur da, ihm war schlecht, Schuld und Scham machten ihn sprachlos.
    Pater Nott tätschelte Karia sanft und sah Martil an. »Ich sehe, du weißt nicht viel über Kinder. Aber das tat ich auch nicht, und ich habe dazugelernt. Sie braucht ein bisschen Zeit, um sich an die Dinge zu gewöhnen. Versuch doch einmal, es aus ihrer Sicht zu sehen. Sie dachte, sie würde hierherkommen, um wieder in dem einzigen wirklichen Zuhause zu leben, das sie je gekannt hat!«
    »Nun, versteht Ihr jetzt, warum ich nicht der Richtige bin?«, hielt Martil dagegen.
    Pater Nott lächelte. »Du bringst sie doch nur zu ihrem Onkel. Du wirst doch wohl ein paar Tage mit ihr überstehen, bevor ihr Thest erreicht.«
    Martil hielt inne. Der Eid erschien ihm in diesem Moment wie eine unzumutbare Bürde.
    »Ich muss mal an die frische Luft«, erklärte er. »Und ich muss mein Pferd satteln.«
    »Erst musst du dich bei ihr entschuldigen«, sagte Pater Nott. »Sie dachte, du wolltest sie schlagen, und das ist nicht gut. Sie muss lernen, dir zu vertrauen, und du musst erkennen, dass sich mit Gewalt keine Probleme lösen lassen.«
    Martil musste lachen, ob er wollte oder nicht. »Mit Gewalt habe ich etliche Probleme gelöst.« Dann sah er die schniefende Karia an, deren große Schluchzer sie ganz durchzuschütteln schienen. »Ich rede mit ihr, wenn ich wiederkomme.«
    Er suchte zuerst das Plumpsklo auf und dann den Waschraum, wo er sich mit kaltem Wasser ein wenig abkühlte. Gut, er würde sie also zu Danir bringen, sicherstellen, dass es ihr gut ging, und dann fortreiten, ohne sich auch nur einmal umzublicken.
    Er ging zu seinen Satteltaschen und holte etwas Seife und ein Rasiermesser heraus, bevor er zum Waschraum zurückkehrte. Pater Nott hatte nur einen kleinen Bronzespiegel, der auf einem großen Steinbecken stand. Martil begann sich zu rasieren und schabte die dicken Borsten ab, die Kinn und Wangen bedeckten. Sein Gesicht im Spiegel starrte ihn mit grauen Augen an. Die Haare wurden langsam weniger, die Nase war zu groß, die Augenbrauen zu dicht und die Ohren ebenfalls zu groß – nein, ein gut aussehender Mann war er nicht. Sein Gesicht hatte keinerlei Narben, von der einen winzig kleinen auf seiner Wange einmal abgesehen. Zu der hatte ihm nicht etwa irgendein Berellianer verholfen, sondern Borin, als sie noch Kinder gewesen waren. Er rasierte sich zu Ende und war dann unentschlossen, ob er Tomon füttern oder lieber wieder hineingehen sollte. Er beschloss, sich das Füttern für später aufzuheben; Karia hatte vielleicht Spaß daran. Diese Vorgehensweise ließ ihn mit etwas gestärktem Selbstvertrauen wieder in die Küche zurückkehren. Karia aß gerade den Rest von Pater Notts Röstbrot.
    »Karia, möchtest du gern mein Pferd füttern?«, bot er an.
    Sie nickte, rührte sich jedoch nicht von der Stelle.
    »Du musst ihm antworten, meine Liebe«, sagte Pater Nott behutsam.
    »J… ja bitte.«
    »Okay. Dann komm mit«, forderte er sie auf.
    Sie blickte flüchtig zu Pater Nott auf, der nickte und sie anlächelte, also lief sie mit gesenktem Blick zu Martil hinüber. Martil sah Pater Nott an, der mit den Lippen ein Wort formte. Er vermutete, dass er ihm riet, sich zu entschuldigen; also ging er auf die Knie, um auf Karias Augenhöhe zu sein.
    »Karia, ich werde dich nie schlagen. Niemals. Ich schlage keine Frauen oder Kinder. Verstehst du das?«
    Sie blickte auf und nickte, allerdings erkannte Martil, dass er sie noch nicht überzeugt hatte. Dennoch, es war zumindest ein Anfang.
    Er beglückwünschte sich selbst zu der guten Idee, denn Karia freute sich, Tomon wiederzusehen, und doppelt so sehr, ihn zu füttern. Martil zeigte ihr, wie sie sich eine Handvoll Getreide richtig auf die Handfläche legen musste, damit das Pferd daran knabbern konnte, ohne ihre Finger zu berühren. Dann gab er ihr einen kleinen Apfel, den

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