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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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Buße tun willst. Schwöre es!«
    »Aber das habe ich doch schon! Ich habe es bei Aroaril geschworen!«, protestierte Martil. »Gerade als ich … Ich habe es ihrem Halbbruder geschworen!«
    »Schwöre noch einmal! Schwöre es mir!«
    Martil konnte den Blick nicht abwenden. »Ich schwöre bei Aroaril, dass ich Karia nach Thest bringen werde«, keuchte er.
    Sowie er das gesagt hatte, lockerte sich Notts Griff um seinen Arm, und ihm wurde für einen Augenblick warm. Der Priester sah ihm noch einen Moment in die Augen, bevor er lächelte.
    »Diesen Eid darfst du nicht brechen. Dies ist der Weg zu deiner einzigen Aussicht auf Glück. Verstehst du?«
    Er ließ Martils Arm los, bewegte sich aber nicht von der Stelle. Martil konnte wieder schlucken.
    »Ich bin weder taub noch dumm. Du willst, dass ich nach Thest gehe. Verrate mir einfach, warum du das so dringend willst!«
    Nott prustete. »Du würdest es mir so oder so nicht glauben. Aber ich kann dir verraten, dass diesen Eid zu brechen zu einem Elend von derartigen Ausmaßen führen wird, dass dir Bellic dagegen wie eine schöne Erinnerung vorkommen wird.«
    Martil, der inzwischen völlig erschüttert und von seiner Schuld überwältigt war, nickte lediglich.
    Nott vergrub das Gesicht in den Händen und rieb es ermüdet, bevor er wieder zu Martil aufblickte. »Ihr solltet früh aufbrechen. Die Abreise wird Karia schwerfallen. Schlaf ein bisschen. Hast du Hunger?«
    Martil gab zu, dass ihn Notts plötzlicher Themawechsel durcheinandergebracht hatte, und folgte ihm in die Küche, wo Nott ihm einen Teller Schinken hinstellte und den Deckel von einem Topf Rüben und Kohlrüben nahm, die auf der Feuerstelle leise köchelten.
    »Wasch deinen Teller ab, wenn du gegessen hast. Du kannst hier schlafen. Ich gehe zu Bett«, teilte Nott mit. Er wirkte erschöpft.
    »Gibt es keine andere Möglichkeit für mich, außer nach Thest zu gehen?«, fragte Martil ein letztes Mal.
    »Nicht, wenn du deine Albträume loswerden willst. Schlaf gut«, sagte Nott.
    Martil hatte seine Zweifel, ob ihm das jemals wieder glücken würde, sagte aber nichts. Er schaltete seine Gedanken bewusst ab und aß mechanisch. Das Essen war nicht gerade schmackhaft, aber für jemanden, der sein halbes Leben lang die Verpflegung des Heeres hatte ertragen müssen, war es in Ordnung. Er wusch seinen Teller im tiefen Spülbecken ab. Dann blickte er aus dem Fenster und sah Tomon auf der Pferdekoppel. Er hatte das Gefühl, aus einem Traum aufzuwachen. Am liebsten wäre er einfach hinausgelaufen, hätte das Pferd gesattelt und wäre augenblicklich davongeritten. Er könnte etwas Gold hinterlassen und es dem Priester anheimstellen, was er mit Karia anfing. Aber was dann, fragte er sich. Zurück zum Alkohol und den Albträumen? Hatte er nicht geschworen, sich zu ändern? Hatte er nicht unter Eid versprochen – zwei Mal –, dass er Karia nach Thest bringen würde? Was erwartete ihn in Thest? Und was würde geschehen, wenn er sein Versprechen nicht hielt? Wie hatte der Priester es geschafft, ihn so zu beeinflussen? Er fühlte sich zerrissen. Dann fällte er eine Entscheidung und wandte sich vom Fenster und der verlockenden Flucht mit Tomon ab. Ja, er wollte weglaufen. Er wollte nicht noch mehr Zeit mit Karia verbringen. Aber er war verzweifelt gewesen. Nach Bellic, nachdem er Rallora den Rücken gekehrt hatte, nachdem er Edil abgeschlachtet hatte … mussten sich die Dinge ändern. Ihm gefiel der Gedanke, dass vor ihm der Weg zum Glück lag. Er würde nach Thest gehen und dem alten Priester vertrauen. Er griff sich ein Sitzkissen, eine Decke von seinem Sattel und legte sich zum Schlafen auf den Boden, in der Hoffnung, nicht von Bellic zu träumen.

3
    Im Wirtshaus bebten die Wände, so laut wurde gesungen. Kriegslieder, die nur vom Marschieren, von den Geliebten zu Hause und den Mädchen, die auf Männer in Uniform standen, handelten. Jede Nacht das Gleiche. Die Leute tranken zu viel, sangen, und schließlich prügelten sie sich. Und das war alles, worauf sich der ehemalige Kriegshauptmann Snithe in diesen Tagen noch freuen konnte. Er war in diesem Dorf früher zu Hause gewesen, doch dann war der Krieg gekommen. Und was konnte ein Mann schon groß tun, außer zu kämpfen? Das Dorf war noch heute so, wie er es in Erinnerung hatte, doch ihn selbst hatte der Krieg verändert. Viele der Dorfbewohner mieden ihn jetzt, so gut sie konnten. Zu Anfang hatten ihn fast alle respektiert, auch wenn ihm das Blut von Bellic an den Händen

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