Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
Vom Netzwerk:
Onkel Danir ziehen, nach Thest«, sagte Martil geduldig.
    »Ich hasse dich.«
    Er seufzte. »Das sollte eine spaßige Reise werden.«
    »Ich habe aber keinen Spaß«, erwiderte sie.
    Norstalos war ein friedliches Land. Das war es jahrhundertelang gewesen. Und der Königspalast in Norstalos-Stadt hatte als Bastei des Friedens gegolten. Selbst während der dunkelsten Jahre, als der alte König Riel regiert und bevor er das Drachenschwert erlangt hatte, war der Königspalast nicht bedroht worden. Keine Unruhen. Keine Aufstände. Keine Meute, die nach Gerechtigkeit verlangte. Selbst das Armenviertel hatte sich vernünftigerweise ruhig verhalten – es war auch gar nicht mehr so arm gewesen. Also konnte man den Wachen am Königspalast keinen Vorwurf machen, dass sie sich etwas entspannten. Obwohl sie erfahrene Soldaten waren, hatten sie ihren Dienst jahrelang ohne Zwischenfälle versehen. Warum also etwas bewachen, das gar nicht bedroht wurde?
    Chelten wusste das alles, als er seine sechs Männer über den Platz zum Palast führte. Sie machten sich gar nicht erst die Mühe, sich zu verstecken. Allerdings gab es auch keine Möglichkeiten, sich zu verstecken. Stattdessen liefen sie einfach zum vorderen Tor. Als handverlesene Mitglieder von Herzog Gellos Leibwache hatten sie reichlich Gelegenheiten gehabt, den Palast und die nächtliche Aufstellung der Wachen auszukundschaften. Sie hätten ihre Mission auch ausführen können, wären die Wachleute in höchster Alarmbereitschaft gewesen. Aber gegen eine Gruppe von Männern, die vor Langeweile fast einschliefen, weil sie einen Palast in der harmlosesten, sichersten Stadt der Welt beschützten – es würde zu einfach werden. Chelten musste fast lächeln, als er sich den Wachposten näherte. Seine Belohnung für die heutige Nacht wäre die Genugtuung, den Herzog, dem er sein Leben lang gedient hatte, zum König zu machen. Und dann im Dienst dieses Königs zu stehen würde ihm materielle Belohnung verschaffen – Gold, Land und Frauen.
    »Halt! Wer seid ihr, und was wollt ihr?«, rief eine der Torwachen. Sie waren nur zu zweit, jedoch hing hinter ihnen ein Glockenstrang, mit dem man Alarm auslösen konnte. Aber keiner der beiden machte auch nur die geringste Bewegung in Richtung des Strangs. Auf den ersten Blick mussten Cheltens Männer sehr merkwürdig wirken – sie waren erst nach Mitternacht gekommen, und sie waren alle in Schwarz gekleidet, schwarze Hosen und schwarze Roben, auf denen das Abzeichen von Herzog Gello auf der linken Brustseite zu sehen war.
    Herzog Gello war der Anführer des Heers. Wie konnten seine Männer also eine Bedrohung darstellen?
    »Wir kommen im Auftrag von Herzog Gello. Wir gehören zu seiner Leibwache. Wir sind hier, um das Drachenschwert zu stehlen, um das Land ins Chaos zu stürzen und um es unserem Herrn möglich zu machen, die Macht an sich zu reißen«, sagte Chelten ungerührt.
    Beide Torwachen brachen in Gelächter aus.
    »Ein erstklassiger Scherz! Aber nun wirklich, wen wollt ihr heute Nacht antreffen?«
    Chelten zeigte hinter die beiden.
    »Wer ist heute Nacht euer Wacheoffizier?«
    Sie beide drehten sich instinktiv um. »Leutnant Blunt hat heute Nacht Dienst«, sagte der eine. »Sollen wir ihn rufen?«
    Chelten lächelte. »Nein, den finde ich schon selbst«, sagte er gelassen und zückte ein langes Messer, das er der ersten Wache von hinten in den Hals rammte. Er arbeitete gerne mit Messern. Messer konnte man gut heimlich am Körper tragen – Schwerter dagegen musste man häufiger ablegen oder gar abgeben. Außerdem musste man seinem Opfer nahe kommen, um mit einem Messer zu töten. Der zweite Wachmann drehte sich um, aber bevor er etwas sagen konnte, hatten Cheltens Männer ihn gepackt; einer hielt ihm den Mund zu, und drei weitere stießen ihm ihre Kurzschwerter in die Brust.
    »Schnell jetzt!«, drängte Chelten seine Männer, als sie die Leichen in die Schatten des Tores zerrten und weiter zu dem Wachhaus eilten, wo sich die übrigen Wachmänner zwischen ihren Schichten ausruhten. Nicht dass Chelten sich wegen ein paar Männern der Königsgarde Gedanken gemacht hätte. Er hatte seine Männer persönlich ausgewählt und sie die letzten zwölf Monate für diese Nacht ausgebildet; er traute ihnen zu, gegen eine Truppe, die dreimal so stark war, zu bestehen.
    Und sie wurden gar nicht ernsthaft auf die Probe gestellt. Vier Männer waren im Wachhaus und ein Offizier, doch ohne Warnung hatten sie nicht den Hauch einer Chance. Sie wurden

Weitere Kostenlose Bücher