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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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Herzogin Ivene vorgeschlagen worden waren. Sie vermutete, dass die Herzogin darauf bestanden hatte, dass Merrens Herrschaft nur gesichert werden konnte, wenn Herzog Gello das Heer führte.
    Damit nicht genug, man hatte ihr zudem verboten, die Kriegskunst zu erlernen. Während sie so viel über Politik, Geschichte, Wirtschaft und Recht lernte, dass sie den Unterricht schließlich herzlich leid war, blieben Militärwesen, militärische Logistik, Kampfwesen und Heeresorganisation für sie verbotene Themen. Dafür sorgte ihre Tante Ivene, während Gello voller Begeisterung den Unterricht vieler erfahrener Soldaten genoss und im Laufe der Zeit selbst einer geworden war. Herzogin Ivene hatte sogar berellische Veteranen der Kriege im Süden dafür bezahlt, Gello die Kriegskünste zu lehren.
    Als König Croft starb, wurde Merren dadurch zur Königin, jedoch ohne jede Macht, Gello zu bändigen. Er befehligte das Heer, während ihr lediglich die Miliz unterstand. Und es wurde schnell klar, dass Herzogin Ivene aber erst ruhen würde, wenn ihr Sohn auf dem Thron saß.
    »Deine Vereinbarung mit ihr hat mich in diese Lage gebracht! Wenn du nur wieder lebendig werden könntest, um zu sehen, wie sie dich zum Narren gehalten haben und was sie mir antun!«, zischte sie das Gemälde an. Sie hätte am liebsten geschrien und getobt, aber ihr missfiel der Gedanke, einer der Adligen könne sie dabei sehen. Sie wusste, was viele von ihnen über die Jahre gesagt hatten. Frauen waren nicht dafür geeignet zu herrschen. Nun ja, das Drachenschwert hatte auch keinen Mann für geeignet befunden – auch nicht ihren Cousin. Sie verachtete sie alle. Sie blickte wieder zum Portrait ihres Vaters auf.
    »Warum warst du nur so blind?«, fragte sie sanft.
    Sie hörte Schritte, die sich ihr rasch näherten, und versuchte, sich zu beruhigen, obwohl sie immer noch sehr aufgebracht war. Wenn sie jetzt ein Adliger zur Eile treiben wollte, dann gnade ihm Gott. Als sie sah, dass es Rana war, ihre erste Hofdame, entspannte sie sich ein wenig. Rana war nicht nur eine Freundin, sondern auch die Tochter des Grafen Sendric, des mächtigsten Mannes im Norden des Landes.
    »Meine Königin, die Edlen treffen gerade ein. Man fragt bereits nach Euch.«
    Merren zwang sich zu lächeln. »Dann lass uns gehen und diese verräterischen, engstirnigen Hunde begrüßen und ihnen mehr Respekt entgegenbringen, als sie verdient haben.«

4
    Zum Haushalt des Magiers der Königin gehörten etwa zwanzig Diener, obwohl Barrett selten so viele brauchte. Anders als andere Königliche Magier vor ihm gab er keine Feste oder Vorführungen seiner Künste zur Unterhaltung irgendwelcher Adligen. Zum einen, weil er seine Zeit lieber nutzte, um sich weiterzubilden und an seinen Fähigkeiten zu arbeiten, und zum anderen, weil er nach allgemeiner Auffassung der Königin zu nahe stand und deshalb von vielen bei Hof verachtet wurde.
    Die Diener hielten sein außergewöhnlich großes Haus und seinen Garten sauber, aber er hegte den starken Verdacht, dass einige von ihnen für Herzog Gello spionierten. Also sagte er ihnen nur, dass er für ein paar Tage auf Reisen sein würde. Sie alle schienen recht erfreut in Erwartung einiger Urlaubstage. Und nur um sicherzugehen, wartete er, bis sie alle gegangen waren, bevor er in seiner umfassenden Bibliothek nach Karten von Ostnorstalos und Tetril und weiteren nützlichen Informationen über diese Gebiete suchte. Viel gab es leider nicht. Tetril war ein kleines, armes Land, von dem jeder wusste, dass es keinerlei Bedrohung für irgendein anderes Land darstellte. Und in Ostnorstalos gab es nichts als Ackerland, ein wenig Wald und kleine Städte, keine großen Handwerksbetriebe wie im Westen und Süden und keine Minen, wie es sie im Norden gab; außer den Steuereinnahmen, die die Landwirtschaft erbrachte, erregte nichts dort das Interesse der Hauptstadt.
    Aber immerhin hatte er den Standort einer Hütte des Königlichen Magiers dort gefunden, nahe der Grenze, die ihm von Nutzen sein konnte. Zauberer wie er vermochten weite Strecken in kurzer Zeit zurückzulegen – mussten sich aber eine Zeitlang ausruhen, wenn sie ankamen. Ein sicherer Platz für dieses Ausruhen war lebenswichtig. Er war gerade dabei, die Papiere zu bündeln, die er herausgesucht hatte, und dachte darüber nach, Proviant mitzunehmen, als jemand die Glocke an seiner Vordertür läutete. Zuerst ignorierte er es – schließlich war es Aufgabe der Diener, sich um derlei zu kümmern. Aber als die

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