Der Hüter des Schwertes
beide Hände und schickte Tellite in einem Wirbel von Überschlägen in den Garten. Der ältere Zauberer schaffte es, kontrolliert zu landen, drehte sich um und stieß seinen Zauberstock in Barretts Richtung. Insekten kamen von den Bäumen, aus den Büschen und aus dem Boden hervor und flogen oder krabbelten auf Barrett zu, der nun schwerer atmete, da er die Insekten wieder vertreiben musste. Tellite würde doch bestimmt bald aufgeben. Eigentlich mussten die bisherigen Anstrengungen ihn schon erschöpft haben. Aber ein Blick auf Tellite überzeugte Barrett vom Gegenteil. Zauberer nutzten ihre Macht, um natürliche Magie herbeizurufen; und wenn ein Zauberer erschöpft war, musste er aufhören und sich ausruhen. Aber Tellite machte weiter, obwohl er nach Luft rang.
Als er einen Bienenschwarm zurück zu seinem Nest schickte, sprang Barrett auf Tellite zu. Seine Magie brachte ihn mit jedem Satz einen Schritt weiter. Beim zweiten Sprung war er über dem anderen Zauberer. Tellite knurrte, entblößte seine langen Zähne, ließ seinen Zauberstock in Flammen aufgehen und schlug damit – magisch verstärkt – auf Barretts Kopf ein.
Barrett musste wieder auf Magie zurückgreifen, um sich durch einen weiten Sprung vor dem Angriff in Sicherheit zu bringen, aber Tellite jagte ihn mit wilden Schlägen. Verzweifelt hob Barrett Elongs Zauberstab auf und ahmte Tellites Technik nach, machte den Stock größer und nutzte Magie, um seine Arme stärker zu machen. So focht er mit dem tobenden Zauberer und war sich nicht sicher, wie lange der Mann noch durchhalten würde. Tellite sah jetzt fast aus wie ein Skelett; das Fleisch brannte ihm von den Knochen, weil er in seiner tollen Wut die Magie weiter fließen ließ, statt sie zu unterbrechen. Barrett hatte schon von solchen Fällen gehört. Ein Magier konnte sich derart im Gebrauch seiner Magie verlieren, dass er kein Ende mehr fand, bis sein letzter Lebensfunke in Magie umgewandelt war. Hätte er genug Kraft dazu gehabt, würde ihn sehr interessiert haben, wie ein Zauberer sich selbst langsam in den Tod trieb, ehe die Magie versiegte. Aber er atmete nun selbst schwer und schnell, und Schweiß tropfte ihm in die Augen. Er war sich auch im Klaren darüber, wie viel anderes er an diesem Tag noch erledigen musste. Es würde seiner Königin nichts nützen, wenn er Tellite abgewehrt, das Drachenschwert aber nicht wiederbeschafft haben würde. Er musste dem ein Ende setzen. Er verdoppelte die Größe des Zauberstabs in seiner Hand, bis er so groß war wie ein kleiner Baum, und schlug damit auf Tellites Kopf ein.
Der dem Wahnsinn verfallene Magier wehrte den ersten Schlag ab, den zweiten ebenfalls, wurde jedoch von der Wucht des dritten zurückgestoßen.
»Du kommst mit mir!«, schrie er. Seine Augen leuchteten unnatürlich hell in dem versunkenen Gesicht.
Er hob seine Arme gen Himmel; sein Bart und sein Umhang umflatterten ihn, während über ihm der Wind wirbelte und dunkle Wolken sich sammelten.
Barrett sah ihn einen Moment fassungslos an. Er konnte nicht glauben, dass der Mann tatsächlich so weit ging, einen riesigen Gewittersturm heraufzubeschwören. Von aller Magie war die des Wetters am schwersten zu meistern und auch die gefährlichste. Da sie normalerweise die Domäne der Priester war, konnte man sie als Magier meist einfach vermeiden; das kam den meisten Magiern sehr entgegen. Sie setzte dem Körper enorm zu, weil nicht nur das örtliche Wetter, sondern das über dem gesamten Kontinent verändert wurde. Aber Tellite traf offensichtlich keine vernünftigen Entscheidungen mehr. Stattdessen versuchte er, einen gewaltigen Gewittersturm zu entfachen, in dessen Mittelpunkt sie stehen würden. Wenn es ihm gelang, würde das Haus und alles und jeder darum herum von einer dichten Folge von Blitzen zerstört werden. Barrett hatte bereits kostbare Zeit darauf verschwendet, über diese Dinge nachzudenken, statt sich seiner Magie zu bedienen und dem Unwetter Einhalt zu gebieten.
Aber wenn er erst einmal entfacht war, war so ein Sturm nicht einfach wieder aufzulösen. Tellite lachte, als sich dunkle Wolken auf sein Geheiß hin stürmisch am Himmel drehten. Der Wind peitschte durch den Garten; die Böen waren heftig, und Barrett versank mit den Füßen im Boden, als er gegen die Wolken kämpfte, um den Sturm zu bezwingen.
»Du kannst mich nicht aufhalten!«, schrie Tellite mit siegessicherem Blick und stieß seine zu Klauen zusammengekrümmten Hände in die Luft.
Barrett nahm sich vor,
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