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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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erschöpft gefühlt, und unweigerlich kam ihm der Anblick Tellites vor Augen, von dem nur noch Haut und Knochen übrig geblieben waren.
    »Ich bin stark!«, sagte er sich selbst. Unter Aufbietung all seiner Energie schaffte er es schließlich, die Hütte zu erreichen und sich auf ein Bett fallen zu lassen.
    Als er endlich auf dem Bett lag und immer noch um Atem rang, wusste er jedoch, dass die Wirklichkeit nicht seinen tapferen Worten entsprach. So, wie er sich fühlte, würde es Tage dauern, bis er in der Lage war, sich auf die Suche zu machen. Tellite mochte zwar gestorben sein, aber er hatte Herzog Gello dennoch gute Dienste geleistet, dachte Barrett bitter.
    Königin Merren war aufgebracht darüber, wie wenige Adlige zur Sitzung des Kronrats erschienen waren. Viele fehlten – und die meisten davon waren diejenigen, von denen sie zwar nicht glaubte, dass sie auf ihrer Seite standen, aber wusste, dass sie gegen Herzog Gello eingestellt waren. Und das war fast genauso viel wert. Als sie die Anwesenden durchzählte, stellte sie fest, dass es gerade genug waren, um den Kronrat beschlussfähig zu machen. Das war lächerlich angesichts der Ereignisse der letzten Nacht. Und es bedeutete, dass diese anwesenden Männer heute alles beschließen konnten, was Gello ihnen aufgetragen hatte. Ein Beschluss des Rates war für sie nicht bindend, sie konnte ohne Weiteres das Gegenteil von dem anordnen, was ihr Kronrat wollte. Aber ohne die Unterstützung der Adligen hatte der Herrscher von Norstalos niemanden, der seine Gesetze und Erlasse durchsetzte. Und ohne ihr eigenes Heer hatte sie dem Adel auch nichts entgegenzusetzen.
    Sie bezwang ihre Beunruhigung und konzentrierte sich auf die Besprechung, bei der es selbstverständlich um das Drachenschwert und dessen Diebstahl ging.
    »Ich finde es äußerst besorgniserregend, dass Diebe in den Palast eindringen, die Wachen töten, das Schwert stehlen und entkommen konnten! Wenn der Palast kein sicherer Ort ist, dann gibt es keinen sicheren Ort. Ich halte es für nötig, das Heer zu beauftragen, für Sicherheit zu sorgen.« Der dicke, schwitzende Graf Cessor, dessen Ländereien die große Stadt Cessor an der Westküste einschloss, hielt die Eröffnungsansprache. Die Adligen aus Norstalos ließen sich inzwischen gewohnheitsmäßig mit ihrem Titel anreden. Daher nannte man den Mann, der jetzt zum Kronrat sprach, Graf Cessor, den vierunddreißigsten Erben eines noblen Titels, statt einfach nur den alten Gaven Ildale aus Cessor.
    Merren sah ihn voller Abscheu an. Als Mann des Westens versuchte er, sich bei Herzog Gello einzuschmeicheln und eine seiner drei Töchter mit ihm zu verheiraten. Alles, was Cessor sagte, hätte Gello genauso gut selbst sagen können. In den ersten drei Monaten ihrer Amtszeit hatte sie versucht, den Wünschen dieser Männer entgegenzukommen und höflich zu ihnen zu sein, aber als sie alle nach und nach ihre Ergebenheit Gello gegenüber öffentlich bekannt hatten, war es ihr sinnlos erschienen, es bei ihnen weiter mit Freundlichkeit zu versuchen.
    »Tatsächlich? Sollen wir eine seit Jahrhunderten bewährte Tradition verwerfen und das Land in Schrecken versetzen, indem wir Soldaten die Straßen nach Männern absuchen lassen, die längst fort sind? Ein derart lächerlicher Vorschlag passt zu jemandem, dessen Kopf genauso verfettet ist wie sein Leib«, stellte sie ungerührt fest.
    Cessor, dessen Vorliebe für Süßigkeiten sprichwörtlich war, bebte vor Zorn – und sein Doppelkinn schwabbelte.
    »Aber das Problem, Eure Majestät, besteht doch darin, dass das Drachenschwert nicht mehr in unserem Besitz ist. Jahrhundertelang hieß es, das Schwert gewährleiste den Frieden in unserem schönen Land. Jetzt, da es fort ist, könnte unser Land sogar auf eine Stufe mit anderen Ländern herabsinken. Es wäre doch sicher vernünftig, das Heer jetzt schon einzusetzen, statt zu warten, bis es zu spät ist?«
    Das war der glatte Graf Worick, ein weiterer Adliger aus dem Westen und ein weiterer Schützling Gellos. Klein, dünn und makellos gepflegt verärgerte er die Königin noch mehr als der unförmige Cessor.
    »Traut Ihr dem Volk dieses Landes so wenig zu, lieber Worick?« Merren lächelte dünn. »Glaubt Ihr ernsthaft, das Einzige, was die Bewohner dieses Landes davon abhält, einander zu töten, sei die Anwesenheit des Drachenschwertes? Wart Ihr es nicht, der wie viele andere aus dieser Runde Norstalos das großartigste aller Länder nannte? Und der meinte, alle anderen

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