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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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beschloss, dass ein paar Tage in einer Zelle diesem arroganten Rallorer eine Lehre sein würden. Außerdem war er mit vier Reitern hier. Was konnte ein Mann allein schon ausrichten? »Ich befehle dir hiermit, mit uns zurück nach Wollin zu kommen, damit du weiter befragt werden kannst, falls du es hast.«
    »Falls ich was habe?«
    »Werde nicht unverschämt! Du weißt, wovon ich rede!«, schrie Havrick.
    »Ähm, Leutnant, Ihr habt tatsächlich noch nicht gesagt, was er haben soll«, meldete sich einer der Reiter zu Wort.
    Havrick knirschte mit den Zähnen. »Das Drachenschwert! Es wurde gestohlen, und ich glaube, dass du es hast! Also, kommst du nun freiwillig mit, oder muss ich meinen Männern befehlen, dich festzunehmen?«
    Nachdem er die Aufforderung ausgesprochen hatte, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, sich kurz umzusehen, um in Erfahrung zu bringen, welcher seiner Männer es gewagt hatte, ihm zu widersprechen. Das war ein Fehler.
    Martil hatte genug von diesem aufgeplusterten Narren und hatte auch nicht vor, sich irgendwohin mitnehmen zu lassen. Sein Zorn, von dem er glaubte, ihn in Karias Gegenwart unter Kontrolle zu haben, kochte ein weiteres Mal über, und seine Schwerter blitzten auf. Als Havrick sich wieder Martil zuwandte, hatte er zwei Klingen einen Daumenbreit vor der Nase.
    »Ist eins davon das Drachenschwert?«, knurrte Martil.
    Havrick blickte über die Schwertspitzen, die vom vielen Schärfen leicht uneben geworden waren, in die kalten, grauen Augen des Mannes und begriff, dass er seinen Kopf brauchte, um die Belohnung in Empfang zu nehmen. »Nein.«
    »Gut.« Martil warf einen flüchtigen Blick auf die Reiter. Keiner wirkte bedrohlich. Er starrte Havrick an und konnte dem Mann seine widersprüchlichen Gefühle vom Gesicht ablesen. Es war einer wie Edil, der sein Opfer schikanieren wollte und ganz klein wurde, wenn das Blatt sich wendete. Martil wusste, dass er die Sache immer noch einfach regeln konnte. Wenn er ihnen anbot, seine Satteltaschen zu durchsuchen, würden sie kein Drachenschwert finden und ihn seiner Wege ziehen lassen. Schließlich hatte Havrick vier Männer bei sich. Und anders als Edil und seine Söhne waren diese Männer ausgebildete Soldaten, die Kettenhemden trugen und Schwerter hatten. Sie würden sich nicht so einfach bezwingen lassen. Und dann war da noch Karia, die vor ihm hockte.
    Havrick machte sich Martils Schweigen zunutze. Dieser rallorische Abschaum konnte ihn nicht ernsthaft bedrohen, er versuchte nur, ihm Angst einzujagen. Vielleicht hatte er ja doch das Drachenschwert. Dies war der Augenblick zu beweisen, dass er eines höheren Dienstrangs würdig war.
    »Leg deine Schwerter nieder und begleite mich nach Wollin, oder ich werde meinen Männern befehlen, dich anzugreifen.«
    Sofort hatte Martil seine guten Vorsätze vergessen.
    »Der Erste, der sich bewegt, wird den Kopf seines Leutnants auflesen müssen! Tut, was ich euch sage, oder ich schneide euch in so feine Streifen, dass nicht einmal die Ziege, die eure Mutter war, euch noch erkennen wird!«
    Havrick sah dem Mann in die Augen und sah den Zorn darin lodern. Der Mann würde ihn umbringen und sich nicht darum scheren, was danach geschah. Havrick hatte gehört, dass alle Rallorer wahnsinnig waren, und jetzt glaubte er es. Sein Mund war trocken, und sein Magen rumorte, während er verzweifelt nach einem Ausweg suchte.
    »Keine Sorge, Leutnant. Gebt den Befehl. Wir werden Euren Tod rächen«, sagte einer seiner Reiter beruhigend – aber Havrik wagte es dieses Mal nicht, den Kopf nach dem Sprecher umzudrehen.
    Das hatte gereicht, um seinen Kampfgeist zu brechen.
    »Ihr Narren! Tut, was er sagt!«
    Gemäß Martils Anweisungen legten Havrick und seine Männer ihre Schwertgürtel ab. Vorsichtig hielt er seine Schwerter an Havricks Kehle und ließ die Männer die Zügel ihrer Pferde durchschneiden und sich danach gegenseitig an einen Baum fesseln, und zwar so, dass sie von der Straße aus nicht gesehen werden konnten. Sobald sie hilflos waren, trieb er ihre Pferde mit der Gerte im Galopp davon, zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Er sah ihnen voller Zufriedenheit hinterher. Nach zwei oder drei Meilen waren die Pferde gewiss erschöpft und würden den restlichen Weg zu ihrer Kaserne im Schritt laufen.
    Nur Havrick wurde nicht gefesselt. Er konnte sich die brennende Peinlichkeit schon vorstellen, wenn er das hier erklären musste. Er wusste, dass der Hauptmann seines Regiments ihn mit Beleidigungen

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