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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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kamen. Er beobachtete sie zweifelnd. Kein Kommandant der Berittenen in seiner Division hätte es gewagt, seine Pferde derart zu erschöpfen. Man konnte nie wissen, wann man die Kraft seines Pferdes wirklich brauchte. Berittene auf ermüdeten Pferden waren einladende Ziele. Während sie herankamen, wandte Martil sich immer wieder im Sattel nach ihnen um. Nach der Fahne, die einer von ihnen trug, gehörten sie zum Norstaler Heer. Sie trugen kurze Kettenhemden, lederne Kniehosen und hohe Stiefel. Jagdreiter also. Bestens geeignet zum Auskundschaften, zur Verfolgung versprengter oder fliehender feindlicher Truppenteile und natürlich zum Angriff auf Fußtruppen. Er fragte sich, was sie hier wollten.
    Martil ließ Tomon ganz rechts am Rand der Straße gehen, damit die Reiter leicht passieren konnten. Aber stattdessen schwenkten sie um und brachten ihre Pferde in einer Wolke aus Staub und Schweiß vor ihm zum Stehen.
    »Halt! Wer bist du?«, rief ihr Anführer mit einer Stimme, die gebieterisch klingen sollte. Er war hager, hatte leicht hervortretende Augen und überall im Gesicht rote Flecken. Martil entdeckte eine einzelne Krone auf seinem Ärmel – ein Unterleutnant also, ein Nachwuchsoffizier. Das verriet ihm gleichzeitig, was hier vor sich ging. Viele, die Soldat wurden und ihr erstes Kommando über eine Truppe bekamen, hielten sie sich sogleich für Aroarils Geschenk an das Heer.
    »Ich bin Hauptmann Martil vom Ersten Leibregiment des Königs«, verkündete Martil, der sich sicher war, dass sein Ruf diesen jungen Spund schon in die Schranken weisen würde. »Und wer bist du?«
    Der junge Mann errötete; das brachte seine roten Flecken noch besser zur Geltung. »Ich bin Leutnant Havrick von den Norstaler Jagdreitern.«
    Havricks Blut war in Wallung. Endlich geschah etwas. Keine endlosen Tage des Drills und Wachestehens mehr, vorbei die langen Stunden, die er damit zugebracht hatte, Vorschriften und Anweisungen auswendig zu lernen. Das Drachenschwert war gestohlen worden, und es war an jedem treu ergebenen Norstaler zu zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt war. Die Nachricht war früher am Tage eingetroffen, übermittelt von einem Reiter auf einem erschöpften Pferd, der nur so lange geblieben war, wie es gedauert hatte, das Pferd zu wechseln und der Patrouille Befehle zu erteilen. Der Oberleutnant hatte diese Befehle befolgt und den Großteil seiner Männer in die Hauptstadt geschickt, einige auch nach Norden und nach Süden, sodass nur noch Havrick mit seinen paar Reitern für die Straße nach Tetril übrig geblieben war.
    »So weit dürften die Diebe nicht gekommen sein, aber man kann ja nie wissen«, hatte der Oberleutnant gesagt. »Meinst du, du schaffst das, Havrick?« Havrick hatte die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Er war es leid zu hören, dass er sich keine Hoffnung auf eine Beförderung zu machen brauchte, dass seine Unfähigkeit, die vielen Vorschriften im Gedächtnis zu behalten, seine Karriere ruinieren würde. Wenn er das Drachenschwert fand, würde großer Lohn auf ihn warten: Beförderung, Gold, Frauen. Er hatte sich sogar bei der stillen Hoffnung ertappt, das Drachenschwert könne ihn für würdig befinden, es zu ziehen und zu führen. Dann wäre er der Held seines Landes. Und er würde damit bewiesen haben, dass sich alle geirrt hatten. In dieser Hoffnung hatte er seine Männer angewiesen, jeder noch so unverdächtigen Sache auf den Grund zu gehen. Und jetzt bot ihm dieser Mann, der ein rallorischer Bastard zu sein behauptete, die Stirn.
    »Ich habe Befehl, auf dieser Straße zu patrouillieren. Vor ein paar Meilen haben wir einige Karren angehalten, und uns wurde berichtet, dass ein Reiter an ihnen vorbeigaloppiert ist. Warst du dieser Reiter?«
    Martil konnte kaum glauben, dass sein Name einmal nicht bekannt war – und das ausgerechnet dann, wenn er es gebraucht hätte. Deshalb antwortete er kalt: »Sehe ich aus, als würde ich galoppieren? Ihr hättet mich nicht eingeholt, wenn ich galoppiert wäre, weil eure Pferde nach ein paar weiteren Meilen lahm geworden wären. Das sollte jeder Reitersoldat wissen: Schone dein Pferd oder sorge für Ersatz. Das wirst du auch noch lernen, wenn du erst ein paar Jahre dabei bist.«
    Havrick wurde blass und presste die Lippen aufeinander. So würde er sich von einem Zivilisten nicht beleidigen lassen. »Ich suche nach Dieben. Warst du irgendwann in der letzten Woche in der Hauptstadt?«
    »Nein. Jetzt lass uns durch.«
    »Du machst dich verdächtig.« Havrick

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