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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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einschlafen.«
    Martil erkannte, dass er keine Ruhe finden würde, ehe er nicht ein Lied vorgesungen hatte. Er dachte krampfhaft nach und versuchte, sich an ein geeignetes Lied zu erinnern. Doch ihm fielen nur klassische Soldatenlieder ein, die voller Schimpfwörter und Geschichten über Sex waren. Das Lied über das mysteriöse Tier – von dem er immer noch nicht wusste, was für eins es war – gehörte zu denen, an die er sich noch einigermaßen gut erinnern konnte.
    »Also schön, was hat Pater Nott dir denn vorgesungen?«, fragte er.
    »Woher soll ich das wissen? Ich bin doch eingeschlafen, wenn er gesungen hat«, sagte Karia kalt. Sie hielt Martil für ein großes Dummerchen! Wenn er kein so schönes Pferd hätte, keine Spiele mit ihr spielen, ihr keine Sachen kaufen würde und nicht viel zu essen hätte, dann wäre er überhaupt zu nichts nutze.
    Verzweifelt fing Martil an zu singen, was ihm als Erstes einfiel.
    »Schlafe ein, schlafe ein, schlafe ein, du solltest jetzt einschlafen …« Er war sich schmerzlich bewusst, dass seine Stimme nicht zum Singen gemacht war. Befehle quer über ein Schlachtfeld zu brüllen, mochte wohl jede Singstimme verderben. Martil sang dieselbe Zeile wieder und wieder, bis ihre Atmung tiefer geworden war und sie allem Anschein nach eingeschlafen war. Er seufzte vor Erleichterung und versuchte, es sich auf dem kleinen, ihm überlassenen Teil des Bettes bequem zu machen. Er musste eingeschlafen sein, denn als Nächstes wurde er wieder wach. Ihm tat die Schulter weh – und eine kleine Hand lag auf seinem Gesicht. Karia hatte ihre Puppen im Stich gelassen, war quer durch das Bett gewandert und hatte sich dicht an Martil gekuschelt.
    Er beobachtete ihr Gesicht für eine Weile. Er hatte sie eigentlich gerne bei sich, wenn sie schlief. Ihre kleine Hand lag weich auf seinem Gesicht und verschaffte ihm ein eigenartiges, warmes Gefühl in der Brust. Er lag dort recht lange so und wunderte sich. Dann ließ er sich vorsichtig aus dem Bett gleiten, ging auf die andere Seite hinüber, schob die Puppen zu Karia hinüber und legte sich dann wieder schlafen.
    Zum Frühstück gab es keinen Käse, aber genügend Brot, das geröstet werden konnte, und frische Butter, Honig und Milch, um es schmackhafter zu machen. Als Karia ihren vollgeladenen Teller leergegessen hatte, versuchte Martil mit dem mürrischen Gastwirt zu reden. Es stellte sich heraus, dass er kein Morgenmensch war, aber seine Frau war es. Sie war eine ziemlich mollige Frau mit einem wahrhaft hässlichen Gesicht und wirklich hilfreich. Sie nannte ihm Dörfer, wo sie übernachten konnten, und bestätigte, dass noch keine Berittenen in diese Gegend gekommen waren. Außerdem hatte sie über Danir den Zerstörer nur Schlechtes gehört.
    »Er kommt in den meisten Nächten über die Grenze geritten und hat es auf Gehöfte und arglose Reisende abgesehen. Am besten bleibt man nachts hinter einer sicher verschlossenen Tür«, riet sie ihm. »Was willst du überhaupt in Thest? Es ist ein Drecksnest.«
    Martil sah sich im Schankraum um. Es gab überall Schmutz und Flecken, in der Luft lagen viele Gerüche – von denen Schwein der einzige war, den er erkannte –, und er fragte sich, wie schlecht Thest sein musste, um vom Besitzer dieses Wirtshauses verspottet zu werden.
    »Hab dort Verwandte«, sagte er lediglich.
    »Mir wurde gesagt, du könntest mir helfen.«
    Pater Prent lächelte. »Ich bin ein Priester Aroarils. Ich habe immer Zeit, den Bedürftigen zu helfen.«
    »Ich will keine Antwort aus dem Lehrbuch! Ich brauche Hilfe, verdammt! Der Erzbischof, dieser Bastard, wird mir das Priesteramt nehmen!«
    Prent seufzte theatralisch. Der Mann im Kapuzenumhang hatte sich wie vereinbart nach Einbruch der Dunkelheit in seine Kirche geschlichen. Er hatte ihn am Haken. Jetzt musste er ihn nur noch an Land ziehen.
    »Nun, da war diese Sache mit dem Mädchen aus dem Dorf. Derlei Vorkommnisse werfen ein schlechtes Licht auf die Kirche.«
    »Meinst du, das wüsste ich nicht? Was kann ich tun?«
    »Mein lieber Bischof, ist es dir in den Sinn gekommen, bei Aroaril um Vergebung zu beten?«
    »Er erhört meine Gebete nicht – das tut er seit Jahren schon nicht mehr, wie du verflucht genau weißt! Das ist noch ein Grund, warum der Erzbischof mich hasst. Also, wirst du mir helfen oder mich weiterhin schikanieren?«
    Prent lächelte dünn. »Wo stände die Kirche denn heute, wenn man jedem sein Amt nähme, der bei Aroaril in Ungnade gefallen ist? Die gute

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