Der Hüter des Schwertes
schöne Prinzessinnen, Abenteuer, Elfen und Drachen. Aber davon abgesehen war er mit dem Erfolg zufrieden, den die Einkäufe unverzüglich erzielten. Karia hatte es besonders eine der Puppen angetan, und sie drückte sie fest an sich.
Sie amüsierte sich prächtig. Sie konnte essen, wann immer ihr der Sinn danach stand, und Martil beantwortete ihr bereitwillig alle Fragen und zeigte ihr auch viele Tiere und die verschiedenen Märkte in der Stadt. Dann waren da noch die Spielzeuge. Sie konnte es kaum erwarten, damit zu spielen.
Als sie all ihre Einkäufe getätigt hatten und Karia ihr eingepacktes Mittagessen – und alles von Martils Portion, das lecker aussah – verzehrt hatte, war es fast Mittag, und sie ritten zu Menners Schneiderei.
In seinem Laden war es dieses Mal so voll, dass es wenig sinnreich erschien, sich auch noch hineinzuquetschen. Stattdessen bummelten sie die Straße entlang und sahen sich andere Läden an. Nur einer erregte Martils Aufmerksamkeit. Das Fenster war verbrettert, und auf den Brettern stand in großen Buchstaben: »Fernal, Magier des vierten Kreises. Anmeldung erforderlich. Keine Magie umsonst.« Neben den Worten prangten ein paar grobe Sterne, um deren Wirkung zu verstärken, und »Keine Magie umsonst« war unterstrichen.
Karia war völlig hingerissen, als sie hörte, dass es der Laden eines Magiers war. »Können wir da reingehen? Können wir, biiitte?«, flehte sie Martil an.
»Ein anderes Mal«, sagte Martil beiläufig. Er hatte eine Abneigung gegen alle Zauberer. Sie hatten diese Gabe – und was stellten sie damit an? Sie berechneten exorbitant viel Geld für ihre Vorstellungen, stolzierten umher und erklärten allen Leuten, wie wichtig sie waren.
Bis sie zurückkamen, hatte der Schneiderladen sich geleert. Karias Kleider waren alle fertig, und mit wachsender Begeisterung probierte sie eins nach dem anderen an. Nur von den Schuhen wollte sie nichts wissen. Sie beschwerte sich, dass sie kniffen und ihr die Füße darin wehtaten. Es erforderte Menners gesamte Überredungskünste, um sie dazu zu bringen, die Schuhe zu behalten. Und danach bedurfte es einiger Honigmandeln und des letzten – und besten – Kleides, um sie wieder vollends aufzuheitern.
Martil überlegte, was er Gescheites sagen konnte, während er und Menner auf Karia warteten, die sich in dem Kleid noch immer bewunderte.
»Was gibt es Neues heute?« Martil sah draußen drei Leute zusammenstehen und sich angeregt unterhalten. Er vermutete, dass der Schneider, was Klatsch und Tratsch betraf, immer auf dem neuesten Stand war.
Menner konnte nicht widerstehen. »Schlimme Neuigkeiten, Herr. Man sagt, das Drachenschwert sei aus dem Palast gestohlen worden. Angeblich soll das Heer damit betraut worden sein, es zu suchen, und die Königsgarde ist aufgelöst worden, weil sie nicht fähig war, den Diebstahl zu verhindern«, sagte er und konnte sich vor Aufregung über all das ein Lächeln kaum verkneifen.
»Das Drachenschwert? Aber wie konnte es gestohlen werden?« Martil konnte sich kaum vorstellen, dass man die größte Kostbarkeit des Landes nicht vor einem Diebstahl zu bewahren wusste.
»Das ist die Frage, die wir uns alle stellen. Seit wir das Drachenschwert besitzen, leben wir in Frieden, während der Krieg unsere Nachbarländer verwüstet hat. Wer weiß, wie es unserem armen Land ohne das Schwert ergehen wird?«
Martil spürte den Drang zu erwähnen, dass die benachbarten Länder eher kleine oder recht zerrüttete Heere unterhielten, das norstalische Heer dagegen stark und groß war. Aber er sagte nichts.
»Die Miliz sagt, das Heer habe vom Palast den Befehl erhalten, die Ordnung wiederherzustellen. Ganze Geschwader von Berittenen sind auf der Straße nach Westen unterwegs. Vielleicht sind die Diebe in diese Richtung geritten. Stellt Euch das vor! Und das Heer wurde beauftragt! Herzog Gello muss überglücklich sein!«
»Also, dieser Herzog Gello«, setzte Martil an, aber dann klingelte es an der Eingangstür, und zwei Kunden betraten das Geschäft.
Menner verstummte sofort und verbeugte sich vor Martil, bevor er den neuen Kunden entgegeneilte. Er musste seine Zunge hüten, wenn es um Gello ging. Er wollte seine Eingeweide dort behalten, wo sie hingehörten.
Martil war von den Neuigkeiten zwar überrascht, zuckte aber bloß die Achseln. Das war seine geringste Sorge.
Karia beschloss, das rosafarbene Kleid zu tragen, auf dessen Schultern weiße und violette Blumen genäht waren. Der Rest verschwand in
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