Der Hüter des Schwertes
vergangenen drei Jahren gesprochen hatten. Der Gedanke, dass sie zwar im Besitz des Drachenschwertes waren, die Situation sich dadurch jedoch nicht grundlegend änderte … Er wollte nicht so einfach aufgeben.
»Der alte Räuber hat sich dir angeschlossen«, bemerkte er. »Das bedeutet, dass das Schwert auf dich angesprochen hat.«
»Nur weil ich nichts Besseres zu tun hatte«, grunzte Conal. Er mochte sich Martil anvertraut haben, aber er würde kein Wort mit diesem arroganten Zauberer reden.
Barrett war außer sich. Seine Hoffnungen und Ängste und die Anspannung, unter der er gestanden hatte, ließen ihn allen guten Willen vergessen, den Auserwählten des Drachenschwertes zu besänftigen. »Das Land braucht dich! Herzog Gello hat fast die gesamte Kontrolle an sich gerissen, und bald wirst du einen Krieg von verheerendem Ausmaß erleben. Er wird das größte Heer auf die Beine stellen, das dieser Kontinent je gesehen hat, und damit jedes Land bezwingen! Ihr Rallorer habt Jahrzehnte gebraucht, um Berellia zu besiegen. Denkst du, du kannst Gello aufhalten, wenn er fünfundsiebzigtausend Mann anführt?«
Es gab reichlich Themen, die Martil in Rage brachten, doch kaum etwas machte ihn so wütend wie eine Beleidigung des rallorischen Heers.
»Im Krieg geht es nicht nur um die Anzahl der Soldaten. Ihr Norstaler mögt euch für so überlegen halten, dass ihr selbst eure Scheiße toll findet, aber wir Rallorer haben das Beste niedergetrampelt, was Berellia und Aviland zu bieten hatten«, schnauzte Martil ihn an. »Du und deine Meute von verweichlichten Schoßhunden, ihr habt noch nie echten Männern gegenübergestanden!«
Barrett prustete verachtungsvoll. Er bemühte sich, nicht die Beherrschung zu verlieren, atmete tief durch und versuchte, an die Güte des Rallorers zu appellieren. Ein Ruf zu den Waffen könnte ihn vielleicht überzeugen. »Jetzt ist die letzte Möglichkeit. Du bist die letzte Hoffnung unseres Volkes und damit des ganzen Kontinents. Wie lautet dein Urteil?«, sagte er mit freundlicher Miene. Bestimmt würde Martil gleich irgendeinen Eid leisten, dass er die Königin und das Land rettete.
Martil hatte zu viele solcher Reden gehört – meistens bevor ihm befohlen wurde, in eine hoffnungslose Schlacht zu ziehen. Er hatte nicht vor, jetzt darauf hereinzufallen. Er sagte kein Wort.
Barrett war sein Zorn deutlich anzusehen, als ihm klar wurde, dass seine Ansprache bei Martil nichts bewirkt hatte. »Ich verfluche das Schicksal, dass das Schwert sich einen wie dich ausgesucht hat!« Barrett schlug mit der Hand auf den Tisch und sprang auf.
Karia schrie, schreckte vor Barretts Wutausbruch zurück, lief zu Martil und fing an zu weinen. Instinktiv hielten alle drei Männer inne und sahen Karia an. Martil streckte seine Arme aus, und sie kletterte auf seinen Schoß und legte ihren Kopf an seine Schulter.
»Es ist in Ordnung, wir haben uns nur unterhalten«, versicherte Martil ihr. Sie saß auf seinem Schoß und hatte Barrett bewusst den Rücken zugekehrt. »Sie hat viele Zornausbrüche ihres Vaters und ihrer Brüder durchgemacht. Sie hat immer noch Angst davor«, erklärte er.
Barrett atmete tief durch. Er hatte nicht gerade viel Erfahrung mit Kindern. Dennoch wollte er nicht zu der Sorte Menschen gehören, die kleinen Mädchen Angst einjagten. »Es tut mir leid, Karia. Verzeihst du mir?«
Sie drückte ihren Kopf nur noch fester an Martils Schulter.
»Später vielleicht«, schlug Martil vor und strich ihr übers Haar.
Barrett blickte ihn weiter an. Der Krieger war verschwunden, an seine Stelle war ein sanfter Mann getreten, der ein verängstigtes Mädchen beruhigte. Er konzentrierte sich erneut. Was auch immer Martil sonst noch war, er war der Auserwählte des Drachenschwertes. »Du wirst mir vielleicht nicht glauben, aber was du gerade gezeigt hast, muss der Grund sein, warum das Drachenschwert dich auserwählt hat. Es glaubt an Wiedergutmachung, also muss es zweifelsohne gefühlt haben, dass du seiner würdig sein könntest. Was immer du angerichtet hast, du kannst die Macht des Schwertes freisetzen. Nun ja, du musst es. Du wirst unser Retter, oder du wirst sterben. Das Schwert gestattet nur diese zwei Möglichkeiten.«
»Wie kann das Schwert überhaupt etwas gestatten? Es ist ein Stück Metall!« Einzig und allein die Tatsache, dass er Karia auf dem Schoß hatte, hielt ihn davon ab, auf Barrett loszugehen.
Der Zauberer seufzte. »Es wurde von den Drachen erschaffen. Es ist nicht lebendig, es wird
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