Der Huf des Teufels (German Edition)
natürlich. Willst du mal?«
»Heute Abend nicht mehr.«
Simon kam dazu.
»Du hast das Ding schon seit Wochen nicht mehr angefasst. Dafür hab ich’s dir nicht gekauft.«
»Ja, ja, ich hab momentan einfach keine Zeit.«
»Du hast keine Lust, das ist was ganz anderes. Und die letzte Gitarrenlehrerin hast du vergrault.«
»Sie war eine verdammte Hexe.«
»Vielleicht gibt Shelly dir ja Unterricht«, sagte Simon scherzhaft. »Das würde dir sicher besser gefallen.«
»Lasst mich erst mal ankommen. Ich muss jetzt wirklich ins Bett.«
»Hier«, sagte Sara und drückte ihr die zusammengefaltete Luftmatratze in die Hand. »Und träum was Schönes. Ist schließlich die erste Nacht in deinem neuen Heim.«
Zwei
Irgendein Geräusch hatte ihn geweckt. Leif blinzelte auf den Wecker neben seinem Bett. Es war sechs Uhr sieben. Lasse saß am Schreibtisch. Die Arbeitslampe leuchtete gegen die Wand neben dem Laptop, und er hackte irgendwas in den Computer. Die Bierflaschen und die Wodkaflasche, die sie gestern Abend geleert hatten, standen noch auf dem Boden vor dem Fernseher. Einen Kater hatte Leif nicht, aber er fühlte immer noch den leichten Schwindel vom Alkohol und eine schwere Müdigkeit in seinen Knochen.
»Was machst du da so früh?«, fragte er und räkelte sich verschlafen auf dem Bett.
Lasse antwortete, ohne seinen Blick vom Bildschirm zu lösen. »Ich rechne unseren Verdienst aus.«
»Was? Zum Quartalsende oder was? Du bist echt nicht mehr ganz frisch in der Birne.«
»Ich konnte nicht mehr schlafen.«
»Ich weiß nicht, wie du immer mit so wenig Schlaf auskommst. Ich könnte noch locker vier Stunden weiterpennen.«
»Wir müssen eh gleich los.«
»Ach.«
»Mit den fünftausend von Berger kommen wir auf insgesamt zwölftausendfünfhundert Euro.«
Leif quälte sich stöhnend aus dem Bett. »Ist doch nicht übel.« Er tapste ins Bad.
»Reicht mir aber nicht. Das geht mir alles zu langsam.«
»Zu langsam?«, fragte Leif und pinkelte bei offener Badezimmertür. »Der Berger-Deal ging doch recht flott.«
Lasse tippte energisch auf ein paar Tasten, und der Computer fuhr herunter. Er drehte sich auf dem Bürostuhl zu Leif um, der gerade spülte und in den Spiegel sah. »Ich will mehr«, sagte er. »Die paar Tausend reichen mir einfach nicht. Wir könnten richtig Kohle machen, wenn wir nur …«
»Was?«, fragte Leif und wandte sich zu ihm um.
»Diese Pferdegeschichte ist schön und gut, aber so kommen wir nicht ans große Geld.«
»Es läppert sich doch.«
»Ja, ja. Trotzdem. Was wir bräuchten, wäre ein richtig großes Ding, verstehst du? Ich will einen ganzen Haufen Kohle in meiner Hand halten.«
Leif ging zum Kühlschrank und suchte dort nach etwas Essbarem. Er fand ein Stück Pizza, die sie gestern übrig gelassen hatten, und biss genüsslich hinein.
»Das ist so eklig, Alter.«
»Guck doch woanders hin.«
Lasse rollte mit dem Stuhl ans Fenster und blickte hinaus. Es war noch dunkel. Die Laternen vor dem Wohnheim der Auszubildenden des Gestüts brannten, und das Licht vom Fahrradzwinger warf Schatten auf den Boden, die wie Gitterstäbe aussahen.
»Wir müssen uns was anderes überlegen.«
»Was soll das sein? Wir haben kaum Zeit für irgendwas anderes. Und ich will die Ausbildung nicht in den Wind schießen«, sagte Leif kauend.
»Das will ich auch nicht. Aber irgendwas wird mir schon einfallen. Keine Angst.«
»Genau das macht mir aber Angst. Wenn wir es übertreiben, sind wir am Arsch. Es ist nicht mehr so wie früher, wo wir mit allem durchgekommen sind. Wir werden auch nicht mehr nach dem Jugendgesetz bestraft. Wenn sie uns jetzt erwischen, wird’s richtig ernst. Wir müssen aufpassen und dürfen nicht zu gierig werden.«
»Vielleicht könnte diese Fernsehtante was für uns sein.«
»Bitte? Hast du mir überhaupt zugehört?«
»Ja, ja, typisch, du hast immer gleich die Hosen voll. Aber die hat auf jeden Fall fett Kohle. Im Fernsehen wird man doch fast noch besser bezahlt als im Kino.«
»Viel zu riskant«, meinte Leif kopfschüttelnd. »Gerade weil sie Kohle hat und so bekannt ist. Jemand wie sie könnte uns echt in Schwierigkeiten bringen.«
»Quatsch!« Lasse lachte verächtlich. »Die Alte ist ’ne Schauspielerin. Die haben alle Probleme. Psychisch labil. Kein Selbstvertrauen. Ohne ihre Rollen sind die nichts wert.«
»Keine Chance, Alter. Schlag dir das aus dem Kopf. Wir müssen jetzt los.«
Lasse erhob sich und kam Leif ganz nah. »Ich will nicht, dass du mich
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