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Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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folgte Cleopatra. Jetzt ging Shelly die kleine hölzerne Rampe hinauf. Man sah, dass das Pferd Respekt vor dieser ersten Hürde hatte, aber schließlich setzte es die Vorderläufe auf das Holz, und als nichts passierte, schritt es nach oben. Shelly ging in den Hänger, bis nach ganz vorn. Man konnte sie durch die kleinen Fenster an der Frontseite erkennen. Mit gesenktem Kopf blieb sie stehen. Cleopatra guckte, zuckte zweimal mit dem Kopf und ging schließlich ganz hinein.
    »Jetzt bringt sie sie um«, flüsterte Jülich angespannt. Das Pferd stand direkt hinter Shelly und reckte den Kopf über ihre Schulter. Man hörte dumpf Shellys Stimme, und kurze Zeit später kam sie hinten aus dem Anhänger heraus, während Cleopatra stehen blieb und ganz ruhig das frische Heu fraß. Shelly schloss leise die Klappe.
    »Das gibt’s doch nicht«, fluchte Lasse. Geraldine drehte sich grinsend zum Stallmeister um und streckte die Hand aus, um ihren Gewinn einzustreichen, doch Jülich war nicht mehr da. Er hatte sich klammheimlich aus dem Staub gemacht.
    Katja umarmte Shelly. Dann stiegen die beiden Frauen in den Pick-up und fuhren vom Hof.
    Lasse beglich seine Schulden und verschwand wortlos. Leif lehnte noch an der Stalltür. Geraldine trat ganz nah an ihn heran, sodass sich ihre Körper berührten. »Warum hast du nicht dagegen gewettet? Du wusstest doch, dass sie es schaffen würde.«
    »Ich hab gar nichts gewusst.«
    »Weißt du, wenn das mit uns noch mal was werden soll, musst du ein besserer Spieler werden«, flüsterte sie liebevoll.
    Shelly lenkte das Vehikel nach Katjas Anweisungen vor den Eingang der Klinik im Landgestüt. Sie stiegen aus, und Katja hielt sich im Hintergrund, während Shelly die Klappe öffnete und zu Cleopatra hineinging. Dr. Spieß kam aus dem Gebäude und blinzelte in die helle Sonne. Er und Katja begrüßten sich mit einem Handschlag.
    »Und das soll das Problempferd sein?«, fragte er, während Shelly mit der Stute rückwärts aus dem Hänger kam.
    »Ja, kaum zu glauben, was?«
    »Guten Morgen«, sagte Spieß laut zu Shelly, und sofort machte Cleopatra einen nervösen Schritt zur Seite, und ihre Augen wurden ängstlich. Shelly beruhigte sie wieder.
    »Guten Morgen«, sagte sie und reichte Spieß die Hand. Sie wartete auf irgendeine Reaktion, doch Spieß erkannte sie nicht. Er warf nur einen abfälligen Blick auf ihre Stiefel. »Es geht um …«
    »Den Hinterlauf, ich weiß«, fuhr Spieß ihr ins Wort. Er machte sich mit Blick auf die Patientin Notizen in seinem kleinen Büchlein. »Sollen wir sie besser sedieren?«, fragte er Katja. Die blickte unsicher zu Shelly.
    »Das Pferd steht seit zwei Jahren unbewegt in der Box. Ich denke, stillstehen kann es inzwischen. Wir machen das so.«
    »Auf Ihre Verantwortung. Wenn das Tier im Röntgenraum durchdreht und die Geräte beschädigt, kommen Sie dafür auf.« Er drohte Shelly mit seinem Kugelschreiber.
    »Was bedeutet eigentlich ›Spieß‹?«, fragte Shelly. Irritiert fuhr der Arzt zurück.
    »Frau Kutscher kommt aus Amerika«, erklärte Katja und musste sich ein Grinsen verkneifen.
    »Ein Spieß ist ein sehr spitzes langes Instrument, zum Braten von Fleisch zum Beispiel. Zigeunerspieß, sagt Ihnen das was?«
    »Nein.« Shelly lächelte, und Spieß begriff, dass sie ihn nur foppen wollte.
    »Könnten wir jetzt mit der Behandlung beginnen, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit«, sagte er scharf und ging auf die Kliniktür zu.
    Shelly blieb die ganze Zeit an der Seite von Cleopatra und erklärte ihr alles. Sie legte sich eine Bleischürze an und blieb im Raum, während die Aufnahme gemacht wurde. Cleo stand still wie ein Holzpferd, fraß fast gleichgültig den Zucker, den Shelly ihr als Belohnung gab, und trottete wieder zurück zum Anhänger. Das fertige Bild sahen sich Spieß, Katja und Shelly im Büro des Arztes an. Er steckte es in den Leuchtkasten.
    »Hoppla!«, rief er laut.
    »Das gibt’s doch nicht«, meinte Katja entsetzt.
    Die drei näherten sich dem Bild und sahen es sich ganz genau an.
    »Wie ist das da reingekommen?«, fragte Shelly.
    »Keine Ahnung«, antwortete Spieß, »aber es muss wieder raus.«
    In Cleopatras Hüftgelenk steckte eine ungefähr sechs Zentimeter lange Nadel.
    * * *
    Auf dem Fischbacher Gestüt gab es gleich neben den Umkleiden für die Auszubildenden eine kleine Kantine, die eigentlich nicht viel mehr war als ein Schuppen mit einem langen Tisch und Klappstühlen. Um eins kam eine Cateringfirma und brachte das Mittagessen.

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