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Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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sie unsicher. Sie hatte natürlich auch schon von dem Ausgang der Polizeibefragung erfahren. Und auch wenn es ihr Magenschmerzen bereitete, war sie doch ganz erleichtert gewesen, dass nicht ihr Vater hatte mitgehen müssen.
    »Wir machen es jetzt gleich«, sagte Shelly nur, ohne ein Wort der Begrüßung.
    »Was?«
    »Du weißt schon. Worüber wir gestern gesprochen haben.« Shelly blickte auf die Uhr. »Ich hab noch etwa eine Stunde Zeit. Es muss jetzt sein.«
    Sara nickte vorsichtig.
    »Hast du dein Handy dabei?«, fragte Shelly.
    Sara zog es aus ihrer Jackentasche.
    »Gut. Ich reite gleich los.«
    »Du reitest?«
    »Ja, dann sieht’s so aus, als wäre ich im Wald unterwegs gewesen. Und ich bin schneller so.« Shelly spornte Pancake an, und schon war sie auf und davon. Sie ritt über die Brücke in den Wald, und dort beschleunigte sie, bis sie aus Saras Sichtfeld verschwunden war. Nur das Schlagen der Hufe konnte Sara noch vernehmen.
    * * *
    Lasse hatte Jülich nach Shellys Wegritt erst einmal Rede und Antwort über den Vorfall stehen müssen. Er hatte beteuert, dass er keine Ahnung habe, was in Shelly gefahren sei, und sie hatten die Übungen wieder aufgenommen.
    Nach einer halben Stunde ging es für die Lehrlinge wieder zurück zum Gestüt. Die Pferde mussten gesäubert und gestriegelt werden.
    Lasse kratzte gerade die Hufe seines Pferdes aus, als Leif zu ihm kam.
    »Na, wie war’s? Jülich sieht aus, als hätte er euch gut gescheucht heute.«
    Lasse, der mit dem Vorderlauf des Tieres in der Hand gebückt an dessen Flanke stand, flüsterte seinem Freund zu: »Shelly war da.«
    »Was? Wo?« Leif beugte sich etwas herunter.
    »Auf dem Reitplatz. Sie denkt, dass wir schuld sind, dass Peter …«
    »Scheiße.«
    »Ja, es kommt aber noch besser.« Er ließ den Huf los und raunte Leif ins Ohr: »Sie hat mit meiner Mutter gesprochen.«
    »Bitte?«
    »Zumindest hat sie das gesagt. Sie meinte, sie wisse eine Menge über mich.«
    Leif und Lasse erhoben sich.
    »Das gefällt mir gar nicht«, meinte Leif.
    »Sie braucht einen Denkzettel, damit sie mit dieser Schnüffelei aufhört.«
    »Oh nein. Damit machen wir uns nur noch verdächtiger und hinterlassen wieder Spuren. Alles läuft doch gerade so, wie du es geplant hattest …«
    »Wie wir es geplant hatten«, sagte Lasse und blickte Leif durchdringend in die Augen.
    »Ja. Und das heißt, wir müssen uns so unauffällig und unschuldig wie möglich verhalten.«
    »Die bringt mich noch zur Weißglut.«
    »Ich weiß. Aber du musst jetzt versuchen, das zu ignorieren.«
    * * *
    Shelly hatte Pancake auf einer Weide etwa fünfzig Meter nordöstlich des Wohnheims stehen lassen und war zu Fuß zu dem Haus am Waldrand gegangen. Der Putz an der Außenwand hatte mit den Jahren inmitten von Bäumen, die inzwischen das Dach überragten, eine grüne Farbe angenommen. Sara hatte Shelly Simons Zweitschlüssel überlassen, was ihr Vater kaum bemerken würde, da er den Schlüsselbund für dieses Gebäude mit allen anderen Schlüsseln in einem Schrank im Kellerabgang aufbewahrte, den er höchstens ein- oder zweimal im Jahr überhaupt öffnete.
    Shelly marschierte also ohne Probleme durch die Eingangstür und nahm die Treppe nach oben. Hier gab es vier Zimmer und ein Bad. Hinten rechts befand sich Leifs und Lasses Zimmer. Die Schlüssel für hier oben waren nicht nummeriert, sodass sie ein wenig probieren musste, bis der sechste Schlüssel endlich passte. Vorsichtig schob sie die Tür auf, damit sie nicht irgendwo dagegenstieß, was ihr Eindringen hätte verraten können. Sie schloss die Tür hinter sich und sah sich zunächst einmal um. Die beiden Betten waren ungemacht, die Decken zerwühlt. In der kleinen Küchenzeile lagen die Brettchen vom Frühstück schief in der Spüle, und in dem Abtropfsieb standen Teller und Gläser vom Vorabend. Es gab ein Fenster an der Querwand hinter den Betten, das gekippt war und nach Süden, zum Waldweg hin, blickte. Das andere, größere Fenster befand sich in der Mitte der Längsseite über den Schreibtischen der beiden Jungen. Sie hatten die Tische im Neunziggradwinkel zur Wand platziert, sodass sie Rücken an Rücken saßen, wenn sie arbeiteten. Beide besaßen einen PC , und neben den Tastaturen stapelten sich Bücher, Zeitungen und Briefe. Der Fernseher befand sich auf einem niedrigen Regal aus Kiefernholz an der Wand hinter der Tür. Davor stand, so versetzt, dass man von den Betten aus noch gucken konnte, ein quadratischer Esstisch mit zwei Stühlen.

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