Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
Vom Netzwerk:
Gravur selbst skizziert, die Initialen werden Sie ja erkannt haben… Wo ist es gefunden worden?«
    »Ich habe es gefunden«, antwortet Tamar. »Offenbar hat Ihr Vater es in der Jagdhütte zurückgelassen, als er sie an den Herrn Neuböckh übergeben hat.« Sie wartet. »Wundert Sie das eigentlich nicht, dass er ein solches Erinnerungsstück nicht nach Argentinien mitgenommen oder es wenigstens in sein Bonner Haus gebracht hat?«
    Cosima Autenrieth blickt zu Polaczek, dann zu Tamar. Plötzlich sieht das Gesicht unter der schwarzen Badekappe anders aus. Missvergnügt wäre nicht mehr der richtige Ausdruck.
    »Könnten wir unter vier Augen sprechen?«
    Tamar nickt. Polaczek hebt grüßend eine Hand und geht.
    Cosima Autenrieth klappt ihre Handtasche auf und holt ein silbernes Zigarettenetui heraus. »Ich darf rauchen?« Sie wartet die Antwort nicht ab, sondern zündet sich eine Filterzigarette an.
    Tamar wartet.
    Cosima Autenrieth hält die Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger, als wolle sie sie in der Hand verbergen.
    »Es ist albern, darum herumzureden«, sagt sie plötzlich. »Natürlich weiß ich, dass er tot ist. Seit ein paar Jahren weiß ich das schon.«

Mittwoch, 14. November 2001
    Das Gesicht des Leitenden Kriminaldirektors Steinbronner ist nur zu einem Teil zu erkennen, zum anderen ist es hinter einer großen getönten Brille verborgen. Steinbronner muss am Morgen den Versuch unternommen haben, sich zu rasieren. Aber entweder war die Klinge schartig oder die Hand nicht so sicher, wie sie es bei einem solchen Geschäft sein sollte.
    »Ich habe Ihren Bericht nicht verstanden«, sagt Steinbronner. »Entweder liegt es an meinem Kopf oder an Ihrem Bericht. Aber alles, was ich begreife ist, dass Sie ein halbes Dutzend Leute festgenommen haben, ohne dass Sie mir auch nur in einem einzigen Fall erklären könnten, weshalb.«
    »Diese Leute sind sämtlich unter Umständen angetroffen worden, die verdächtig sind«, antwortet Tamar. »Unter Umständen, die auf Straftaten hingedeutet haben oder auf die Verabredung dazu.«
    »Wissen Sie, was ein Anfangsverdacht ist?«, unterbricht sie Steinbronner. »Hat man Ihnen in der Fachhochschule nicht beigebracht, dass Sie nicht einfach durch die Gegend rennen können und einsperren, wer Ihnen gerade komisch vorkommt?«
    »Die Sachverhalte, um die es hier geht, sind nicht komisch …« »Unsinn! Warum sind Sie in dieses Höft gefahren?«
    »Weil mich der Kollege…, weil mich mein früherer Kollege Berndorf darum gebeten hat.«
    »Ihr früherer Kollege Berndorf! Da fängt die Scheiße doch schon an… Das war also eine private Fahrt?«
    »Nein. Ich wusste, dass Berndorf sich darauf eingelassen hat, in der Sache Hollerbach zu ermitteln. Ich wollte wissen, mit welchen Leuten er Kontakt aufnimmt.«
    »Ach nee.«Steinbronner nimmt seine Brille ab und betrachtet sie aus verkaterten roten Augen. »Sie kommen mir vor wie beim Bienzle im Tatort. Was wollte Berndorf in Lauternbürg?«
    »Er wollte Neuböckh nach den Umständen befragen, unter denen dieser vor zehn Jahren die Jagd im Revier Lauternbürg vom vorigen Pächter Autenrieth übernommen hat. Das können Sie in seiner Aussage nachlesen.«
    Steinbronner beugt sich nach vorn. »Was ich kann und was ich nicht kann, überlassen Sie gefälligst mir. Und die Aussage von Berndorf – das geht mir, verehrte gnädige Frau, aber so was am Arsch vobei. Der lügt. Der linkt, wo er kann… Aber weiter. Was war in Lauternbürg?«
    »Wir haben den Wagen am Ortseingang abgestellt. Berndorf ging zu dem Werksgelände der Firma Neuböckh, weil er im Büro dort Licht sah. Ich wartete außerhalb.«
    »Unsinn. Sie sind ihm gefolgt. Warum?«
    »Da sagte ich Ihnen schon. Ich wollte wissen, mit welchen Leuten er sich eingelassen hat.« Sie lächelt knapp. »Außerdem war es die einzige Möglichkeit, seine Extratouren zu unterbinden.«
    Steinbronner blickt hoch. »Und warum haben Sie ihn dann nicht einfach in den Neuen Bau gebracht? Und zwar vor dieser Extratour, bei der Sie ihm den Harry gemacht haben?«
    »Vorher hatte ich dazu keine Handhabe.«
    »Sie nahmen Ihre Dienstwaffe mit?«
    »Ja. Und auch ein Paar Handschellen.«
    »Warum?«
    »Ich hatte das Gefühl«, sagt Tamar und bereut sogleich, dass sie es sagt, »ich hatte das Gefühl, dass diese Leute gefährlich sind.«
    »Sie hatten das Gefühl …! Schön, wenn Frauen fühlen. Sie gingen also auf das Firmengelände. Was haben Sie dort gesehen?«
    »Nichts«, antwortet Tamar. »Es war

Weitere Kostenlose Bücher