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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Staunen aufgelegt haben. In seinem Wohnzimmer sieht sie sich unauffällig um. Kurz verweilt der Blick auf der Fotografie der grünäugigen, beinahe schon lächelnden Barbara. Eher ratlos betrachtet sie, was an Lektüre herumliegt: Montaignes Tagebuch seiner Italien-Reise, eine Ausgabe des TaoTe King, das Taschenbuch mit Lewis Carrolls »Alice im Wunderland« und eine antiquarische Ausgabe von Mörikes »Stuttgarter Hutzelmännlein« … Cosima Autenrieth sagt, dass sie gerne eine Tasse Tee trinkt und geht mit in die kleine Küche und sieht ihm zu, wie er den Tee aufgießt. »Woher wussten Sie eigentlich, wo man meinen Vater finden würde?«
    Hatte er das wirklich gewusst? »Ich sollte Ihnen noch mein Beileid aussprechen«, sagt er und stellt Tassen und Unterteller auf das Tablett.
    »Ich danke Ihnen«, antwortet sie, »aber mein Vater ist ja nun schon eine Weile tot, finden Sie nicht? Sie haben übrigens meine Frage nicht beantwortet.«
    »Sie vergessen«, sagt Berndorf und trägt das Tablett an ihr vorbei ins Wohnzimmer, »dass ich dieses Gewehr in Neuböckhs Jagdhütte gefunden habe… Ich wundere mich übrigens, dass Neuböckh es dort gelassen hat. Womöglich ist es das, was ihm das Genick brechen wird.«
    »Das klingt fast so«, meint sie und setzt sich ihm gegenüber, »als glaubten Sie nicht, dass er der Mörder ist.«
    »Darauf kommt es nicht an. Jetzt ist die Staatsanwaltschaft am Zug. Sie muss wissen, was sie beweisen kann.« Er schenkt ein. »Und was sie beweisen will. Wenn man den Fall als einen Streit unter Jägern verkaufen kann, wird sie das mit Handkuss tun. Dann bräuchte sie nämlich keine Zeugen, mit deren Vorladung sie womöglich ein Stirnrunzeln des US-Botschafters in Berlin auf sich ziehen könnte.«
    Cosima Autenrieth nimmt einen zierlichen Schluck Tee. »Sie müssen verstehen, dass ich etwas in Sorge bin. Diese Geschichte ist für meine Mutter und auch für mich schrecklich genug. Ich möchte nicht, dass das Ansehen meines Vaters…« Sie lässt den Satz unvollständig.
    »Ich weiß nicht, ob Sie wissen, dass bei Ihrem Vater einiges Geld gefunden wurde«, sagt Berndorf, »mehr Geld, als es irgendjemand vernünftigerweise in bar mit sich führen würde… Dieses Geld wird ja wohl zur Sprache kommen müssen, übrigens auch ein Grund, warum es mit der Anklage gegen Neuböckh Probleme geben könnte. Verstehen Sie, das Ansehen ist eine Sache, und das Geld eine andere, vielleicht sollten Sie sich auf eines davon konzentrieren.«
    »Ich glaube, Sie mögen uns nicht«, antwortet Cosima Autenrieth. »Schade. Aus Gründen, die ich nicht kenne und nicht verstehe, sind Sie an meinem Vater interessiert gewesen. Es liegt auf der Hand, dass mein Vater sich in Dinge hat verstricken lassen, die nicht gut sind. Sind Sie jemand, der den ersten Stein aufheben darf?«
    Berndorf schüttelt nur kurz den Kopf. »Darum geht es nicht. Sie sind nicht gekommen, um hier das Andenken Ihres Vaters schönzureden. Sie sind wegen Meunier hier. Ich nehme an, Sie werden schon längere Zeit von ihm unter Druck gesetzt.«
    Cosmia tastet nach ihrer Handtasche und holt ein Zigarettenetui heraus und klappt es auf. »Stört es Sie sehr…?«
    Berndorf zögert. »Rauchen Sie nur«, sagt er dann und steht auf und holt aus seiner Küche einen Aschenbecher.
    »Darf ich Ihnen eine anbieten?« Einladend hält sie ihm das Etui hin.
    »Ein hübsches Etui«, sagt er. Er nimmt es in die Hand und betrachtet es, ohne eine Zigarette zu nehmen. In die schimmernde Deckelseite sind die Initialen CA eingraviert, umgeben von einem Rankenwerk. Weil das Etui das Licht der Tischlampe spiegelt, dreht Berndorf es ein wenig hin und her, um das Rankenwerk genauer betrachten zu können. Die Initialen sind so ineinander verschlungen, dass sie auch einen Kreis darstellen könnten, der sich um ein Dreieck schließt.
    »Mein Vater hatte das gleiche Etui«, sagt sie, das Feuerzeug in der Hand. »Man hat es bei ihm gefunden, es war ganz schwarz. Aber ich habe es wieder erkannt.«
    »Warum die gleichen Etuis?«, fragt er und gibt ihr Feuer. »Weil Sie die gleichen Initialen haben?«
    »Es war einer seiner spontanen Einfälle«, antwortet sie. »Er hatte in Zürich zu tun und mich mitgenommen, bei einem Juwelier suchten wir nach einem Mitbringsel für meine Mutter und fanden nichts, bis er das Etui entdeckte. Ich sagte, dass es hübsch sei, weil ich dachte, er wolle es für sich, und dann kam er auf die Idee, zwei zu bestellen, und gab auch die Gravuren in Auftrag. Er

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