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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Haben das die Spaziergänge mit dem Hund gemacht? Wo ist er eigentlich?«
    »Beim Auto«, antwortet Berndorf und geleitet Barbara über die Zufahrtsstraße zu den Kurzzeit-Parkplätzen. »Es ist ein etwas merkwürdiges Auto, lass dich bitte nicht davon irritieren. Einen Fahrer habe ich auch. Er ist ein Profi.«
    Barbara wirft einen Blick auf ihn, sagt aber nichts, auch nicht, als Berndorf auf einen schwarz schimmernden, tiefer gelegten Opel mit Weißwandreifen und einem rotgelbviolette Flammen speienden Drachen auf der Motorhaube zusteuert. Neben dem Opel steht ein schlaksiger junger Mann, schwarzhaarig und mit einer Narbe auf der Stirn, der an der Leine einen großen, gelben, gelangweilten Boxerrüden hält.
    »Das ist Jiri Adler«, erläutert Berndorf. »Guter Fahrer.«
    »Sie können mich Paco nennen«, sagt Paco.
    Man tauscht einen Händedruck, dann wendet Barbara sich dem Hund zu. »Und das muss Felix sein, mein Gott, einen kleineren Hund hast du nicht gefunden!« Felix schnüffelt kurz zu ihr hoch und äugt dann weiter an der Front der Autos entlang. Aber wen immer er erwartet, er wird nicht kommen. »Es dauert, bis du zum Rudel gehörst.«
    Barbara sitzt vorne, Berndorf und der Hund klettern auf die Rücksitze, Paco steuert den Wagen auf die Autobahn, und ehe Barbara es richtig wahrnimmt, gleitet der Wagen auch schon durch die Kolonnen des Feierabendverkehrs, Paco beschleunigt mit röhrendem Motor, wo es möglich ist, und wechselt die Spur, wenn es nicht anders geht. Im Autoradio kommen Schlager aus den 60er-Jahren, »Wir wollen niemals auseinandergehen«, schluchzt Heidi Brühl, bis der Verkehrsfunk ihr den Ton abdreht und vor vereinzelten Nebelfeldern warnt, die Straße ist feucht, die Scheinwerfer schieben Tunnels von Licht durch die diesige Nacht.
    »Schön, wenn es nicht langweilig wird«, sagt Barbara, als Paco rechts an zwei Benzen vorbeizieht, die sich auf den Spuren zwei und drei ein Wettrennen liefern. Ihre rechte Hand tastet nach dem Haltegriff am oberen Türholm. Sie dreht sich zu Berndorf um. »Wie hast du ihn engagieren können?«
    »Paco ist eigentlich Fachmann für die Balkanroute«, antwortet Berndorf. »Kann man doch so sagen?«
    Paco nickt.
    »Aber die Geschäftsbeziehungen sind im Augenblick etwas eingeschränkt. Die Kollegen im Neuen Bau haben seinen Arbeitgeber eingebuchtet.«
    »Wegen des Mordes an diesem Journalisten?«
    »Nein«, antwortet Berndorf. »Wegen des Mordes an einem Jagdfreund. Einem Bonner Beamten mit einem Jagdrevier auf der Alb …« Er berichtet in groben Zügen.
    »Nett«, meint sie, als er zu Ende gekommen ist. »Ein Beamter, der die Sitzungen des Bundessicherheitsrates vorbereiten muss. Sein Jägerfreund, der Altmetall in den Balkan entsorgt, oder in Afrika. Und was haben jene Männer damit zu tun, wegen derer man seine Post nicht aufmachen soll?«
    »Nichts haben sie damit zu tun«, sagt Berndorf. »Alles höchst reputierliche Persönlichkeiten. Schon lange im Geschäft, auch wenn man vorübergehend wegen allgemeinen Staatsbankrotts auf der Straße saß. Dafür ist man jetzt bei einer ersten Adresse untergekommen und wird mit Nachstellungen subalterner Polizeibehörden selbstverständlich nicht behelligt… Es sei denn, es hilft einer ein wenig nach.«
    »Und wie, bitte, willst du das tun?«
    Berndorf antwortet nicht. Aus dem Autoradio schwingt sich Edith Piafs Stimme und bereut nichts, Berndorf schaut auf die Uhr, es ist kurz vor 21 Uhr. »Warte mal, ich würde gerne Nachrichten hören.« Paco fährt den Drackensteiner Hang hoch, an Kolonnen von Lastwagen vorbei, die Sicht wird klarer. Über der Albhochfläche sind die Sterne zu ahnen.
    In Berlin ist der Regierungschef guter Dinge, dass er auch nach der Vertrauensfrage am nächsten Tag zu regieren haben wird, außerdem bekräftigt er die uneingeschränkte Solidarität der Bundesregierung mit den USA im Kampf gegen den internationalen Terrorismus, die Arbeitslosenzahlen sind im Oktober wieder gestiegen und die Wirtschaftsweisen haben ihre Gutachten wieder einmal nach unten korrigiert…
    »Als haltlos hat ein Sprecher der Bundesregierung Vermutungen zurückgewiesen, wonach der Tod eines früheren Beamten des Kanzleramtes im Zusammenhang mit dem umstrittenen Verkauf von Panzern aus Beständen der ehemaligen Nationalen Volksarmee stehen könnte. Der Verkauf der Panzer an Italien sei 1993 erfolgt und damit Monate nach dem Ausscheiden des Beamten aus dem Kanzleramt. Die Leiche des Mannes war gestern in einem Waldstück

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