Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
Vom Netzwerk:
als Unschuldslamm enorm an Glaubwürdigkeit.«
    »Hören Sie«, wendet Meunier ein, »wir haben das Zwanzigfache zu bekommen…« Er macht eine Bewegung, die Berndorf nur aus den Augenwinkeln wahrnimmt. Sein Blick ist auf Kadritzke gerichtet, den Kerl in der Lederkluft, der plötzlich am Tisch steht und seinen Helm darauf abstellt.
    »Machen Sie die Koffer auf«, befiehlt Kadritzke. Barbara zuckt mit den Schultern, schiebt dann aber die Kaffeetasse zur Seite, hebt die beiden Aktenkoffer auf den Tisch und klappt sie auf. Bündel Schweizer Banknoten, mit Banderolen zusammengehalten und sorgsam nebeneinander gestapelt, bieten sich dem Blick dar.
    Kadritzke greift nach einem der Geldbündel und blättert ihn prüfend mit dem Daumen auf.
    Berndorf, seinen Hund hinter den Ohren kraulend, sieht sich um. An den Nachbartischen wenden sich Köpfe ab, rasch, wie ertappt.
    »Ich will Sie nicht drängen«, sagt Barbara in die Stille, »aber bis Sie das alles durchgezählt haben, ist die Polizei hier, ohne dass einer von uns sie rufen muss.«
    Kadritzke greift zu einem zweiten Bündel und fährt wieder mit dem Daumen prüfend die Kante entlang. Schließlich hat er genug gesehen. »Machen Sie die Koffer wieder zu.«
    Auf der anderen Seite des Tisches steht Meunier auf, die rechte Hand in der Tasche seines Jacketts.
    Barbara klappt die Deckel herunter und lässt die Verschlüsse einrasten. Kadritzke klemmt seinen Helm wieder unter den Arm und nimmt mit einem raschen Griff erst den einen, dann den anderen Aktenkoffer auf.
    »Egon!«, sagt Meunier, leise, warnend, die Hand noch immer in der Jackentasche.
    Für einen Moment verharrt Kadritzke und blickt auf Meunier. Unbeteiligt, gleichgültig.
    »Egon«, wiederholt Meunier. Schweigend wendet sich Kadritzke ab.
    Hastig schiebt sich Meunier an der Tischecke vorbei, die rechte Hand ist nicht mehr in der Jackentasche, sondern hält eine kleine schwarze Pistole. Er macht einen raschen Schritt auf Kadritzke zu, an Berndorf vorbei, es ist ein Schritt zu viel, ein Schritt, der die Fluchtdistanz zwischen Mensch und Tier unterschreitet, rumpelnd bricht unterm Tisch Felix hervor, gerät zwischen die Beine Meuniers, der stolpernd nach vorne stürzt und der Länge nach auf dem Boden aufschlägt. Über den polierten Terrazzo rutscht, sich drehend, die kleine schwarze Pistole.
    »Ruhig Felix, hierher!« Berndorf ist aufgesprungen und holt die Leine ein. Der Hund, die Ohren zurückgelegt, die Lefzen unterm Maulkorb hochgezogen, lässt widerstrebend von Meunier ab. Berndorf blickt um sich. Barbara steht neben ihm. Kadritzke hat sich der Tür zugewandt. Ein Mann in einer weißen Schürze kommt ihm entgegen und will ihn mit erhobenen Händen aufhalten, aber dann – ohne dass ein Wort gefallen wäre – weicht er zurück und gibt den Weg frei.
    Wo ist Cosima? Berndorfs Blick irrt über den Tisch und hakt sich wieder bei Meunier ein, der kniend sich das rechte Handgelenk hält. Gestaucht?
    Auf der anderen Seite des Tisches taucht Cosima auf, das Gesicht gerötet, stemmt sich an der Tischkante hoch und läuft blicklos an Meunier und Berndorf und Barbara vorbei, Kadritzke und den Aktenkoffern hinterher, die kleine schwarze Pistole in der Hand.
    Was jetzt? Barbaras klare Stimme holt Berndorf ein.
    »Du hast doch bezahlt?«
    Sicher doch. Ja.
    »Dann lass uns gehen.«
    Berndorf zerrt den Hund an Meunier vorbei, aber dann versucht es der Mann in der weißen Schürze noch einmal. »Wir haben die Polizei gerufen, bleiben Sie doch, bitte!«
    »Das ist Recht«, antwortet Berndorf. »Aber ich muss diesen Hund hier wegbringen, er ist sehr gefährlich…« Noch einmal reißt er Felix zu sich her, der Mann mit der Schürze geht erschrocken zur Seite, wie durch eine Gasse neugieriger und furchtsamer Gesichter werden Barbara und Berndorf und der Hund zur Tür geleitet und verlassen das Café und gehen gerade so schnell, dass es noch nicht wie eine Flucht aussieht, zu dem beigebraunen Ford, der mit laufendem Motor und offenen Türen am Gehsteigrand wartet.
    Bei einem Blick zur Seite sieht Berndorf, wie Kadritzke vor der Honda stehen geblieben ist, wartend, wie erstarrt. Nur zwei oder drei Schritte hinter ihm hält Cosima die Pistole auf Kadritzkes Rücken gerichtet, sie hält sie mit beiden Händen. Als sie Schritte hört, wirbelt sie herum und richtet die Waffe auf Berndorf oder Barbara, so genau ist das nicht zu erkennen, es sieht aus, als ob die Mündung vom einen zur anderen irrt. »Glauben Sie bloß nicht, ich kann

Weitere Kostenlose Bücher