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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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für Ärger gesorgt hat. Trotzdem muss ich wissen, ob es in der Geschichte von 1961 ein Detail gibt, ein Verbindungsstück, irgendeinen Haken, an dem sich Hollerbach verfangen haben kann…«
    Berndorf schenkt Tee nach. Auf dem Schachtisch liegt noch immer die Kopie mit dem »Tagblatt«-Bericht über Schafkreutz’ Rede im Landtag. Irgendetwas war damit gewesen.
    Wenig später ist er wieder allein. Widerstrebend setzt er sich an seinen Schreibtisch und nimmt sein Telefon und ruft die Auskunft an. Felix folgt schnaufend und kriecht unter den Schreibtisch.
     
     
    Es ist ein kalter Morgen, aber der Mann trägt unter seinem blauen Arbeitskittel kurze Hosen. Der halb offene Kittel gibt den Blick frei auf Waden, die von Krampfadern überzogen sind. In seiner Hand hält der Mann einen Kehrbesen.
    »Und bitte«, sagt er zu Kuttler und deutet anklagend auf das Häuschen hinter sich, »wer zahlt uns das, die ganze Sauerei wegmachen, sagen Sie mir das einmal!«
    Das Häuschen ist spitzgieblig und hat einen Wintergarten und über dem Eingang einen Balkon mit einem Geländer aus Zirbelholz, als wäre man in Reit im Winkel. Auch die Fassade ist mit Holzlatten verkleidet, und man sieht, dass das Holz im Frühjahr frisch gestrichen wird. Abgesehen von zwei oder drei verkohlten Papierfetzen auf der Hofeinfahrt kann Kuttler nichts von einer Sauerei erkennen.
    »Was glauben Sie, wie die Stores ausgesehen haben«, fährt der Mann fort und deutet auf die Fenster, die mit allerhand Weißgerafftem zierlich verhängt sind. »Der ganze Qualm zieht da rein und setzt sich fest. Keine Sau zahlt das. Gebäudebrandversicherung, dass ich nicht lache … Abkassieren, das ist alles, was die können.«
    Kuttler betrachtet die Straße. Hollerbachs Haus – oder was davon übrig geblieben ist – liegt auf der anderen Straßenseite schräg gegenüber. Durch das Weiß-Geraffte hindurch musste man einen guten Überblick gehabt haben.
    »Hat der Herr Hollerbach eigentlich öfter Besuch gehabt?«, will er wissen.
    »Woher soll ich das wissen?«, fragt der Mann zurück. »Glauben Sie, ich hab nichts anderes zu tun, als dem Herrn Hollerbach seinem Umgang nachzuluren? Wir sind hier in der Siedlung rechtschaffene Leute, da gibt es ganz andere Ecken, wo die Polizei ein Auge drauf haben müsste, aber nix!«
    »Da haben Sie sicher Recht«, sagt Kuttler, »aber jetzt ist halt grad das Haus da drüben abgebrannt. Und da dachte ich mir, vielleicht ist in den letzten Tagen jemand aufgefallen, der nicht so richtig hierher gehört.«
    »Also so richtig hierher gehört hat auch der Herr Hollerbach nicht«, antwortet der Mann, »wenn das Haus nicht abgebrannt wär, könnten Sie sehen, warum nicht. Aber über die Toten…« Er stellt den Kehrbesen zur Seite und fasst Kuttler scharf ins Auge. »Also, junger Mann, warum fragen Sie das nicht gleich? Vor ein paar Tagen ist da einer herumgefahren, in einem umlackierten Opel, mit einem Drachen oder Adler auf der Motorhaube, wissen Sie, das Fahrgestell tiefer gelegt und schwarze Scheiben hinten. Mir ist der Opel gleich aufgefallen, weil ich gedacht hab, das ist so einer, wo die Stereoanlage wummert, und dass das hier in der Siedlung nicht geht, aber die Lautsprecher waren gar nicht eingeschaltet… Und es war auch nicht vor ein paar Tagen, es war vorgestern, am Nachmittag, wo am Abend das Feuer war.«
    Von Hollerbachs Grundstück tritt ein Mann auf die Straße, es ist einer der Kriminaltechniker der Spurensicherung, und sieht sich suchend um.
    »Den Fahrer von diesem Opel können Sie nicht beschreiben?« , fragt Kuttler.
    »Ein Ausländer«, kommt die Antwort. »Ein Dunkelhaariger, so mit Locken.«
    Der Kriminaltechniker kommt auf den Hof und grüßt und fragt Kuttler, ob er ihm kurz etwas zeigen könne. Kuttler dankt dem Mann im Arbeitskittel und sagt, dass man von seiner Aussage noch ein Protokoll machen werde. Dann geht er mit dem Kriminaltechniker zu Hollerbachs Grundstück und an der Ruine vorbei durch den Garten. Schief hängt ein verrostetes Gartentor in den Angeln.
    »Es hat hier jede Menge Spuren«, sagt der Techniker, »die meisten werden von den Feuerwehrleuten sein.«
    Und durch das Gartentor konnte jeder durch, denkt Kuttler. Sie gehen weiter, auf einem Pfad, der durch Buchengehölz führt und dann zwischen Fichten hindurch, bis sie auf einen größeren Weg kommen, wie er für Forstarbeiten angelegt wird. An der Einmündung des Pfades auf den Weg sind Reifeneindrücke markiert. Im nassen, ein wenig lehmigen

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