Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
Vom Netzwerk:
Brandunglück gelesen habe«, sagt er, während er seinen Mantel auszieht und über die Lehne hängt, »als ich das gelesen habe, dachte ich sofort an Sie und dass Sie nun deshalb in dieser Sache ermitteln würden…«
    »Was für ein Unglück?«, will Marielouise Hartlaub wissen. »Ach, da steht eine schreckliche Geschichte in der Zeitung«, antwortet Hartlaub, »ein Journalist ist umgekommen, in seinem Haus verbrannt, die Zeitung schreibt merkwürdig darüber, als ob nicht klar sei, was da wirklich passiert ist.«
    »Du meinst, ein Mörder hat das Haus angezündet?«, fragt Pascal. »Damit man nicht merkt, wie er den anderen totgemacht hat?«
    Hartlaub antwortet, dass er gar nichts meint und schon gar nicht solche Dinge. Seine Ehefrau fragt, ob es nicht vielleicht Gesprächsthemen gebe, die ein wenig kindgemäßer seien, worauf Berndorf sich irgendwie schuldig fühlt und sagt, er müsse sowieso mit Felix noch einen Weg machen und verabschiede sich deshalb. Nach Austausch der unvermeidlichen Höflichkeiten – Hartlaub versichert, keinesfalls wolle er Berndorf vertrieben haben – entfernen sich Herr und Hund, Berndorf zahlt an der Theke, dann kehrt er noch einmal um und holt den Umschlag mit den Kopien, beinahe hätte er ihn vergessen, und tritt schließlich mit Felix hinaus in den Nebel, der bereits dicht in den Straßen hängt.
     
     
    »Das verstehe ich nicht«, wiederholt Englin und beugt sich nach vorne, um Tamar über den Tisch hinweg zu fixieren. »Erklären Sie es mir. Erklären Sie es so, dass es auch ein Polizist versteht, der nicht an der Fachhochschule studiert hat.«
    Tamar atmet tief durch und nimmt einen neuen Anlauf. »Ich habe dem Jiri Adler, genannt Paco, erklärt, dass ich mit ihm sprechen wolle. Er hat mich weggestoßen, ich habe ihn festgehalten, auf den Tisch niedergedrückt, dann hat mich einer der Gäste zur Seite gestoßen, angeblich, weil er mir behilflich sein wollte. Dadurch kam Adler frei.«
    Wally Reinert, die Pächterin der Bahnhofsrestauration, hatte Tamar den Namen nennen können. Inzwischen lief eine Fahndung nach Adler und seinem Wagen, einem Opel, wie die Zulassungsstelle mitgeteilt hatte.
    Englins Augenlid zuckt. »Und warum sind Sie ihm nicht nach?«
    »Weil ich erst einen der Gäste abschütteln musste, den Adler gegen mich gestoßen hatte.«
    Englin lehnt sich zurück. »Abschütteln mussten Sie ihn? Wir sind hier nicht beim Pflaumenpflücken, Kollegin.« Wieder zuckt das Augenlid. »Abgesehen davon«, fährt er dann fort, »dass hier deutlich wird, wie gering die Akzeptanz weiblicher Beamter in der Bürgerschaft ist – abgesehen davon, was glauben Sie, wie wir diesen Ablauf den Medien erklären sollen? Wie Kollege Kuttler ermittelt hat, ist dieser Jiri Adler dringend tatverdächtig, aber« – Englin hebt die Stimme – »wenn eines der blinden Hühner in diesem Dezernat einmal im halben Jahr ein Korn findet, vergackeiert es das andere …«
    Tamar will aufstehen. Kuttler legt ihr beruhigend die Hand auf den Arm und hält ihn fest. »Wir haben gegen Jiri Adler so gut wie nichts in der Hand«, sagt er ruhig, »außer dass er das Mädchen verprügelt hat.«
    Tamar unterdrückt den heftigen Impuls, Kuttlers Hand abzuschütteln. Er hat Recht, denkt sie dann. Viel hab ich wirklich nicht anzubieten. Nicht einmal eine Aussage dieser Carmen. Sie hatte das Mädchen in einer schmuddeligen Dachkammer gefunden, ein verschüchtertes Geschöpf mit blond gefärbten Haaren und verschwollenen Augen. Carmen hatte sich zwar in die Klinik zur Untersuchung bringen lassen, sich aber strikt geweigert, auch nur ein Wort darüber zu sagen, wer sie so zugerichtet hatte.
    »Nichts in der Hand?«, echot Englin. »Junger Kollege, der Mann war am Tatort, der Mann hat offenbar ein Motiv, der Mann ist gewalttätig, verhält sich verdächtig und befindet sich auf der Flucht …«
    »Adler war am späten Nachmittag in Lauternbürg«, wendet Kuttler ein. »Aber nicht zur Tatzeit. Jedenfalls haben wir keine Aussage dazu. In dieser Siedlung funktioniert die soziale Kontrolle. Den Nachbarn entgeht nur wenig. Jiri Adlers Wagen ist auffällig, er wäre gesehen worden, wenn er damit um Mitternacht in der Siedlung herumgefahren wäre …«
    »Das musste er ja nicht«, sagt Englin. »Das ist ja kein Dummer. Der hat den Wagen irgendwo abgestellt und ist dann zu Fuß zu Hollerbach.«
    »Eben«, antwortet Kuttler. »Der oder die Täter sind zu Fuß gekommen. Nachdem sie ihren Wagen abgestellt haben. Zum

Weitere Kostenlose Bücher