Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)
Ihrem Auto?«
»Mein Reisegepäck. Die Hundedecke.« Wieso: hatten…?
»Na schön. Ich habe gerade den Anruf von unseren Sprengstoffexperten bekommen. Sie werden sich eine neue Hundedecke kaufen müssen.«
Berndorf blickt ungläubig.
»Es ging nicht anders«, fährt Villekens fort. »Nicht unsere Schuld. Ihre Freunde sind schuld. Eine hübsche kleine Falle. Wenn Sie die Zündschlüssel umgedreht hätten, wären Sie in die Luft geflogen. Rumms! Und was von Ihnen und Ihrem Hund übrig geblieben wäre, das hätten dann wir auseinanderfieseln dürfen, es gibt lustigere Arbeit, glauben Sie mir … Aber das ist nur der Anfang. Eine Bombe an die Zündung anschließen, das ist nämlich praktisch gar nichts. Das kriegen heute doch schon Hauptschüler fertig, wenn ihnen der Deutschlehrer auf den Geist geht. Ihre Freunde aber sind keine Hauptschüler.« Er macht eine Pause. »Aber das haben Sie sicher auch schon selber herausgefunden.«
Berndorf müht sich, ein gleichgültiges Gesicht zu machen. »Die haben sich noch eine kleine Kleinigkeit zusätzlich ausgedacht«, fährt Villekens fort. »Sie hatten einen zweiten Zünder eingebaut. Mit eigener Batterie. Und mit einer Art Zugband, wenn ich den Kollegen richtig verstanden habe. Können Sie mir folgen?«
Was soll ich dazu sagen, denkt Berndorf. Nichts.
»Also, wenn unsere Kollegen die Verbindung zur Zündung gekappt hätten«, fährt Villekens fort, »dann hätte es ein klein’ Schnäpperche’ getan« – er schnipst kaum hörbar mit den Fingern – »die zweite Batterie hätte Kontakt gehabt, und die Kollegen wären in die Luft geflogen. Eigentlich eine ziemliche Sauerei, finden die Kollegen, und auf Sie sind sie überhaupt nicht gut zu sprechen… Zum Glück sind die Kollegen nicht ganz so blöde, wie manch anderer aussieht. Sie haben die Leute drum herum evakuiert und ihr Auto ferngezündet. Also nicht das Auto, sondern die Bombe darin, aber das läuft ja auf dasselbe hinaus. Die Kollegen haben nämlich keine Lust gehabt, nachzugucken, ob Ihre Freunde noch irgendwo einen dritten oder vierten kleinen schmutzigen Trick vorbereitet hatten. Wird aber auch so nicht besonders lustig gewesen sein, nachts die Leute herauszuscheuchen…«
Villekens lehnt sich wieder zurück. »Also Kollege – pardon, Herr Berndorf: Was sind das für Geschäfte, auf die Sie sich eingelassen haben?«
»Keine Geschäfte«, antwortet Berndorf. »Ich bin Rentner. Jemand, der zu seinem Privatvergnügen wissen will, wie eine Geschichte wirklich gelaufen ist, die es vor vierzig Jahren einmal gegeben hat. Nichts Aufregendes, kein Staatsanwalt wird sich dafür interessieren, es ist alles verjährt…«
»Worüber wir uns aufregen, entscheiden noch immer wir«, unterbricht ihn Villekens. »Im Übrigen haben Sie diesen Quark schon fünfmal breitgetreten. Der Rentner, der einen Herrn Autenrieth sprechen will, weil der bei einem Streit um Zigeuner dabei gewesen sein soll, aber der Herr Autenrieth ist nicht da, weil er vor zehn Jahren Zigaretten holen gegangen ist in Südamerika… Doch dann fahren Sie erst recht nach Bonn, um mit einem, der nicht da ist, ein Gespräch oder ein Interview zu führen… Menschenskind Berndorf, Sie sind doch ein Mann vom Fach, angeblich sollen Sie das sein, Sie haben ein Morddezernat geleitet, da muss es Ihnen doch selber im Kopf wehtun, was Sie mir da vorlügen!«
»Dieser Constantin Autenrieth ist verschwunden, und zwar unter Umständen, die für jeden verdächtig sein müssen«, antwortet Berndorf. »Verdächtig ist vor allem die Rolle des Mannes, der Autenrieths Jagd samt Hütte übernommen hat. Diesen Mann könnten Sie allerdings fragen, auf welche Geschäfte er sich eingelassen hat. Wer seine Geschäftsfreunde und Jagdpartner sind, und was er mit den Schnellfeuergewehren zu tun hat, die …«
»Die in Rotterdam gefunden wurden, in Containern seiner Firma, ich weiß. Sechsmal, Berndorf! Sechsmal erzählen Sie mir nun schon von den Kalaschnikows und der Jagdhütte und einer Schießerei, ich kann es Ihnen singen…« Wieder meldet sich das Telefon. Villekens meldet sich. »Nein«, sagt er dann, »nimm es noch mal zurück und leg es ins Zimmer vom Jupp.« Dann steht er auf. »Ich muss Sie einen Augenblick allein lassen.«
Berndorf nickt. Er versucht, sich auf dem Holzstuhl so zurückzulehnen, dass er für einen Augenblick die Augen schließen kann. Aber wenn er die Augen schließt, kippt er weg, gleich wird er vom Stuhl fallen… Er zwingt sich, die Augen offen
Weitere Kostenlose Bücher