Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)
ist noch gar nicht alles. Da war doch ein Artikel in der Zeitung, ein Artikel über die Geschichte mit dem Posaunenchor. Und jetzt ist der Journalist, der das geschrieben hat, tot. Der ist umgebracht worden. Und die Polizei« – ihre Stimme senkt sich zu einem Flüstern – »die glaubt, dass diese Frau etwas damit zu tun hat …«
»Wer, bitte, setzt solche Geschichten in die Welt?«
»Das sind keine Geschichten«, sagt die Kuchenbeck trotzig. »Es ist die Wahrheit. Sie kennen doch auch jemand bei der Polizei, fragen Sie da doch, ob die beim Herrn Chorleiter Buck gewesen sind und gefragt haben…«
»Also schön. Sie hat den Journalisten abgemurkst. So etwas sollte sie sich allerdings nicht zur Gewohnheit machen. Und was hat sie sonst noch angestellt?«
»Sie glauben mir ja doch nicht«, meint die Kuchenbeck schnippisch. »Aber heute Abend werden Sie es ja selbst hören. Das Dekanatsgebäude muss jetzt umgebaut werden.« Triumphierend hebt sie den Kopf. »Und zwar nur, weil sie es so will. Das alte Haus ist ihr sonst nicht gut genug.«
»Und von wem wissen Sie das?«
Unwillig schüttelt die Kuchenbeck den Kopf. »Es ist nicht anständig von Ihnen, Herr Pfarrer, dass Sie von mir verlangen, über andere zu reden.«
»Weißt du, was der Betonkopf von mir will?«
»Nöh«, antwortet Kuttler und löst den Blick vom Bildschirm. »Nur, dass du gleich zu ihm kommen sollst. Er hat offenbar Oberwasser. Jedenfalls läuft er so durch den Korridor.« Kuttler zieht seinen Kopf zwischen die Schultern und schiebt sein Kinn vor. »Irgendwie so.«
Tamar zieht eine Grimasse. »Sonst was?«
»Er hat den schrotthandelnden Jägermeister laufen lassen.« »Das ist nicht wahr!«
»Doch wahr«, beharrt Kuttler. »Noch etwas. Im Labor haben sie die Abdrücke untersucht, die Orrie von den Fahrspuren draußen bei der Hütte gemacht hat. Und was glaubst du…?« »Es sind die gleichen Abdrücke wie hinter Hollerbachs Haus?«
»Bingo…«
Die Tür fällt zu. Kuttler wendet sich wieder dem Bildschirm und seinem Bericht zu. Irgendetwas stimmt nicht. Nachmittags um drei ist es doch noch nicht dunkel…
Tamar geht durch den Korridor zu dem Büro, das Steinbronner bezogen hat. Sie tritt ein, Steinbronner sitzt hinter seinem Schreibtisch und telefoniert, die Füße auf einen Beistelltisch gelegt. Als er Tamar erblickt, weist er auf den Besucherstuhl, es ist weniger eine einladende als eine befehlende Geste.
»Das weiß ich auch, dass die letzten Transfers nicht gut gelaufen sind«, sagt er in den Hörer. »Wenn ich nur das Gesicht von diesem jugoslawischen Meniskusschaden sehe… Aber deshalb werfen wir den Verein doch nicht den Hyänen vor.« Er legt auf und wendet sich Tamar zu. »Nett, dass man Sie auch mal sieht.« Tamar sagt gar nichts.
»Ich habe ein paar Neuigkeiten für Sie«, fährt Steinbronner fort. »Sie haben doch immer sehr eng mit dem Herrn Berndorf zusammengearbeitet?«
»Er war mein unmittelbarer Vorgesetzter.«
Steinbronner blickt auf, über seine Halbbrille hinweg. »Das haben Sie fein gesagt. Aber wie auch immer – es wird Sie interessieren, dass gestern Abend ein Bombenanschlag auf ihn versucht worden ist.«
Dieser Narr, denkt Tamar. Dieser alte Narr. Aber jetzt ist auch klar, warum sie nichts von ihm gehört hat.
»Ist er tot?«, fragt sie.
Steinbronner beobachtet sie weiter. »Nein«, antwortet er schließlich, »ich sagte doch, es war ein Versuch. In seinen Wagen ist eine Bombe eingebaut worden, aber der Hund hat sich auffällig aufgeführt… Seit wann hat er eigentlich einen Hund? Jedenfalls hat er Alarm geschlagen, Berndorf, nicht der Hund, und die Kollegen Feuerwerker von der Bonner Polizei haben sich der Sache angenommen. Sie wissen nicht zufällig, was er in Bonn gesucht hat?«
»Tut mir Leid. Aber ich bin über das, was Herr Berndorf tut oder unterlässt, wirklich nicht unterrichtet.«
Steinbronner lehnt sich zurück. »Ist das wirklich so?«, fragt er dann und setzt ein knappes Lächeln auf, das gerade ausreicht, um die Oberlippe über zwei künstlich weißen Schneidezähnen hochzuziehen. »Sie wohnen doch bei ihm. Oder hat man mir da etwas Falsches erzählt?«
»Sie vermengen Dinge«, antwortet Tamar, »die nichts miteinander zu tun haben.«
Steinbronner lässt das Lächeln noch eine Weile auf seinem Gesicht stehen. »Wir sollten aber wirklich wissen«, sagt er schließlich, »was das für Geschäfte sind, auf die Berndorf sich eingelassen hat. Gegenüber den Bonner Kollegen
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