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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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vor?«
    »Ich will den Kadaver der Katze ausgraben«, sagte ich kurz. »Ich muss es genau wissen…«
    In einem Geräteschuppen fand ich einen Spaten, und dann machten wir uns unter der großen Blutbuche an die Arbeit. Nach einiger Zeit wurde unsere Mühe belohnt. Erfreulich war es nicht; das Tier war immerhin seit einer Woche tot. Aber ich sah, was ich sehen wollte.
    »Das ist die Katze«, sagte ich. »Dieselbe Katze, die ich hier am Tage meiner Ankunft sah.«
    Settle schnupperte. Ein Geruch nach bitteren Mandeln war immer noch wahrnehmbar.
    »Blausäure«, sagte er.
    Ich nickte.
    »Was glaubst du?«, fragte er neugierig.
    »Dasselbe wie du!«
    Meine Vermutung war für ihn nicht neu – in seinen Gedanken war sie, wie ich merkte, auch schon aufgetaucht.
    »Das ist unmöglich«, murmelte er. »Einfach unmöglich! Es spricht gegen jegliche Wissenschaft – gegen die Natur…«
    Seine Stimme wurde immer unsicherer und verstummte.
    »Diese Maus gestern Abend«, sagte er. »Aber – mein Gott, das kann doch nicht wahr sein!«
    »Lady Carmichael«, sagte ich, »ist eine sehr seltsame Frau. Sie besitzt okkulte Kräfte – hypnotische Kräfte. Ihre Vorfahren stammen tatsächlich aus dem Osten. Wissen wir, welchen Gebrauch sie gegenüber einem schwachen, liebenswerten Wesen wie Arthur Carmichael davon macht? Und vergiss eines nicht, Settle: Wenn Arthur Carmichael hoffnungslos geistesgestört und ihr ergeben bleibt, gehört der ganze Besitz praktisch ihr und ihrem Sohn – du hast selbst gesagt, sie vergöttere ihn. Und außerdem wollte Arthur heiraten!«
    »Aber was machen wir jetzt, Carstairs?«
    »Im Augenblick nichts«, sagte ich. »Wir können nur versuchen, Lady Carmichael vor der Rache zu schützen.«
    Lady Carmichael erholte sich langsam. Ihre Verletzungen heilten von allein so gut, wie man es nur erwarten konnte – wenngleich sie die Narben von diesem Angriff wahrscheinlich bis an ihr Lebensende nicht verlieren würde.
    Ich kam mir so hilflos vor wie noch nie. Die Macht, die uns besiegt hatte, war immer noch ungebrochen, unbesiegt, und obgleich sie sich im Augenblick ruhig verhielt, war doch anzunehmen, dass sie nur ihre Zeit abwartete. In einem Punkt war ich fest entschlossen. Sobald Lady Carmichael sich so weit erholt hatte, dass sie transportfähig war, musste sie »Wolden« verlassen. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass diese entsetzliche Erscheinung nicht in der Lage war, ihr dann zu folgen. Und so vergingen die Tage.
    Den 18. September hatte ich als den Tag festgesetzt, an dem Lady Carmichael weggebracht werden sollte. Am Morgen des 14. September kam es jedoch überraschend zur Krise.
    Ich war gerade in der Bibliothek und besprach mit Settle die Einzelheiten von Lady Carmichaels Abreise, als ein aufgeregtes Dienstmädchen in den Raum stürzte.
    »O Sir!«, rief sie. »Schnell! Mr Arthur – er ist in den Teich gefallen! Er stieg in das Boot, und das Boot trieb mit ihm ab, und dabei hat er das Gleichgewicht verloren und ist ins Wasser gefallen! Ich habe es vom Fenster aus gesehen.«
    Ich zögerte keinen Augenblick, sondern lief sofort aus dem Zimmer, gefolgt von Settle. Phyllis stand draußen und hatte den Bericht des Mädchens selbst gehört. Sie lief mit uns hinaus.
    »Aber Sie brauchen keine Angst zu haben«, rief sie. »Arthur ist ein ausgezeichneter Schwimmer.«
    Ich befürchtete jedoch das Schlimmste und beschleunigte mein Tempo. Die Wasseroberfläche des Teiches war spiegelglatt. Das leere Boot trieb langsam dahin – aber von Arthur war nichts zu sehen.
    Settle riss sich das Jackett herunter und zog seine Schuhe aus.
    »Ich gehe in den Teich«, sagte er. »Nimm du den Bootshaken und suche vom zweiten Boot aus. Das Wasser ist nicht tief.«
    Die Zeit schien stillzustehen, während wir suchten. Minute folgte auf Minute. Und dann, als wir gerade verzweifelten, fanden wir ihn und brachten den anscheinend leblosen Arthur Carmichael ans Ufer.
    Bis an mein Lebensende werde ich den hoffnungslosen, gequälten Ausdruck auf Phyllis’ Gesicht nicht vergessen.
    »Nicht – nicht…« Ihre Lippen weigerten sich, das entsetzliche Wort zu bilden.
    »Nein, nein, meine Liebe«, rief ich. »Wir bringen ihn schon wieder zu sich – keine Angst.«
    Innerlich hatte ich jedoch kaum noch Hoffnung. Eine halbe Stunde war er unter Wasser gewesen. Ich schickte Settle ins Haus, um vorgewärmte Decken und andere notwendige Dinge zu besorgen, und begann dann mit Wiederbelebungsversuchen.
    Angestrengt arbeiteten wir länger als

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