Der Hund, die Krähe, das Om... und ich!
was mir nicht leichtfiel. Aber nach all meinen Versuchen mit diversen Diäten hatte ich eine Art Erkenntnisgewinn:
Es bringt mir nichts, immerzu von vorn zu beginnen. Auf und ab – immer wieder! Das macht einen auf Dauer sehr unzufrieden. Und heißt es nicht auch, man werde aus Erfahrung klug? Ich habe jedenfalls beschlossen: Ich esse, wenn ich Hunger habe. Ich esse, worauf ich Hunger habe. Ich höre auf, wenn ich satt bin. Das hört sich nicht gerade nach bahnbrechenden Erkenntnissen an, aber wenn man wie ich jahrelang in einer Dauerschleife Diät-Essen-Diät-Essen festgesteckt hat, ist es eine.
Momentan läuft dieses bewusstere Essen wunderbar. Ich bin nicht mehr so leicht verführbar. Stopfe (fast!) nichts mehr einfach so nebenher in mich rein. Nur weil ich an einer Bäckerei vorbeilaufe, muss ich nicht hineingehen und etwas kaufen. Egal, wie gut es riecht. Selbst wenn es frischer Streuselkuchen ist. Oder: Nur weil eine Freundin noch einen schönen saftigen Kreppel (Berliner) in der Tasche hat, muss ich ihn nicht haben. Auch wenn sie ihn übrig hat. Ich verkneife mir nichts. Alles, was ich wirklich möchte, erlaube ich mir. Aber eben nur das. Nichts, was mir nur eben mal zuwinkt! Auch das Einfach-so-Reinfuttern aus Langeweile oder Frust lasse ich.
Das Verrückte: Ich habe im Moment schlicht keine Fressanfälle. Keinen Heißhunger. Ich kontrolliere mich nicht und esse trotzdem kontrollierter. Kann das der Schlüssel sein? Muss man einfach nur aufhören, sich wie manisch mit diesem Thema zu beschäftigen? Ist die permanente Kontrolle vielleicht kontraproduktiv? Ich bin nicht so aufs Essen beziehungsweise Nicht-Essen fixiert. Lasse meinen Körper entscheiden, wann und was er gern hätte. Höre auf, wenn ich satt bin. Hat das mit meinem Yoga zu tun?
Ist Yoga nebenher noch so etwas wie ein Navigationsgerät für schlaue Ernährung? „Bitte biegen Sie rechts zum Kühlregal ab und nehmen Sie Quark. Folgen Sie der Straße zum Gemüseladen und kaufen Sie Salat!“
Yoga: Ein GPS im Dschungel der Ernährungsfallen? Es sieht fast so aus. Danke, Yoga.
TAG 25
Löwengesicht
Lese einen Artikel über Gesichts-Yoga. Glenn Close, die amerikanische Schauspielerin ( Eine verhängnisvolle Affäre, 101 Dalmatiner ... ) macht seit Jahren Gesichts-Yoga. Angeblich, anstatt Botox zu spritzen. Sie verzieht ihr Gesicht und behauptet, dadurch langsamer zu altern. Allein durch die tägliche Gesichts-Yoga-Praxis! Schaue mir auf YouTube ein Video mit Gesichts-Yoga an. Alle 26 Gesichtsmuskeln sollen damit trainiert werden. Es ist ein kunterbuntes Fratzenschneiden. Etwas, wofür man früher von seinen Eltern streng abgemahnt wurde.
Ohne despektierlich sein zu wollen: Es sieht ein bisschen aus wie jemand mit Tourette-Syndrom. Und es fallen Worte wie Trockenpflaume! So möchte man ja eigentlich nicht aussehen ... Scheint gewöhnungsbedürftig zu sein. Beschließe aber, einmal Gesichts-Yoga zu machen. Natürlich keinesfalls in der Öffentlichkeit. Es gibt Dinge, die muss nicht jeder sehen. Wenn es Botox erspart, sollte man ihm allerdings eine Chance geben. Wäre ja die wesentlich preiswertere Lösung.
Hier zum schnellen Nachmachen, der Löwe: Augen nach oben rollen, Blick auf den Punkt zwischen den Augenbrauen, Mund öffnen, Zunge raus und dazu brüllen.
Gesichts-Yoga im Internet, zum Beispiel hier: http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=rYdSQTpGSdE
Als ich die Übung probiere, kommt mein Sohn erschrocken angerannt. „Alles okay bei dir?“
Ja, alles okay. Mama ist nicht verrückt geworden. Es ist nur Gesichts-Yoga! Bitte einfach nicht hinschauen!
TAG 26
Generationskonflikt
Ich gehöre definitiv nicht zur Zielgruppe von MTV, dem Musiksender. Schon lange nicht mehr. Als ich Zielgruppe gewesen wäre, gab es noch gar kein MTV. Warum nur habe ich mir dann eine Yoga-DVD von MTV gekauft? Wie konnte ich nur auf eine solche Schnapsidee kommen?
Eine blonde, sehr dynamische Frau begrüßt mich. Gemeinsam mit drei anderen wird sie mich durch ein Yoga-Programm „für alle“ begleiten. Egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene, erläutert sie. Uff. Da bin ich direkt ein bisschen beruhigt. Aber nur kurzfristig. Das Programm ist so schnell wie die Schnitte in Musikvideos. Nach zehn Minuten, in denen ich ständig hinterheryogae und kurz vor der Schnappatmung stehe, drücke ich zunächst auf Pause. Ich lege mich in Shavasana und atme eine Weile durch. Ich spule vor und hoffe, das Schlimmste ist vorbei. Leider nicht. Ich liege noch eine
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