Der Hund, die Krähe, das Om... und ich!
Weile in Shavasana und gestehe mir ein, dass ich das nicht – oder vielleicht noch nicht – schaffe, und dann hole ich mir Ursula zurück auf meinen Bildschirm. Auch bei ihr wird nicht rumgetrödelt, aber wenn man sich anstrengt, kann man gut mithalten. Wie heißt es so schön: Man muss seine Grenzen akzeptieren.
ICH WERDE DIE DVD VERSCHENKEN. ODER ERST MAL NACH GANZ HINTEN INS REGAL RÄUMEN. ICH KENNE MEINE GRENZEN. JEDENFALLS IN DIESEM FALL.
TAG 27
Herzöffner
Heute ist Gill-Tag. Training mit Fachpersonal. Gill ist überrascht, weil ich Rückbeugen gut kann. Meinen Körper nach hinten zu biegen, ist für mich kein großes Problem. Also dieses: Einfach aus dem Stand mit durchgedrückten Beinen (nicht in die Knie gehen!) nach hinten biegen. „You are so flexibel!“, staunt Gill und ich bin stolz wie eine Grundschülerin über ihre erste Eins. Hurra! Komplimente sind etwas Herrliches. In meinem Alter noch mal mehr. Je seltener man sie hört, umso beglückender sind sie.
Eigentlich schade, dass sich Menschen so selten Komplimente machen. Sie kosten nichts und erfreuen sehr. Werde ab sofort alles Nette, was ich über andere denke, auch laut sagen. Schadet ja nicht und macht das Leben so viel angenehmer. Komplimente sind eine Art soziales Schmiermittel und komplett unterschätzt. Also immer raus damit!
(ÜBRIGENS RICHTIG NETT, DASS SIE MEIN BUCH LESEN!)
Rückbeugen sind laut meiner Trainerin Herzöffner – ich finde, das wirft endlich mal ein gutes Licht auf mich! Leider ist das Können dieser Übungen nicht etwa das Ergebnis strengen disziplinierten Trainings, sondern einfach Veranlagung. Manche können sich gut zurückbeugen, manche eher nach vorn, jeder hat so seine Talente. Und ob man mit Rückbeugen tatsächlich sein Herz öffnet – hmm, das erscheint mir dann doch wieder sehr weit hergeholt. Aber es klingt wunderschön!
TAG 28
Yoga-Messe
Heute ist Ausflugstag. Meine beste Freundin Conny und ich fahren zur Yoga-Messe nach Köln. Ich erhoffe mir neue Eindrücke und fantastische Shopping-Möglichkeiten. Ein paar hübsche Klamotten, eine stylishe Matte, Impulse fürs Training, einen Überblick über die vielfältige Welt des Yoga.
Wir fahren 180 Kilometer bis nach Köln Hürth. Ins Gewerbegebiet. Eine sehr triste Gegend. RTL produziert hier einige Sendungen – kein Wunder, dass sie so viel Comedy machen, ohne Humor kann man diese Gegend schwer ertragen. Wer hier täglich arbeiten muss, sollte eine Zulage bekommen.
Der Besuch der Messe kostet zwölf Euro Eintritt. Mit unseren Presseausweisen kommen wir umsonst rein. Wie nett. Dazu gibt es sogar noch einen Gutschein fürs Mittagessen im Wert von neun Euro. Sehr erfreulich, denken wir. Eine warme Mahlzeit und noch dazu umsonst, das ist ja eigentlich immer eine feine Sache.
Die Messe selbst ist, gelinde gesagt, enttäuschend. Ich hatte mir eine Vielfalt an Angeboten versprochen. Millionen Menschen machen mittlerweile Yoga, da sollte man doch denken, dass mehr als 16 Anbieter auf einer solchen Messe ausstellen. Innerhalb von zehn Minuten haben meine Freundin und ich das Angebot gecheckt. Zwei nette Bekleidungsfirmen – ansonsten nichts Aufregendes. Yoga hat so viele Stile, so viele Facetten – wo verstecken die sich? Da ist ja die Sanitärmesse in Frankfurt spannender (die im Volksmund „Interklo“ genannt wird) und das will wirklich was heißen.
Wir fragen nach. „In München war viel mehr los!“ bekommen wir als Antwort. Schade. Die Messe ist eine Art einziger Rohkoststand – auch menschlich gesehen. Keinerlei Glamour weit und breit. Alle machen einen sehr naturbelassenen Eindruck. Die viel gepriesene Yoga-Vielfalt will sich hier nicht zeigen.
Man möchte spontan Peyman Amin und Boris Entrup von Germany’s next Topmodel anrufen, um ein bisschen Farbe in das Ganze zu bringen. Alles wirkt irgendwie grau und trist.
„Dann essen wir halt mal was!“, schlage ich vor. Unser (immerhin kostenloses) Menü besteht aus weißem Reis, zerkochtem Matschgemüse, Gemüsebällchen, einer Art Köfte, und abgedeckt ist das Ganze mit einem Papadam (einem dünnen frittierten Fladen aus Linsenmehl). Ich esse nicht auf. Wer mich kennt, weiß, was das heißt. Auch auf den Kaffee hinterher muss ich gezwungenermaßen verzichten. Es gibt nur Getreidekaffee! Ich habe kein Problem damit, wenn Menschen lieber Getreidekaffee trinken. Aber ich werde nicht gern dazu gezwungen, Getreidekaffee zu trinken. Ich trinke Kaffee eben auch, weil er Koffein enthält.
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